Und es geht wieder los!
Die ersten zwei Testfahrten nach meiner Rücken-OP (Saisonstart 2019 und Pfingsttour 2019) haben geklappt - die Schmerzen sind wesentlich geringer als vorher - aber die Kondition ist leider noch nicht ganz die alte! Nun ja, zumindest muss ich (Arno) wohl auch akzeptieren, dass man mit 71 (!) nicht mehr ganz so flott unterwegs sein kann, wie früher. Das bedeutet aber nicht, dass man(n) es erst gar nicht erst versuchen sollte. Ganz im Gegenteil.
Unser Plan ist es in diesem Jahr, von Helsinki aus über Turku, Stockholm, Göteborg und Kopenhagen die Heimreise nach Berlin anzutreten. Die Anreise erfolgt per Fähre von Travemünde aus. Boarding am 15. Juli 2019 gegen 22:00 Uhr, dann zwei Übernachtungen an Bord, um schließlich dann am 17. Juli 2019 in Helsinki anzukommen.
Wie üblich und seit vielen Jahren bewährt, macht(e) Brigitte wieder die GPS-Routen- und Reiseplanung, u. a. mit VeloMap - unseres Erachtens eine der besten Radkarten überhaupt - auf dem Reise-PC, so dass wir einerseits kaum noch herkömmliches Kartenmaterial mitführen, andererseits schon im Vorfeld einschätzen können, was uns wo und wie erwartet. Besonderen Wert legt Brigitte dabei auf ausgewogene Etappenlängen und möglichst sichere Übernachtungsplätze (meist Camping, selten Bett, aber möglichst immer mit Dusche).
09. Juli 2019
So allmählich wird`s ernst! - Wie immer gibt`s vor der Abreise noch jede Menge ehrenamtliche Vereinsarbeit (bin Vorsitzender sowohl des LV Berlin des DAV wie auch des AlpinClub Berlin, Sektion des DAV) zu erledigen und noch viel wichtiger; nämlich mit Brigitte die letzten Reisevorbereitungen zu treffen. - Obwohl das ja so allmählich Routine sein sollte, gibt`s immer wieder noch Dinge, die Stress machen und Nerven kosten. Aber das gehört eben auch irgendwie dazu ;-)
12. Juli 2019
Heiße Schlussphase, morgen früh geht`s los. Erst ein Stück mit der RB und dann in drei Etappen (zweimal zelten) nach Travemünde. - 23:00 Uhr; alles ist verpackt, es kann los gehen …!
REISETAGEBUCH
13. Juli 2019
Anreise. – Wir fahren per S-Bahn und RE bis Karstädt, einem kleinen Ort an der Brandenburgischen Grenze. Es ist Samstag, es sind Ferien in Berlin, ergo, die RB ist zumindest in Punkto Fahrradstellplätze mehr als am Limit. Die Situation entspannt sich erst weit hinter Berlin.
Wir wollen heute so um 60 km fahren und erleben gleich zwei Überraschungen; nämlich Niedrigwasser an der Elbe und eine eingeplante Fähre hat den Betrieb eingestellt (folglich kleiner Umweg über Dömitz) und nach Tagen der absoluten Trockenheit den ersten kräftigen Gewitterschauer. Wir erreichen den Zeltplatz am Schwimmbad in Dannenberg. Es gibt zum ersten Mal auf der Tour leckere Spaghetti.
14. Juli 2019
Wir fahren zurück an die Elbe, um die Weiterfahrt auf dem Elberadweg fortzusetzen. Ein wirklich lohnender Abschnitt, (Fahrrad)touristisch gut erschlossen und tolle alte teils Reed gedeckte Fachwerk-Bauernhäuser an der Strecke. Wir kehren unterwegs dreimal ein, ehe wir nach etwa 70 km den Campingplatz am Lanzer See erreichen. Der Platz ist ok., unser Zelt bauen wir am Lübeck-Elbe Kanal auf und reservieren einen Tisch in der nahen gelegenen Speisegaststätte. Unsere Bäuche spannen danach ziemlich. Das Wetter hat sich verändert, es ist bedeckt, allerdings kaum Niederschlag, dafür aber Temperaturen nur kleiner 20 °C, nachts so um die 10 °C.
15. Juli 2019
Weiter geht`s gut 50 km entlang dem Kanal (alte Salzstraße) und zwar etwas mühsam. Denn der gesamte Streckenabschnitt ist nicht asphaltiert, sondern lediglich als befestigter Schotterweg ausgelegt (oft nur mit zwei Spurrillen). Die Strecke zieht sich … .
Endlich in Lübeck angekommen, steuern wir direkt das Holstentor an, schließlich sind wir ja auch „nur“ Touristen. Später gönnen wir uns am Markt noch ein Marzipaneis und leckeren Kuchen, ehe wir uns auf den Weg durch den Feierabendverkehr nach Travemünde machen. Eine Besonderheit auf dieser Strecke ist, dass wir einen weiteren Kanal unterqueren müssen (Tunnel) und hierfür ein spezieller Fahrradbus benutzt werden muss.
Nach insgesamt etwa 80 km erreichen wir den Fährhafen (Skandinavien Kai) und warten geduldig darauf, gegen 23:00 Uhr an Bord zu dürfen. Als Radfahrer – wir sind hier längst nicht die einzigen – sind wir privilegiert, dürfen nämlich so ziemlich mit als die Ersten an Bord. Wir beziehen unser tolles Zimmer (geräumige Außenkabine mit gutem Komfort).
16. Juli 2019
Da wir sehr spät ins Bett gekommen sind, schlafen wir etwas länger, stellen die Uhr um eine Stunde vor und gehen zum Frühstücksbuffet. - Unsere Minikreuzfahrt verläuft durchaus angenehm. Wir haben eine ziemlich geräumige Außenkabine mit Fernseher und Internetanschluss. Auch kann man(n) sich über das Essen nicht beklagen. Es gibt oft und viel zu Essen, wobei die Auswahl guter Durchschnitt ist. Die Qualität passt.
