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Island 2021 mit dem Trekking-Bike

Island 2021 mit dem Trekking-Bike

 

 

 

 

 

 

 

Unter dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt, haben Brigitte und ich am 20. Februar 2021 Fährtickets nach Island (Hirtshals (DK) – Seyðisfjörður (IS)) gebucht. Start der Reise soll der 13. Juli sein, Rückkehr am 21. August 2021. – Wir brauchen dringend einen Strohhalm, eine Perspektive!

Ausgangssituation (Berlin)

Während über den Sommer die Pandemiewelle etwas abgeebbt war – wir konnten sowohl Ferien in Sölden (Österreich) machen und auch eine kleine Fahrrad-Trekking Tour (eine Woche Mulde-Radweg) radeln, nehmen ab dem Herbst 2020 die Corona-Erkrankungen wieder stark zu. Anfang November 2020 verordnet der Berliner Senat erneut einen Lockdown, allerdings vorerst einen Lockdown „soft“. Die halbherzig verordneten Maßnahmen bringen dementsprechend auch nicht den gewünschten Erfolg, ganz im Gegenteil. Folglich werden Mitte Dezember die Regeln drastisch verschärft, die Geschäfte sind wieder zu (und das kurz vor Weihnachten!). Doch auch diese Verschärfungen stoppen nicht den Anstieg der Fallzahlen, so dass am 10. Januar 2021 weitere Verschärfungen verordnet werden. Ab Mitte Januar dann endlich ein kontinuierlicher Abfall der 7-Tage-Inzidenz. Die Kurve erreicht Mitte Februar ihren vorläufigen Tiefpunkt und steigt seither wieder (leicht) an.

Dieses vorausgeschickt, erklärt es sich von selbst, dass Brigitte und ich notgedrungen Reisepläne aufgeben müssen und stattdessen anfangen Teile der Wohnung zu renovieren. – Der Verzicht auf den Weihnachtsurlaub lässt sich noch einigermaßen verschmerzen, wir trösten uns mit gutem Essen und Spaziergängen, aber dass wir im Februar auch daheimbleiben müssen (Brigitte hat vier Wochen Ferien) ist schon sehr bitter. Wir versuchen uns mit kleineren Radtouren und Training auf dem Tacx-Trainer, sowie gelegentlichem Klettern fit zu halten, merken aber, dass der Frust stetig zunimmt. Also beschließen wir – obwohl die Situation nach wie vor riskant ist – das halb volle Glas zu wählen und eine Fernreise mit den Trekking-Bikes zu planen. Das Reiseziel soll – auch wegen der dortigen momentanen Pandemie Situation – Island sein.

Reise- und Sicherheitshinweise für Island (Quelle: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland)

(Ungewöhnliche) Reisevorbereitungen

27. März 2021

Die dritte Welle der Corona Pandemie nimmt an Fahrt auf! Es muss möglicherweise mit Schlimmerem gerechnet werden! Abhilfe kann m. E. nur das Impfen schaffen. Ich habe heute - altersbedingt - meine erste Impfung mit AstraZeneca erhalten, die zweite soll am 17. Juni folgen. Brigittes erster Impftermin ist der 04. April (Ostersonntag). Eine gute Terminlage und Ausgangssituation für unsere geplante Reise ...

04. April 2021

Auch Brigitte ist zum ersten Mal geimpft :-)

13. Mai 2021

Die Inzidenzzahlen sind sowohl in Europa wie auch in Deutschland rückläufig! Wir wollen uns um die Bahntickets kümmern ...

14. Mai 2021

Wir haben Bahntickets für die Anreise zur Fähre und für die Heimreise ab Fähre bei der DB gekauft.

25. Juni 2021

Am 17. Juni habe ich und heute hat Brigitte die 2. Impfung erhalten (beide AstraZenika) . - Nachdem im Augenblick die Inzidenzzahlen in Deutschland (noch) niedrig sind und die Eisenbahngewerkschaft den avisierten Streik in den August verschoben hat, scheint unserer Abreise nichts mehr im Wege zu stehen!

04. Juli 2021

Beginn der "heißen Phase" der Vorbereitung. Die Räder sind im Prinzip startklar, jetzt "nur noch" das nervige Kleinkram und zwar immer nach dem Motto: Nur nichts vergessen, aber auf keinen Fall etwas Wichtiges vergessen ... 