17. Juli 2019
Nach dem Frühstücksbuffet machen wir uns fertig, um gegen 09:30 Uhr die Fähre zu verlassen und Finnischen Boden zu betreten. Im Hafen- und Industriegelände ist es halt immer etwas wuselig, aber Brigitte navigiert souverän zum etwa 6 km entfernten Campingplatz. Wir checken ein und suchen uns ein lauschiges Plätzchen für unser nicht mehr ganz so kleines Reisezelt. Dann kaufen wir ein Tagesticket für den ÖPNV und fahren mit der Metro gen Zentrum, absolvieren das Touristen-Pflichtprogramm. Echt Eindruck hat auf uns dabei Temppeliaukion Kirkko gemacht.
Zurück auf dem Campingplatz haben wir die am Tage verbratenen Kalorien wieder sorgfältig aufgefüllt.
18. Juli 2019
Wir haben beschlossen, die Durchquerung Helsinkis nicht per Rad, sondern mit der Metro zu absolvieren. Zumal unser Tagesticket vom Vortag noch gültig war und die Fahrradmitnahme gebührenfrei ist (Berlin, du kannst von Helsinki viel lernen!). - Eigentlich sollte unsere erste Etappe dann moderat, also so um die 50 km lang sein. Diesen Plan haben wir aber unterwegs geändert, da wir nicht gleich mit einem "wilden" Campingplatz starten wollten und es vorzogen, einen offiziellen Platz anzusteuern. Das hat uns dann aber doch viele Schweißperlen und noch mehr (noch nicht so ganz vorhandene) Kondition gekostet.
Es ist derzeit ziemlich heiß in Finnland und die Strecken, die wir fahren sind halt vorwiegend Nebenstraßen. Das bedeutet, dass das Höhenprofil häufig recht extrem ist (heftige kurze Anstiege) und der Belag zumindest bei den Pisten eher nur verdichtet und geschottert, aber nicht asphaltiert ist. - Am Tammisaari Camping, nahe dem Ort Raseborg mussten wir schon ziemlich lange nach einem geeigneten freien Plätzchen Ausschau halten, denn hier ist Saison. Im Lokal am Platz gab`s noch `ne Pizza mt anschließendem Verdauungsspaziergang über den Platz und dann ab in den Schlafsack.
19. Juli 2019
Nach den gestrigen knapp 95 km lassen wir es heute langsamer angehen. "Nur" etwa 45 km aber auch die hatten es in sich. Wir erreichen früh unser Tagesziel, nämlich den Campingplatz Katiskanmäki, nahe dem Ort Ylönkyla. Der Platz ist sehr schlicht und in den offiziellen Führeren eher nicht verzeichnet. Uns recht`s ;-)
20. Juli 2019
Wieder bei strahlendem Sonnenschein starten wir in den Tag. Ganze 8 km haben wir geschafft, da lud uns das erste Café zum 2. Frühstück in Matilda direkt am Hafen ein. Dann folgten weitere etwa 33 km schön durch den Nationalpark Teijo bis Salo. In Salo konnte man sich wie in Italien fühlen, auf dem zentralen Platz gab es Obststände sowie etliche Imbisswagen, mit, nach dem Andrang zu schließen, leckeren Essen. Da wir beschlossen hatten, heute selbst zu kochen, sind wir tapfer zum nächsten Supermarkt gefahren. Der hat wegen seiner schieren Größe Brigitte fast erschlagen. Jetzt nur noch 4 km bis zum außerhalb auf einer Insel liegenden Campingplatz. Dort angekommen, musste nur noch ein Schattenplatz gefunden werden, schließlich lag die gefühlte Wärme bei rd. 30°C.
21. Juli 2019
Heute lautet unser Tagesziel Turku und auch der Wettergott meint es gut mit uns bei strahlendem Sonnenschein. Die Strecke war nicht mehr ganz so hügelig wie bisher und gut zu fahren. Hatten wir doch auf den vorigen Etappen den einen oder anderen Kilometer auf Naturstraße zurücklegen dürfen. Einzig unsere Suche nach einem offenen Café gestaltete sich schwierig. Schlussendlich kauften wir in einem Supermarkt kalte Getränke und Eiscreme und verzehrten diese in demselben. Irgendwie erinnerte uns dies doch an unsere Nordkaptour. So erreichten wir recht entspannt aber ob der Hitze etwas abgekämpft den Dom von Turku. Jetzt nur noch dem Fluss Aurajokl folgen … . Aber was ist das. Beidseitig des Flussufers wird gefeiert. Wir sehen ein, unsere schwer bepackten Räder stören hier. Wir finden trotzdem den Weg zum Ruissalo Camping und ein schattiges Plätzchen oder besser Platz für unser großes Zelt. Wir statten auch dem extrem schönen Strand ein Besuch ab, welcher aber wegen Supersommer und Sonntag sehr gut besucht ist
22. Juli 2019
Besichtigungstag in Turku. Unsere erste Station ist Turku Castle. Schon die äußeren Maße sind beeindruckend. Wir kaufen uns Eintrittskarten und werden nicht enttäuscht. Nach zwei Stunden ist unsere Aufnahmekapzität am Ende und wir versuchen eine Abkürzung zu nehmen. Die hilfsbereite Aufsicht fragt etwas enttäuscht, ob wir nicht auch die restliche Ausstellung ansehen wollten? Wir trauen uns nicht nein zu sagen. Nach fast drei Stunden verlassen wir erschöpft die Burg. Trotzdem: Es hat sich wirklich gelohnt. Jetzt eine Pause. Wir folgen der Empfehlung der Tourismusinformation und besuchen die Markthalle von Turku und werden nicht enttäuscht. Jetzt noch den Dom und einmal mit dem Föri über den Aurajokl. Jetzt können wir beruhigt zurück auf den Campingplatz. Ein schöner Tag in Turku.
23. Juli 2019
Wir verlassen Ruissalo und damit Turku Richtung Stockholm S-förmig über den finnischen Archipel und Aland. Tagesziel ist Nauvo (Nagu). Meine heimliche Planung sieht vor nach rund 25 km in der sehenswerten Altstadt von Naantil eine Kaffeepause einzulegen. Prompt navigiere ich an der Altstadt vorbei und wir haben das Festland verlassen. So kehren wir im nächsten Kioski ein und werden mit super leckerer Latte und Kuchen belohnt. Wir fahren durch Weizenfelder und knorrigen Kiefern zwischen Felsen. Am Straßenrand blühen Blumen und von oben grüßt die Sonne. Irgendwann meistern wir unsere erste Kabelfähre und erreichen den Hafen von Hanka. Huch, da tauchen ja immer mehr Radfahrer mit Gepäck auf – „unser“ Campingplatz hat doch nur sechs Zeltplätze und wir müssen noch einkaufen. Grännäs Homestead hat noch Platz für uns. Der Zeltplatz hat Duschen, Komposttoiletten und eine offene Küche sowie einige Hütten und liegt sehr idyllisch am Wasser. Wir gehen schwimmen, dazu rutschen wir über glitschige Felsen mehr oder weniger unkontrolliert in die Ostsee, demzufolge ist der Weg nach draußen etwas komplizierter.