Es geht endlich los! - Einradeln in Dänemark 

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09. Juli 2021

Wir stehen früh auf, um per S Bahn unseren Zug zu erreichen, der kurz vor 07:00 Uhr Richtung Hamburg startet. Da der Zug am Südkreuz eingesetzt wird, haben wir ausreichend Zeit, die Räder und das Gepäck zu verstauen. Der Zug ist nicht zu voll und an das Tragen einer Maske haben wir uns ja inzwischen lange genug gewöhnen „dürfen“. – Umsteigen am Hamburger Hauptbahnhof in den Zug nach Aarhus. Klappt zunächst auch wieder recht entspannt, da wir die Fahrradstellplätze reserviert haben und auch dieser Zug hier eingesetzt wird. Womit allerdings Niemand rechnen konnte, ist, dass die Wagennummerierung ganz kurzfristig umgekehrt, also der Fahrtrichtung angepasst wurde. Das sorgte dann allerdings für ein richtiges Chaos! Auch wir mussten wieder mit Sack und Pack raus und einmal den ganzen Zug entlang hetzen. Mindesten ebenso „glücklich wie wir, waren diejenigen Radler, die – ohne Böses zu ahnen – auf unseren Plätzen standen und nun hektisch die Gegenrichtung einschlage mussten ….

Wir erreichen pünktlich und ziemlich bequem Aarhus und machen uns sofort auf die Suche nach einem Lebensmittelladen. Dann noch etwa 6 km radeln und wir erreichenden Campingplatz. Wir haben reserviert, also alles paletti.

10. Juli 2021

Es geht endlich los ..
    Es geht endlich los ..

Gut, dass unser Zelt auf einem kleinen Buckel stand, denn pünktlich mit Eintritt der Dunkelheit kam der Dauerregen. Es regnete bis morgens durch, ließ nur ganz allmählich nach. Folglich bauten wir nass ab. Ziel ist der Randers Fjord Camping am gleichnamigen Fjord. Pünktlich zum Start hörte der Regen auf und dies blieb auch so! Auf Fahrradwegen zuerst nochmal durch Aarhus und deren Vororte und schon sind wir in der Natur. Ab sofort begleiten uns Getreide- und Kartoffelfelder. Sehr schön sind auch immer wieder blühende Wildblumenstreifen längs der Wege, welche in allen Farben praktisch explodieren. Wir müssen leider lernen, dass Dänemark zwar nicht bergig, so doch ziemlich hügelig ist. Auch unsere Kondition hat sich auf magische Weise verflüchtigt. Leise Zweifel beginnen zu nagen. Ziemlich fertig erreichen wir die Fähre über den Fjord und damit unser Tagesziel. Der Campingplatz bietet eine superschöne Wiese nur für Radler. Wir bleiben das einzige Zelt hier, wo sind all die anderen Radler?  Leider können die Sanitäreinrichtungen des Platzes nicht ganz mithalten. Macht nichts. Heute gibt es zum ersten Mal wieder Spaghetti Alglio e olio. - 72 km 400 hm

Rast- und Schlafplatz
    Rast- und Schlafplatz

11. Juli 2021

Eine ruhige, erholsame Nacht. Die Sonne weckt uns und wir gönnen uns zur Feier des Tages zum Frühstück Zimtschnecken. Wenig später sind wir auf den Rädern. Auf gut markierten Radwegen oder wenig befahrenen Straßen setzen wir unsere Reise gen Norden fort. Das ermüdende, bzw. kraftraubende Streckenprofil bleibt. Zudem meint es die Sonne wirklich gut mit uns. Vermutlich hat das Wetter ein schlechtes Gewissen, wegen der verregneten ersten Nacht. – Was wirklich für uns ein Mangel auf Dänemarks ansonsten recht schönen Radstrecken ist, sind die fehlenden Einkehrmöglichkeiten. Auch heute merken wir wieder nach hinten heraus, dass wir noch längst nicht in Bestform sind! Endlich nähern wir uns Aalborg. Der Routenverlauf wird immer komplizierter und dem Verlauf ist nur dank unseres Garmin Oregon und der guten Routenplanung von Brigitte auch zu finden. Ich frage mich immer öfter, wie es uns früher, also ohne Navi, überhaupt gelinge konnte gewünschte Ziele zu erreichen?