24. Juli 2019
Heutiges Tagesziel ist Iniö. Diesmal wollen wir neben drei Kabelfähren auch zwei länger Fährpassagen benutzen. Diese Fähren fahren manchmal nur dreimal am Tage, so dass wir immer mit dem Blick auf die Uhr radeln. Schwer einzuschätzen sind dabei die Kabelfähren, welche zwar permanent fahren, aber auch dabei zwischen den Inseln Strecken von 600 m bis 1,1 km zurücklegen. Allerdings hat man auf den Fähren immer einen wunderbaren Blick auf die Schären und damit auf hunderte von kleinen und größeren Inseln. Wie groß muss eigentlich ein Eiland sein, bis es sich Insel nennen darf? Wir erreichen beide großen Fähren und haben in Gatby sogar Zeit einzukehren und die leckeren finnischen Zimtschnecken zu genießen. Wir erreichen schließlich die Bjorklundbatslip Hafenanlage mit angeschlossenem Campingplatz und entscheiden uns, auf dem Fußballfeld aufzubauen. Die Plätze am Wasser sind winzig und mit Hanglage. Die Sanitäranlage ist etwas naja. Die zwei vorhandenen Toiletten sind sowohl für die Restaurantbesucher, den Campingplatz und den dort im Hafen übernachtenden Skippern. Wir lassen uns nicht stören und genießen am Abend leckeres landestypisches thailändisches Essen.
25. Juli 2019
Wir sind nicht allzu früh aufgestanden. Unsere erste große Fähre fährt um 11:00 Uhr ab und bis zum Hafen sind es nur wenige Kilometer und eine weiter Kabelfähre. Da wir einen einsameren Zeltplatz ansteuern, müssen wir unbedingt noch Proviant für mindestens zwei Tage fassen. Zuvor müssen wir uns entscheiden, ob wir versuchen die Fähre nach Aland um 13:30 Uhr oder 16:30 Uhr zu erreichen. Dazwischen liegen knapp 20 km Fahrstrecke, der Supermarkt, eine weitere Kabelfähre und gefühlte 30 Grad im Schatten. Wir geben der Fähre um 13:30 Uhr ein Versuch und sind tatsächlich 5 Minuten vor Abfahrt an Bord. Schon nach 35 Minuten können wir diese wieder in Aland verlassen. Wir warten bis alle Fahrzeuge das Schiffe verlassen haben und haben die Inselnstraße für uns. Richtig, die Straße verbindet über Dämme und Brückchen unendlich viele Inseln.
Am Tagesziel liegt vor uns ein kleiner, weitgehend naturbelassener idyllischer Campingplatz direkt am Meer. Wieder ist der „Strand“ felsig, aber es gibt `ne Badeleiter und natürlich zwei Saunen. Dafür sind die weiteren Sanitäreinrichtungen doch sehr schlicht (Plumpsklo) und mit dem Trinkwasser sollte man sparsam umgehen, da knapp. – Apropos knapp, die Mücken sind es jedenfalls nicht. Arno`s Tagesschnitt liegt derzeit bei mindestens 10 Stichen.
26. Juli 2019
Es ist nachts nicht wirklich viel kälter geworden. Dementsprechend schlafen wir – trotz der himmlischen Ruhe – nur bedingt gut. Heute ist Pausentag, was aber auch Wäsche waschen und Homepagepflege bedeutet.
Und dann kommt ganz schnell alles ganz anders! Dem cholerischen Platzwart stört es plötzlich, dass ich unsere Räder - um Schatten zu haben - an einen nahen Schuppen, vor welchem auch ein paar gebrauchte Fenster standen, angelehnt hatte. Ganz ohne jede Vorwarnung oder Diskussion ergriff er gegen Mittag unsere beiden Räder und feuerte sie auf den Boden. Den weiteren Verlauf spare ich mir zu schildern … ! - Jedenfalls müssen wir uns solch aggressives Verhalten nicht antun, es reichte uns gründlich, wir packten. - Zudem fiel uns der Abschied von einem Zeltplatz, auf welchem nicht mal die fast vollen Plumpsklos geleert waren, es keinen Waschraum gab und man es mit der Hygiene nicht so genau nahm, auch nicht wirklich schwer ;-)
Kurzum, wir bauten ab und versuchten - nach einem etwa 10 km Sprint - die 15:15 Uhr Fähre zu erreichen. Wir verfehlten diese leider genau um zwei Minuten :-(. Also etwa 8 km zurück zu einem Supermarkt, um die Zeit bis zur nächsten Fähre (20:15 Uhr) zu überbrücken. Das ist uns dann auch gut gelungen und wir schippern gemütlich in den Sonnenuntergang, bzw. nach Hummelvig. Nun noch mal einen letzten 10 km-Sprint zur nächsten Kabelfähre, denn dort ist um spätestens 24:00 Uhr Feierabend.
Es ist stockdunkel, trotzdem radeln wir noch die letzten 37 km bis Mariehamm, wo uns noch reges Festivaltreiben erwartet. - Uns ist aber überhaupt nicht mehr danach! Ermattet sitzen wir gegen 03:00 Uhr an einer Bushaltestelle und buchen via Handy eine weitere Fähre nach Stockholm. Um 04:30 Uhr gehen wir an Bord, buchen per booking.com noch ein Hotel in Stockholm - WAS FÜR EIN TAG!?
27. Juli 2019
Viel zum Schlafen kommen wir in unsrem Sessel an Bord nicht mehr, auch fällt unser Frühstück spärlich aus. - Um 10:00 Uhr sind wir schon wieder an Land und suchen uns radelnd ein Plätzchen am Hafen, u. a. um die Strecke zum Hotel (etwa 10 km vom Zentrum entfernt) zu eruieren und die Zeit zum einchecken zu überbrücken. Es ist schon wieder extrem heiß. - Die Fahrt zum Hotel ist eine kleine Odyssee, aber schließlich stehen wir vor dem Scandic Talk und beziehen kurz drauf unser schönes, klimatisiertes Zimmer.
Klar, dass am Nachmittag noch etwas Sightseeing ansteht, ebenso wie der Neukauf bereits verbrauchter Reiseutensilien, u. a. Benzin.
28. Juli 2019
Da wir das Skagen und das Vasa Museum schon vor rd. 20 Jahren besichtigt hatten, fällt unsere Wahl auf das Nordiska Museet (Nordisches Museum) zur Kulturgeschichte Schwedens ab dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Es gibt einen Highlight Rundgang in Deutsch. Wirklich spannend und beeindruckend. Auch und besonders die 125 m lange und 24 m hohe Mittelhalle. Aber nicht nur der Kopf, sondern auch der Bauch will verwöhnt werden, also gleich nach der Kultur auf per Tram zu Rosendals Trägard, um dort im Apfelgarten süße Teilchen zu verspeisen.
Wir erholen uns dann ein Weilchen in unserem wirklich komfortablen Hotel, um am Abend touristentypisch leckeren Fisch in Gamla Stan zu speisen.
29. Juli 2019
Schluss mit Luxus, es geht wieder auf die Räder! – 24 Kilometer lang radeln wir auf besten Radwegen Richtung Westen, ehe wir endlich Stockholm nebst Vororten hinter uns lassen konnten und in wenig befahrene Landstraßen einbogen. – Und fast wie bestellt, hinter der nächsten Biege ein idyllisches Café, in einem malerisches Landhäuschen. ?
Nach gut 70 Kilometern erreichen wir Trosa Havsbad Camping, welchen wir bereits von unserer Nordkap Tour kannten.
30. Juli 2019
Auf bekannter Strecke – wir konnten uns aber an nichts erinnern – bis nach Nävekvarns. Hier erkannten wir immerhin das Hafengebiet wieder und fanden auch schnell „unseren“ Zeltplatz. Unser zugewiesener Stellplatzbefand sich allerdings außerhalb der Campingplatz-Umzäunung. Arno überzeugte noch die Besitzerin, dass wir wenigstens einen ebenen Stellplatz wollen (und schließlich auch bekamen). Eigentlich vergibt sie diese ebenen Plätze nämlich lieber an die Wohnmobilfritzen und schickt die Camper lieber auf eine Wiese mit starker Hangneigung. Nach dem Duschen kehren wir noch auf Kaffee und Eis ein. – Über unsren Abendspaziergang (in wirklich beeindruckender Landschaft) freuten sich am meisten die Mücken, lieferten wir doch reichlich Nahrung für ihre Brut.
31. Juli 2019
Wir setzen die Reise auf bekannter Strecke fort und treffen bei Mem erneut auf den Götakanal. Irgendwie wird es ab hier auch wieder touristischer. Es gibt viel zu sehen, vor allem aber auch Einkehrmöglichleiten. Der Radweg am Kanal ist „nur“ geschottert, lässt sich aber auf den direkt am Kanal entlang verlaufenden Etappen (mit Ausnahmen) gut befahren. Ganz anders, als der Weg das Ufer verließ, um den Asplängen See zu umfahren. Heftigste Steigungen/Abfahrten auf holprigem Untergrund und Grobschotter ließen bei uns echtes Südamerika-Feeling aufkommen! – Als versöhnlichen Abschluss ergatterten wir dann aber auf dem kleinen, familiären Zeltplatz Bradtom Sluss noch einen einsamen Stellplatz auf der Wiese. – Irgendwie hatte man hier überhaupt nicht das Gefühl, auf einem Zeltplatz zu sein, sondern vielmehr gewann man den Eindruck, im Hof des Kanalwärterhäuschens Gast zu sein. Alles schlicht und einfach, aber ausreichend.
01. August 2019
Die Hitze der letzten Tage scheint vorbei zu sein, da macht das Radfahren noch mehr Freude. Da der Weg längs des Kanals recht grobschottrig war, folgten wir alternativ bis Norsholm der parallel führenden Landstraße. Die Seen, zwischen welchen der Kanal verläuft, müssen jeweils umfahren werden. Dieses Mal den Roxensee entlang einer wenig befahrene Landstraße durch hügeliges Waldgebiet. Einzige Einkehrmöglichkeit bietet ein Campingplatz bei welchem Arno das schwedische Restegericht pytt i panna probierte. Brigitte blieb bei Süß. Ab Berg folgen wir wieder dem Kanal bis Borensberg. Jetzt ist der Schotterbelag auch zu unserer Zufriedenheit (weil feinkörniger) – nur etwas mehr Einkehrmöglichkeiten hätten wir uns gewünscht. In der Abendsonne erreichen wir den außerhalb von Borensberg gelegenen Zeltplatz, bauen auf und gehen einkaufen.
02. August 2019
Wir umfahren südlich den Borensee, kreuzen bei Motala mal wieder den Götakanal, bewundern hier die beeindruckende, mehrstufige Schleusenanlage und müssen jetzt den Vätternsee, der ziemlich groß ist, nördlich umrunden. Zu viel Strecke für einen Tag, wir steuern eine Campingplatz am nördlichen Ufer, nahe Askersund an. Wir hatten gerade die Rezeption erreicht, als ein heftiger Wolkenbruch alle weiteren Aktivitäten lähmte. Wir warteten geduldig ab und bauten dann unser Zelt unmittelbar am Ufer auf.
03. August 2019
Es ist etwas kühler geworden, aber es hat nicht mehr geregnet. Wir setzen unsere Reise fort und befahrenen einen landschaftlich wunderschönen Streckenabschnitt. Im stetigen auf und ab wechseln knorrige Wälder, frei Blicke auf den See, grüne Wiesen und hin und wieder ein schmuckes Holzhaus sich ab, so dass wir gar nicht merken, wie anstrengend das Radeln hier eigentlich ist. Schließlich erreichen wir den Undensee, bekommen von entgegen kommenden Radlern den Hinweis auf einen tollen Hofladen mit angeschlossener Kaffeerösterei und natürlich auch einem Café. – Pause und Waffeln essen!