Klettern auf Dänisch
    Klettern auf Dänisch

Den Campingplatz in Aalborg kennen wir schon von früheren Touren und auch hier erwartet uns eine gepflegte, zeltleere Campingwiese. Wir bauen auf und gehen einkaufen. Später kommt noch ein zweites Zelt dazu, dann ist schließlich Zeit zum Schlafen. Leider gibt es ab und an kurze, aber heftige Ruhestörungen, angeblich soll da sowas wie Fußball übertragen werden (EM Endspiel Italien – England). Nun ja, wer`s braucht…!?

 12. Juli 2021

Die letzte Etappe in Dänemark liegt vor uns. Wir wechseln die Fjordseite in Aalborg über eine lange Fußgänger-Fahrradbrücke parallel zur Eisenbahn und sind schnell außerhalb der Stadt. Wir folgen zuerst - zwar auf abgetrennten Fahrradwegen - Hauptverkehrsadern Richtung Norden. Irgendwann werden die Straßen aber kleiner und ganz zum Ende gibt es wieder reine Fahrradwege, ohne begleitende Straßen. Die Landschaft ist nun merklich flacher, was sich in einer etwas höheren Durchschnittsgeschwindigkeit niederschlägt. Aber, wie auch in den Vortagen, biegt unsere Route immer kurz vor einer Ortschaft ab und umgeht diese. Da hat Dänemark wohl noch Potential was die Einkehrmöglichkeiten betrifft!

Der Platz in Hirtshals ist merklich voller (und uns von früheren Touren her schon bekannt). Auch wir haben diesen ob seiner Nähe zum Fährhafen ausgesucht. Also Zelt aufgebaut, geduscht und die dreckige Wäsche in die Waschmaschine gestopft. Nachdem wir uns für Island auf dem entsprechenden Portal online angemeldet haben, konnten wir auch schon die getrocknete Wäsche mitnehmen. Jetzt noch kochen? Besser nicht, da muss man nur wieder abwaschen. Demzufolge begeben wir uns auf Restaurantsuche ins Zentrum und werden am Hafen fündig. Mit vollen Bäuchen und ziemlich träge kehren  wir wieder zurück auf den Platz und gehen bald schlafen, da es morgen zeitig losgehen soll.

13. Juli 2021

Zur Fähre nach IslandSo langsam steigt die Nervosität! Nimmt die Fähre uns auch wirklich mit? Also früh aufgestanden, sich gewaschen und gepackt. Dabei darauf geachtet, dass die Sachen für die Kabine schon separat sind. Wir einigen uns, dass jeder seine Kleidertasche mitnehmen darf. Zusätzlich Sandalen und Waschzeug. Jetzt noch einen Automatenkaffee auf dem Platz und die letzten fünf Kilometer zur Fähre. Wir sind so früh da, dass noch keine Schalter für Island geöffnet sind. Über den Radweg fahren wir an den wartenden Autos in der Wartespur vorbei und stellen uns ganz nach vorne. Irgendwann werden die Schalter angezeigt. Mit dem Einlaufen der Fähre öffnen sie und wir erhalten unsere Kabinenkarte und den Aufstellplatz zum endgültigen Boarden der Fähre. Wir wurden lediglich gefragt, ob wir bereits geimpft sind, mussten jedoch nichts vorzeigen. Alle die noch nicht geimpft oder genesen sind, müssen vor dem Einschiffen zum PCR-Test.

Dann das Startzeichen! Wir rollen als die ersten auf die Fähre und Überraschung: Wir dürfen über die schräge Rampe auf die nächste Ebene hochkurbeln. Immerhin haben sie sich dafür entschuldigt. Die Kabinen sind noch nicht fertig, da die letzten Passagiere gerade erst das Schiff verlassen haben. Einen schönen Platz zum Warten bis die Kabinen fertig sind, finden wir mit der Laterna Magica ganz oben auch.

Den Tag verbringen wir mit Lesen, Schlafen und mit Homepage schreiben. Abends fallen wir zusammen mit unseren Mitreisenden über das Büfett her. Wirklich lecker und wir hatten dabei auch noch einen sehr schönen Fensterplatz. Uns kann es gut gehen!

14. Juli 2021

Auf einer Kreuzfahrt würde es heißen Tag auf See. Also Buffet Frühstück, Deckspaziergang, Nichtstun. Abends um 5:00 Uhr die Einfahrt nach Torshaven (Faroer) bestaunt. Beim Abendbuffet trotz bester Vorsätze zu viel gegessen. Danach zum Zoll der in Torshaven zugestiegen ist. Ausweise und die bestätigten Anmeldungen von visit.covid.is als Barcode (natürlich auf dem Smartphone) vorzeigen. Jetzt fehlt nur noch die CovPassApp um die vollständige Impfung zu bestätigen und wir bekamen jeder ein grünes Faltblatt. Dies möge man doch unbedingt hinter die Windschutzscheibe stecken. Beim Fahrrad?  Fertig – nicht ganz, bei der Frage nach der Kabinennummer kamen wir doch kurzfristig ins Straucheln. Jetzt stand der Einreise nach Island nichts mehr im Wege. Dies war uns doch einen Espresso wert. Oh was ist das denn? Jetzt gab es doch recht üppigen Seegang. Da meldete sich auch schon Brigitte`s Magen. Trotz Reisetablette hat der Seegang gewonnen.

REISETAGEBUCH ISLAND

From Address:
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Ankunft auf Island
    Ankunft auf Island

15. Juli 2021

Morgens war es besser, so dass auch für Brigitte ein Frühstück möglich war. Danach Kabine verlassen – eine Stunde vor Ankunft in Seydisfjördur – und schon durften wir zu unseren Rädern, welche brav auf uns gewartet haben. Mit einen der Ersten runter von der Fähre, zweimal eindringlich befragt welche Farbe den unser Faltblatt habe – wir haben es dann vorgezeigt, und schon waren wir durch den Zoll. Jetzt wartete der Pass mit einer Höhe von 600hm auf uns. Hoffentlich haben die drei Tage Dänemark was gebracht. Durch eine hochalpin anmutende Landschaft haben wir uns hochgearbeitet und dabei Wasserfälle, Denkmäler und Seen bewundert. Irgendwann waren wir oben und wurden mit einer rasanten Abfahrt nach Egilsstadir belohnt.

Fjardara-Wasserfall
    Fjardara-Wasserfall

Jetzt für zwei Tage einkaufen, Geldabheben und vielleicht noch ein Kaffee, bevor es auf die nächsten Kilometer zu „unserem“ Campingplatz ging. Die ersten beiden Dinge funktionierten problemlos, allerdings steppte der Bär – bestes Sommerwetter, man trug T-Shirt und kurze Hose. Dies bedeutete jeder Platz in den geöffneten Bistros war besetzt. Also einfach die letzten 17 km unter die Räder nehmen. Es stieg leicht an und wir hatten etwas Gegenwind, so dass sich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit nicht wirklich erhöhte. Aber dann war das Ziel, der Campingplatz Stora Sandfell erreicht. Überraschung – wir sind wirklich voll – jetzt hilft nur noch die Mitleidsnummer und wir haben eine Ecke zugewiesen bekommen. Der Platz war bis zum Abend knüppeldicke voll mit jungen isländischen Familien. Dies lag daran, dass Schul- und Kitaferien sind und hier in Ostisland super tolles Sommerwetter herrscht, während es in Reykjavik regnet. Etwas irritierend waren die Sanitäranlagen, es gab zwei kleine Hütten mit drei Toiletten, zwei Duschen, zwei kleinen Waschbecken und immerhin zwei Becken draußen zum Geschirrspülen.