Frisch gestärkt bewältigen wir dann auch klaglos den folgenden Naturstraßenabschnitt. Bald erreichen wir Forsvik und den Campingplatz. Da wir nicht mehr eingekauft hatten, improvisierten wir ein Resteessen. Lecker
04. August 2019
Uns „blüht“ heute mal wieder eine etwas längere Etappe., die uns für ein Stückchen aber auch wieder an den Götakanal zurückbringt. Das Wetter ist fast optimal zum Radeln. Bedeckter Himmel, Temperaturen so um die 20 °C und kaum Wind. Außerdem ist Sonntagvormittag. Dementsprechend ist auch auf den Hauptverkehrsstraßen, die wir stückweise benutzen müssen, wenig Verkehr. Es rollt einfach.
Wieder zurück am Kanal gönnen wir uns ein zweites Frühstück. Arno Bratwurst mit Pommes, Brigitte Schokokuchen mit Sahne. – Entgegen aller Erwartungen rollt es auf dem Schotter, entlang dem Kanal fast wie auf glattem Asphalt. – Wir verlassen schließlich endgültig den Kanal und radeln auf der 201 – jetzt bei doch lebhafteren Verkehr – weiter bis zum Etappenziel Mariestad, bzw. zum dortigen (großen) Campingplatz. – Irgendwie scheint sich die Saison dem Ende zuzuneigen, denn es gibt bereits viel Platz.
05. August 2019
Wir haben beschlossen, einen Pausen- und Erholungstag in Marienstad einzulegen; schlafen also um einiges länger und lassen es langsam angehen. Die Homepage soll gepflegt werden, `ne neue Maus ist fällig und etwas Abendessen muss auch besorgt werden. Trotzdem bleibt Zeit für ein Eis am Hafen und etwas Sightseeing.
Brigitte macht sich daran die Fortsetzung unserer Reise zu planen und die nächsten Etappen festzulegen. Es scheint so, als ob es an der Westküste Schwedens dann wohl doch etwas teurer auf den Campingplätzen wird. Nun ja, wenn damit eine Komfortsteigerung einher geht, stört uns das nicht wirklich, im Gegenteil!
06. August 201
Eine schöne Etappe, immer am Vänern entlang, leicht hügelig und die Temperaturen nicht zu heiß. Unser langes Warten auf eine Einkehrmöglichkeit wird belohnt. In Falkängens sind ehemalige Zementarbeiterhäuser restauriert worden, welche im Sommer von Kunsthandwerkern bewohnt werden. In einem davon wird zu unserer Freude ein Café betrieben. Danach stört uns auch der einzig ernst zu nehmende Hügel nicht besonders. Am Ziel in Lidköping treffen wir eine Radlerin aus der Schweiz und sind dann auf dem Campingplatz tatsächlich fünf Radler – und alle nicht mehr die Jüngsten. Die dunklen Wolken verziehen sich wieder – die Plätze sind eben – was will man mehr.
07. August 2019
Die Etappe ist kurz beschrieben, links Weizenfelder, rechts Weizenfelder und von vorne böigem, teilweise heftigem Wind. Auf den letzten Kilometern fahren wir durch ein Waldgebiet, was uns vor dem Wind schützt, haben aber dafür zusätzlich Regen von oben. Der von uns ausgewählte Campingplatz bei Vänersborg entpuppt sich als Resort mit Hütten und Wohnmobilplätzen. Zelte dürfen im Prinzip nur vorm eigentlichen Campingplatz stehen, dafür aber direkt am Vänern. Wäre wirklich schön, wenn es nicht regnen und der Weg zum Servicegebäude nicht mindestens 500 m weit betragen würde.
08. August 2019
Wir folgen heute dem Göta älv von Vänersborg bis Kungälv. Eigentlich befindet sich der Fluss oder besser Strom immer so in ungefähr einem Kilometer Entfernung links von unserem Weg. Wir befahren eine verkehrsarme Landstraße durch dünn besiedeltes Gebiet. Die Landschaft wird durch Wälder und Wiesen geprägt. Wäre da bloß nicht der permanente Gegenwind. Nach knapp 40 km finden wir ein Café und da der örtliche Pensionärsverein sich heute hier trifft, gibt es zum Kaffee handgemachte Musik. Denn Altersschnitt haben wir durch unsere Anwesenheit im Übrigen nicht sonderlich beeinflusst.
Abends treffen wir auf dem Campingplatz die Holländer (76 und 73) wieder. Für Sie ist es nach einer 10-wöchigen Radtour durch Norwegen und Schweden der letzte Campingabend. Wir besichtigen den Ort und die beeindruckende Festung Bohus – von außen. Wir sind zu faul zum Kochen und gönnen uns deshalb im nahen Ort eine Pizza.
09. August 2019
Heute wollen wir durch Göteborg und dann möglichst bis Äsa. Der Tag begann mit einem ziemlich steilen Anstieg und brachte uns hoch über den Göta alv. Zuerst ländlich dann immer städtischer näherten wir uns Göteborg. In Göteborg selbst, zuckte kurz der Kaffeedurst, aber dann waren wir auch schon außerhalb des Stadtzentrums. Bemerkenswert dabei war, dass unser Navi uns stressfrei auf Nebenstraßen bzw. Radwege durch das Verkehrsgewusel dieser quirligen Stadt lotste. - Irgendwann erreichten wir den Kattegattleden, dem wir hauptsächlich folgen wollen, allerdings ohne jede Kurve mitnehmen zu wollen. Wir genießen die schöne Aussicht und werden prompt mit einer Konditorei belohnt. Die von Brigitte ursprünglich geplante Strecke hatte leider einige längere Abschnitte auf belebten Hauptstraßen. Wir beschließen die Route nochmal umzuplanen.
Beim Campingplatz dürfen wir wählen, ob wir außerhalb des Platzes individuell auf einem Hügel, oder innerhalb des Platzes auf Miniplätzen unser Zelt aufschlagen wollen. Wir entscheiden uns für den Hügel und bleiben hier das einzige Zelt. Es beginnt in der Nacht zu regnen.
10. August 2019
Wir bauen nass ab und sind etwas unsicher wegen der regnerischen Wettervorhersage. Aber wir sind tapfer und werden mit einer schönen Wegführung belohnt und erreichen Varberg. Arno möchte auf dem Markt eine Bratwurst, Brigitte ein Kaffee. Arnos Wurst wurde leider nur gekocht – Brigittes ausgewählte Kaffee von Arno als zu voll definiert. Das führte zu einer gefrusteten Brigitte, welche ihrem Frust freien Lauf ließ und maßgeblich die Schlagzahl erhöhte. Das hatte die schöne Uferlinie von Varberg eigentlich nicht verdient. Aber bald fanden wir ein Woll- und Kunstcafe. Ein schöner Ort für Strickfans – aber nasse Radfahrer sind wohl nicht ganz das Zielpublikum.