Richtung Djupivogur
    Richtung Djupivogur

  

16. Juli 2021

Da wir bereits um 8:00 Uhr eingeschlafen sind, sind wir auch um 7:00 Uhr wach und nutzen die Gunst der Stunde zum frühmorgendlichen Zähneputzen. Nach frühstücken und zusammenpacken waren wir auch bereits kurz nach 9:00 Uhr auf den Rädern. Oh, läuft das heute zäh! Wir haben Gegenwind und die Landschaft ist leicht hügelig. Die Geschwindigkeit ist einstellig und wir wollen doch über den Öxi (532 hm) einen nicht asphaltierten Pass und die kürzeste Verbindung zur Südküste. Nach gefühlten Stunden durch eine Traumlandschaft – sattes Grün, Felsen und Bäche, welche sich über dieselben stürzten – erreichten wir immerhin die Schotterstraße. Die Straße ließ sich gut befahren, schwieriger war schon der Gegenwind. Dann haben auch wir den Abzweig erreicht. Nochmal überlegt, wollen wir in fahren – ja wir wollen. Noch etwas langsamer bewegen wir uns vorwärts, statt alle 5 km machen wir jetzt alle 1 – 2 km Pause. Nur die Landschaft entschädigt für die Qual. Irgendwann wird es flacher, dann fast eben und wir sind oben. Jetzt erstmal runter! Die Abfahrt hat es mit bis zu 17% Gefälle in sich. Steil und kurvig, aber fahrbar. Und dann hatte der Asphalt uns wieder. Um 17:30 Uhr erreichen wir nach 68km und 800 hm völlig erschöpft den Campingplatz in Djupivogur, wir bezahlen im Hotel Framtid und es gibt tatsächlich noch freie Plätze. Wir fangen mit dem Zeltaufbau an, ich schiebe die Stangen in unser Hilleberg Keron, beim Einfädeln der zweiten Stange ein hässliches Geräusch und statt eines schönen Bogens ein Dreieck. Mit viel Mühe bekommen wir die gebrochene Stange wieder raus. Gut, dass wir ein Ersatzsegment dabeihaben. Wir fädeln ab sofort liegend ein und richten erst dann das Zelt auf. Nach dem Duschen noch zum örtlichen Supermarkt – der hat leider schon zu. Wir machen das beste daraus und gehen in den nahen Schnellimbiss zu Fish and Chips. Apropos Sanitärausstattung: Es gab für jedes Geschlecht – nur m, w – eine Dusche, zwei Toiletten und drei Waschbecken sowie eine gemütliche Küche mit Sitzecke.

17. Juli 2021

Steilküste
    Steilküste

Was für eine Nacht! Der Wind wurde noch stärker dazu kamen heftigste Böen. Wir hatten tatsächlich Angst um unser Zelt. Morgens dann die Frage, fahren wir weiter, der Wetterbericht versprach Böen bis 50km/h. Da der Supermarkt erst um 10 Uhr aufmachte – auf dem folgenden Abschnitt gibt es keine Einkaufs- und keine Einkehrmöglichkeiten – hatten wir noch Zeit. Schlussendlich siegte der Tatendrang. Frei nach dem Motto: So schlimm wird es schon nicht werden! Doch es wurde schlimm. Die gute Nachricht: Wir sind auf dem Campingplatz Stafafell angekommen und wir hatten für 10km Rückenwind. Ohne Wind wäre die Strecke ein Traum gewesen. Immer der Küstenlinie entlang, auf der einen Seite Berge davor etwas Grünfläche, auf der anderen Seite das Meer. Das Wetter ist für isländische Verhältnisse fantastisch wir haben Sonnenschein, um die 20C° und nur ab und zu ein paar Wolken.

Stafafell
    Stafafell

Der Campingplatz Stafafell liegt traumhaft schön, leider sind Sanitär- und Küchenausstattung gewöhnungsbedürftig. Es gab tatsächlich zwei Duschen und eine Toilette für alle. Dafür hat uns der Campingplatzwart mit heißem Kaffee empfangen. Man kann nicht alles haben.

18. Juli 2021

Wir haben uns heute für eine Kurzetappe entschieden. Wir fahren nur bis Höfn. Es rollt entspannt.

Der Wind hat nachgelassen und so sind wir um 12:30 Uhr am Campingplatz. Wir dürfen auch schon unser Zeltaufstellen. Heute ist bummeln, einkaufen, Wäschewaschen und Blog schreiben angesagt. Nicht zuletzt soll es heute Steak mit Salat geben. Gar nicht so einfach ein Stück Fleisch zu kaufen, wenn man die Sprache nicht versteht, zudem sind die Portionen riesig. Wir begnügen uns mit nicht ganz 600 gr eingelegtem Rindfleisch – lecker.  

19. Juli 2021

Bis zum nächsten offiziellen Zeltplatz sind es gut 130 km. Im Internet gab es den Hinweis, dass Fahrradfahrer immer noch an der Jugendherberge in Vagnisstadir zelten können, auch ist auf unserer Landkarte – Drucklegung 2021 – ein Zeltplatz eingezeichnet.

Abzweig
Abzweig

Wir genießen die Ausblicke auf Europas größten Gletscher, den Vatnajökull bzw. auf die Gletscherzungen, welche bis in die Ebene reichen. Erfreuen uns an der Sonne und dem satten Grün. Der Wind hat nachgelassen und es nicht mehr ganz so hügelig. Wir erreichen die Jugendherberge, dort ist noch alles geschlossen, also rufen wir an. Nein wir dürfen keine Zelter nehmen. Alles bitten nützt nichts. Wo dann denn ein Platz wäre. Nun in Höfn – da kommen wir her – in der anderen Richtung vielleicht bei Gerdi. Nützt nichts wir fahren weiter. Es sind ja nur 13 km. Wir finden besagtes Hotel und warten. Wir sind dabei nicht allein. Irgendwann kommt jemand. Ja wir nehmen ein bis zwei Zelte. Duschen geht aber erst morgen früh. Puh -Glück gehabt. Es werden dann doch noch fünf Zelte und wir können die Toilette des Hotels benutzen. Was will man mehr. Wir feiern unser Glück im Restaurant des örtlichen Museums bei Cappuccino und superleckerer Torte.

Camping bei Gerdi     
Panorama bei Gerdi
    Panorama bei Gerdi

 

20. Juli 2021

Diamond Beach
   Diamond Beach

Wir starten ohne Frühstück, deshalb sind wir früh am Jökulsárlón einer gigantischen Gletscherlagune und ein absolutes "must be" für jeden Islandtouristen. Auch wir bewundern die riesigen, schwimmenden Eisberge, die auf dem Weg zum offenen Meer langsam schmelzen. Aber bald obsiegt unsere Kaffeelust. Also erstmal Frühstücken im dortigen Cafékiosk. - Frisch gestärkt können wir nun auch dem Diamond Beach einen Besuch abstatten. Dazu müssen wir als erstes über die einspurige, durchaus beeindruckende Brücke. Wenig später laufen auch wir, gemeinsam mit vielen anderen Touris über den schwarzen Sand ans Meer. Und wirklich, Wind und Wellen treiben kleine Eisstücke zurück an den Strand, wo die funkelnden „Diamanten“ bereits von den eifrig Fotografierenden erwartet werden. Im Übrigen gäbe es diese Lagune ohne Klimaerwärmung nicht, auch der Weg zum Strand wäre einiges länger ...

Jökulsarlon
Jökulsarlon
    Jökulsarlo

Wir haben wenig Gegenwind und finden unterwegs auch noch ein weiteres Café (heute ist scheinbar unser Glückstag). So erreichen wir entspannt den Campingpatz im Nationalpark Skaftafell. Es gibt große Wiesenflächen, die eine Hälfte mit Strom, die andere Hälfte ohne. Die Zeltflächen dürfen nicht mit Autos befahren werden, was den Platz noch attraktiver macht. In der Mitte gibt es ein großes, recht neues Sanitärgebäude. Gegen den Hunger gäbe es ein Café und ein Imbisswagen. Wir sind zufrieden und genießen die letzten Strahlen der Abendsonne.

21. Juli 2021

Svartifoss
    Svartifoss

Pausentag. Arno repariert professionell den abgerissenen Verschluss einer Ortliebtasche, auch die Fahrradkette wird gesäubert und geölt. Dann machen auch wir uns bei bestem Wetter auf zum Wasserfall Svartifoss mit seinen beeindruckenden Basaltsäulen und kehren über einen Aussichtspunkt und Sel, einem in den 50ern des letzten Jahres aufgelassenen Bauernhofes zurück zum Zeltplatz. Trotz der Menschenmassen eine wirklich beeindruckende kurze Wanderung. Einzig der anschließende Besuch im Café war nicht überzeugend. Den Rest des Tages war relaxen angesagt.