Irgendwann erreichen wir ob des Gegenwinds ziemlich geschafft Falkenberg und bald danach unseren Campingplatz. Immerhin 390 SEK für einen Platz, Duschen sind extra. Arno ist trotzdem begeistert, weil wir einen ebenen Platz bekommen. Im Laufe des Abends nimmt der Wind immer mehr zu – der Wetterbericht sagt sowohl für die Nacht als auch für den morgigen Tag Windgeschwindigkeiten von rd. 36 km/h mit Böen bis zu 60 km/h voraus, Windrichtung SW.
Juliane und Detlef passieren uns heute, sie mit dem Wohnmobil Richtung Norden wir mit Fahrrädern Richtung Süden.
11. August 2019
Unser Hilleberg Keron hat sich mit Arnos Hilfe (optimal in den Wind gestellt) tapfer geschlagen. Eine ebenfalls radelnde belgische Familie hat nachts ihr Zelt abgebaut und im Kinderspielraum übernachtet. - Morgens lässt auch der Regen nach und die belgische Familie radelt weiter Richtung Norden und wir mit mulmigem Gefühl und Plan B nach Süden. Trotz des widrigen Wetters begegnen wir auch heute wieder vielen Radfahrern mit Reisegepäck, ist der Kattegattleden doch Radwanderweg des Jahres 2018 in Europa. Wie wir finden zurecht, sowohl wegen der Landschaft als auch wegen der Ausschilderung und Campingplatzdichte. Nur an der Anzahl der Cafés könnte noch gearbeitet werden. Obwohl wir heute wirklich ein schönes Kvarncafe gefunden haben.
Heute haben wir schließlich auch unsere erste öffentlich zugängliche Luftpumpe (an einem Coop-Laden) gefunden – sogar das Ventil passte. Mit etwas probieren (der Kompressor musste erst aktiviert werden) konnten auch wir ordentlich Luft auf die Reifen bringen. Übrigens – wir haben unser Tagesziel erreicht. Morgen ist Pausentag und heute Abend blieb die Küche kalt. Wir besucheten das Campingplatzrestaurant. Ach so, wir sind in Mellbystrand mit Schwedens längstem Sandstrand.
Ab heute beginnt die Nebensaison, die Plätze sind schon wesentlich leerer.
12. August 2019
Pausen- und Erholungstag in Mellbystrand
13. August 2019
Auch der Himmel weinte, als wir unsere Sachen zusammenpackten und das Zelt nass verstauten, hatte dann aber ein Einsehen und schickte die ersten Sonnenstrahlen. Zunächst fuhren wir durch Strandorte entlang der Ostsee und überlegten ob dieses hier alles Sommerhäuser oder aber permanent bewohnte Häuser seien. Wir wissen es nicht. Dann kam der angedrohte Berg und es ging in der Tat recht zügig 150 m ziemlich steil nach oben. Leider wetterbedingt ohne die versprochene Aussicht. Im üblichen auf und ab rollten wir wieder runter auf Meereshöhe bis Torekov. Dort gab es nicht nur einen sehr schönen Spielplatz, sondern auch ein Café, in welchem wir uns innerlich und äußerlich aufwärmten. Wir nutzten, wie so oft, die schöne schwedische Sitte einmal Kaffee bezahlen, trinken und dann unentgeltlich die Tasse mindestens noch einmal nachzufüllen refill). So gestärkt setzten wir, diesmal trocken, die Fahrt bis Ängelholm fort. Erst dort drohten erneut dunkle Wolken und wir sputeten uns, das Zelt aufzubauen. - Auf dem Platz gab es bereits zwei Zelte mit Radfahrern. Kurz danach erschien eine weitere Familie per Rädern. Schlussendlich übernachteten 13 große und kleine Radfahrer*innen auf diesem Platz – so viele wie noch nie auf unserer diesjährigen Reise. Am Abend traf man sich in der Küche. – Ein heftiger Gewitterschauer ging hernieder …
14. August 2019
Es gab nachts und am Morgen immer wieder mal kurze, teilweise heftige Schauer, meist aber längere trockene Abschnitte, so dass wir zwar wieder nass einpackten, aber ohne groß nass zu werden, anfangs bei bedecktem Himmel unsere Reise fortsetzen konnten. – Das erste „Café“, das wir aufsuchten, war eher ein nobles Restaurant und wir ein wenig fehl am Platz. Dennoch wurden wir zuvorkommend bedient und sogar noch darüber aufgeklärt, dass das Gebäude in welchem wir gerade saßen von 1691 stammte. Respekt!
Da unsere gewählte Route vorwiegen dicht am Ufer verlief und verkehrsreiche Straßen mied, war das Profil (und der Belag) ziemlich abwechslungsreich. Dann das obligatorische Café, letzte Stärkung vor Helsingborg. Nach einer rasanten Abfahrt auf mehrspurigem Radweg tauchten wir ein in das in den turbulenten Feierabendverkehr der prächtigen 100.000 Einwohner-Stadt Helsingborg. – Noch vier Kilometer wieder raus und wir haben unser Etappenziel erreicht (Nordic Camping RÄÄ VALLAR).
15. August 2019
Wir starten routiniert und bauen das trockene Zelt ab. – Zurück in die Stadt und direkt zum Fährhafen und fast ohne Verzögerung – wir mussten nur rasch zahlen – auf die Fähre. Kurz ein Kaffee und schon waren wir in Dänemark.
Vorwiegend direkt an der Küste radelten wir bei heftigem Gegenwind nach Süden. Dann endlich ein Hafenlokal uns zweites Frühstück! Weiter ging`s jetzt teilweise an der Bahn entlang auf einem Radweg, der bei bestem Asphalt durch seinen welligen Charakter jeder Trimm Dich Strecke alle Ehre gemacht hätte Richtung Kopenhagen. Auf dem Weg trafen wir Franziska, die sympathische Schweizer Radlerin wieder, die morgen per Flieger die Heimreise antreten will.
Bereits mehr als 15 Kilometer vorm Stadtzentrum wurde die Bebauung immer dichter, das Milieu immer städtischer. Unser GARMIN leitete uns auf unserem Weg zum Hotel direkt durch`s Zentrum, was Brigitte einige Schweißperlen kostete. – Unser Hotel liegt etwas außerhalb, die Strecke war jetzt weniger nervig. Lediglich das Wetter mahnte zur Eile.
Vor uns das Hotel Cabin Metro. Ein Hotel der besonderen Art. Architektur von Studio Libeskind und Ausstattung der von Schiffskabinen ähnlich. Kleinste funktional eingerichtet Zimmer auf`s Wesentliche beschränkt, trotzdem ausreichend. – Lediglich unsre Fahrräder machten beim Check-in ein Problem. Keine sichere Abstellmöglichkeit. Ergo, wir schafften die Räder – ob ganz legal wissen wir nicht – in unsere 12 qm Zimmer. Duschen und ab ins nahegelegene Einkaufszentrum, wo wir uns in einem „all you can eat“ – Restaurant so richtig die Mägen vollschlugen.
16. August 2019
Mal wieder `ne Nacht im Bett bedeutet nicht gleich, dass man besser schläft als im Zelt, ganz im Gegenteil! Weiche Betten, Klimaanlage und trotzdem viel zu warm. Auch das geöffnete Fenster bringt nicht wirklich Kühlung, da sich vor dem Fenster noch eine weitere Glasfassade befindet. Nun ja …
Wir frühstücken mittenmang vieler weiterer Touristen. Um uns herum internationales Kauderwelsch. Zurück in unsren Schuhkarton (Kabine) arbeiten wir noch etwas am PC, ehe wir aufbrechen, die Stadt zu erkunden. Schnell sind wir mit den Öffentlichen im Zentrum und tauchen ein in das touristische Gewusel. Insbesondere jene Touris, die meinen, man müsse die Stadt per Leihrad erkunden, sonst aber nie oder nur selten Rad zu fahren scheinen, nerven am meisten. – Tapfer ziehen wir unser Programm durch und besichtigen von Tivoli bis Meerjungfrau alles was wir meinen, sehen zu müssen. Spätestens die Menschenmassen am alten Hafen erschlagen uns endgültig, wir wollen nur noch weg. Obwohl wir als Berliner so einiges gewohnt sind, gruselt`s und hier und wir denken mit Sorge daran, dass wir uns wohl allmählich wieder an Großstadt und Menschenmassen gewöhnen sollten.
Das Abendessen nehmen wir wieder im nahegelegenen EKZ ein, wobei ich doch tatsächlich Schwierigkeiten habe, die „große“ Portion Sparerips zu bewältigen.
Letzte Etappe: Dänemark
17. August 2019
Es gießt in Strömen als wir gegen 10:00 Uhr startklar sind und das Hotel verlassen. - Zielstrebig schwimmen, äh steuern wir den Berlin-Kopenhagen Radweg an.
Da wir auf dem Weg nach Kopenhagen bereits die Innenstadt durchquert hatten, das also nicht noch einmal vor hatten, sind wir schon nach wenigen Kilometern auf dem „richtigen Radweg“ und auch rasch außerhalb Kopenhagens. Auffällig viele Läufer und Radfahrer teilen sich mit uns den Radweg. Liegt dies am Wochentag – Samstag – oder an dem Morgen stattfindenden Ironman-Wettkampf?
Der Regen hört auf und doppelte Freude: Wir finden auch noch ein Delikatesslakritz- und Kaffeegeschäft. Frisch gestärkt und motiviert fahren wir jetzt durch kleine Orte, meist auf separaten Rad- und Fußwegen. Gerade als der Hunger sich erneut meldet finden wir ein Smørrebrød (Butterbrot) – Laden. Damit hätten wir ein weiteres „must do“ in Dänemark abgehakt. Die Brote waren auch wirklich sehr lecker. So gekräftigt erreichten wir auch bald Koege und den dortigen Campingplatz.
18. August 2019
Heute fahren wir entlang der Kreide- bzw. Steilküste Stevns Klint. In Højerup steigen wir zum Strand hinunter und genießen die Aussicht. Besonders beeindruckend ist jedoch die oberhalb der Klippen liegende Kirche, deren Chor 1928 ein Opfer der fortschreitenden Erosion wurde und den Steilhang hinunterstürzte (man hatte vorsorglich aber schon eine neue Kirche an anderer Stelle errichtet).
In Rødvig finden wir am Hafen eine schöne Einkehrmöglichkeit und stärken uns mit einem Sandwich. Vorbei an der ehemaligen Klosteranlage Vemmetofte erreichen wir die Halbinsel Feddet und damit auch unseren Campingplatz. Für Zelte ist eine große baumbestandene Wiese neben den sehr ansprechenden Servicegebäuden vorgesehen. Wir gönnen uns als erstes ein großes Eis. Danach hat uns der Regen wiedergefunden und wir machen es uns im Zelt gemütlich. Lediglich die Tatsache, dass die Anmeldung und der angeschlossene Shop um 18:00 Uhr dicht machten, verwunderte uns ob des komfortablen, großen Campingplatz ein wenig.
19. August 2019
Und wieder Inselhopping! - Wir starten bei Sonnenschein vom Top Camp Feddet und setzen unsere Reise in (bei Gegenwind) in Richtung Süden fort, passieren westlich den Paeso Fjord und radeln etwas im Zickzack, meist über Wirtschaftswege weiter bis Sandvig, einem kleinen, verträumten Fischerdorf. Unsere stille Hoffnung, hier eine Einkehrmöglichkeit zu finden, blieb leider unerfüllt. Also weiter mit hängenden Mägen gen Süden.
Unsere Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Statt gemütlich das zweite Frühstück einzunehmen, mussten wir jetzt im fließenden Verkehr und ohne Radstreifen, um auf die nächste Insel zu gelangen, bei Gammel Kalvehave eine ewig lange Brücke (Dronning Alexandrines Bro, 745 m) überqueren. - Geschafft und jetzt auch e n d l i c h nach mehr als 40 km eine Einkehrmöglichkeit (Faergemandens Hus). Super lecker!
Nur noch wenige Kilometer und eine Insel weiter und wir sind in Stege. Jetzt "nur noch" 20 km einmal komplett in östlicher Richtung bis ans Inselende. Der Abschnitt fällt uns ziemlich schwer, da es permanent auf und ab geht und das Profil uns langsam aber sicher ziemlich mürbe macht. Noch ein letztes mal den Berg rauf und wir sind am Ziel. Der Platz ist schön, wir entspannen und essen Eis ...
20. August 2019
Wir fahren von Campingplatz Mons Klint zunächst nur ein kurzes Stück, um erst einmal bei sonnigem Wetter die gigantischen Kreidefelsen (Mons Klint) zu besichtigen. Dass man dazu fast 500 Treppenstufen runter und - noch schlimmer - wieder hoch muss, hat mir Brigitte erst kurz vorher gebeichtet. Aber der Ab-/Aufstieg lohnt allemal! - Zurück bei den Rädern "darf" ich noch kurz das Rad einer Dame reparieren, ehe wir unsere Reise gen Westen fortsetzen. Leider blies auch der Wind kontinuierlich, böig und ununterbrochen ebenfalls aus dem Westen. Wir hatten zu kämpfen. Schließlich noch eine ziemlich lange, stark befahrene Brücke (ohne Radweg) und danach eine Fähre bis wir schließlich in Stubbeköbing ankamen, einkauften und den nahegelegenen Campingplatz ansteuerten.
Die Etappe war zwar landschaftlich abwechslungsreich, bot aber keine wirkliche Einkehrmöglichkeit. Die im Prospekt versprochenen Hofläden waren meist geschlossen, oder nahmen keine Kartenzahlungen an (wir hatten kein Dänisches Bargeld) oder wiesen uns bedauernd ab, da es dort gerade eine geschlossenen Gesellschaft gab. - Nicht gerade unser Glückstag!
21. August 2019
Wir haben gut geschlafen auf diesem eher übersichtlichem und wegen der beginnenden Nachsaison auch nur mäßig belegtem Campingplatz. Die Nacht war ruhig. - Wie üblich sind wir gegen 09:00 Uhr auf der Piste, prüfen die Windrichtung und lassen uns erst mal (an)treiben. Leider ändern wir bald komplett die Fahrtrichtung, fahren zunächst nach Nordwest und bald wieder gegen den Westwind.
Zum Glück scheint aber die Sonne und die Moral ist gut, so dass wir es tapfer bis Nyköbing Falster aushalten und auf Café-Suche gehen. Diese mittlere Kleinstadt sollte doch da was zu bieten haben! - Machen wir`s kurz; außer einer zentralen, besseren Imbissbude haben wir eigentlich nur noch ein Café in der zweiten Etage entdeckt, von wo aus wir aber unsere Räder hätten nicht im Blick behalten können. Frustriert setzen wir nach ergebnisloser Suche die Tour fort und weichen leicht vom Kurs ab, fahren direkt nach Marielyst und werden fündig!!! Die Geduld wird mit einem tollen Café belohnt (Brigitte süß, Arno gesund).
Nur noch wenige Kilometer bis Nyköbing Strandhuse und wir erreichen "unseren" Campingplatz, den wir schon von unserer "Richtung Norden-Tour" her kannten. Ein Elternpaar mit Kind aus Berlin-Tiergarten baut gerade ab (sie hatten sich einen guten Platz ausgesucht) und wir anschließend an gleicher Stelle wieder auf. Erst danach gehen wir einkaufen ..
22. August 2019
Wir starten wie üblich, 06:30 Uhr wecken, frühstücken, abwaschen und abbauen und sind gegen 09:00 Uhr auf den Rädern. Ziel ist Gedser, der Fährhafen für die Überfahrt nach Rostock. Noch mal knapp 20 Kilometer und wir erreichen gut die 11:00 Uhr-Fähre. 105 Minuten Überfahrt und schon sind wir wieder in Deutschland, konkret im Hafen von Rostock. Von hier aus sind es weitere etwa 13. Kilometer bis zum Bahnhof. Auffällig ist, dass hier der Wind so gut wie nicht mehr zu spüren ist, dafür aber die Temperaturen um einige Grade höher als zuletzt in Dänemark sind.
Gegen 14:30 Uhr sind wir leicht gestresst im RE nach Berlin und vier Stunden später wohlbehalten daheim in der Wohnung! :-)
Die fehlenden Tagesberichte werden - ebenso wie noch Bilder und ein Resümee - in Kürze ergänzt.
Statistik
Nächte im Hotel | 04 |
Nächte auf Fähren | 02 |
Nächte im Zelt | 33 |
Rad-Reisetage | 33 |
durchfahrene Nächte | 05 |
Pausen- und Sightseeing-Tage | 07 |
geradelte Kilometer | 2.200 |
Höhenmeter | 11.500 |
Resümee
Etwa 2.200 Kilometer, kein Unfall, keine einzige Panne und nur drei leichte Stürze (2 x Arno; 1 x Brigitte), was will man(n) mehr!?
Wir hatten eine sehr schöne Reise, teilweise anstrengend (aber das wissen wir vorher), vorwiegend aber unserer Planung und unseren Wünschen entsprechend. Apropos Planung. Wieder hat Brigitte sehr erfolgreich mit VeloMap navigiert und die Etappen so eingetaktet, das wir in der Regel so um die 70 Kilometer gefahren sind und dabei durchschnittlich fünf Stunden auf dem Sattel gesessen haben. - Unsere Begegnungen und Kontakte waren bis auf eine Ausnahme immer positiv, wobei es sich in der Regel um kurze anonyme Dialoge oder Statements handelt (woher, wohin?).
Die Qualität und Reinlichkeit der Campingplätze ändert sich von Finnland über Schweden nach Dänemark schon etwas und zwar zum Positiven hin, je weiter man südlich kommt. Allerdings ist das jetzt stark verallgemeinernd dargestellt, natürlich gibt es Ausnahmen.
Radwege..
Landschaft ...
Unsere neuen Räder sind jetzt unter vollem Gepäck ca. 5.000 km gelaufen ohne, dass wir - mal abgesehen von Verschleißteilen, wie z. B. Bremsbeläge - auch nur irgend eine Reparatur hatten DANKE Nico. Auch hat meine Wirbelsäule, an welcher ich bekanntlich im März wegen einer Spinalkanal-Stenose operiert worden bin, tapfer durchgehlten und mir so gut wie keine Probleme (mehr) bereitet. Danke Dr. Schönberg. :-)
Wird noch weiter bearbeitet
Arno&Brigitte