Verlassenes Grhöft
    Verlassenes Gehöft

22. Juli 2021

Wieder weckt uns die Sonne. Routiniert bauen wir ab, packen die Räder und machen uns auf den Weg. Ein kurzer Stopp an den Fragmenten einer Stahlbrücke, die in Folge eines Vulkanausbruches und dem daraus resultierenden Gletscherlauf von riesigen Eisblöcken eingedrückt wurde. Doch bald ist Schluss mit Lustig. Der lange angekündigte Wetterwechsel sorgt für zunehmend Bewölkung und vor allen Dingen aber für heftigen Gegenwind. Wir müssen mächtig kämpfen, um überhaupt noch voranzukommen.

Markanter Fels
    Markanter Fels

Aber noch viel, viel schlimmer sind die eng an uns vorbeifahrenden Gespanne und Wohnmobile, vor allem aber die LKW`s im Gegenverkehr. Diese erzeugen beim Passieren einen derartigen Sog, dass es uns förmlich Richtung Straßenmitte schleudert. Zum Glück fahren wir eine riesige Rechtskurve und bekommen den Wind zunächst von der Seite, später sogar leicht von hinten. Unsere Moral war kurzfristig völlig am Boden, qua der gefährlichen Situation(en), die hinter uns lagen. Zahlreiche Pausen am Straßenrand waren erforderlich, um schließlich – bei jetzt einsetzendem Regen- endlich unser Tagesziel zu erreichen. Brigitte steuert sofort den örtlichen Supermarkt an und kommt gefühlt nach Stunden endgültig demoralisiert mit voller Einkaufstüte aus dem Laden. Das Sortiment dort war derart eingeschränkt, dass unser Überleben schließlich nur noch ihrem guten Improvisationstalent zu verdanken ist. Bei heftiger werdenden Regen bauen wir unser Zelt auf.

23. Juli 2021

Wie fahren wir weiter?
    Wie fahren wir weiter?

Eigentlich wollten wir von hier (Kirkjubærklaustur) Richtung Landmannalaugar aufbrechen. Dazu wäre aber ein Abschnitt mit mehreren Furten zu bewältigen. Am Abend davor waren auch nach Island ausgewanderte Schweizer auf dem Platz, welche uns darauf hinwiesen, dass die Flüsse im Hochland viel Wasser führen. Also sind wir heute erstmal ins Nationalparkbüro und haben nachgefragt. Doch man kann furten. Aber wenn es heftiger regnet, dann steigen auch die Pegel. Da es die nächsten Tage regnen wird und die Wolken tief hängen, folglich keine Sicht, entscheiden wir uns über die Ringstraße und nicht über das Hochland Richtung Fludir weiterzufahren. Heute bleiben wir hier. Das Highlight des Tages wird dann unser erster Schwimmbadbesuch in Island. Hot Pots mit bis zu 40 °C Wassertemperatur bei Regenwetter sind wirklich großartig. Wir haben uns davor und danach auch ordentlich nackig unter die Dusche gestellt und alle wichtigen Stellen gewaschen – macht man in Island so!

24. Juli 2021

Es regnet heute heftig. Wir verquatschen den Vormittag und pflegen nachmittags unsere Homepage. Langsam plagt uns der Lagerkoller. Die Wetter-App sagt für den nächsten Vormittag wenig Regen und Wind voraus.

25. Juli 2021

Lavafelder
    Lavafelder

Wir sind kurz nach 8:00 Uhr startklar. Es ist zwar diesig und wir fahren komplett in Gore-Tex, aber es lässt sich gut fahren. Wir haben wenig Gegenwind, queren moosbewachsene Lavafelder, irgendwann ein Rastplatz mit Toilettenhäuschen, dort gibt es ein riesiges Feld mit Steinmännchen. Das Bauen dieser soll beim Weiterfahren Glück bringen. Die umliegenden Berge bleiben im Dunst verborgen. Wir erreichen Vik, bauen unser Zelt auf und duschen. Auf die in Kirkjubærklaustur eingekauften Tütennudeln haben wir beide keine Lust, deshalb brechen wir zum örtlichen Supermarkt auf. Da gibt es doch auch noch ein Geschäft mit Islandpullovern, Outdoorkleidung und Stehrumchen. Die Entdeckung ist jedoch ein Selbstbedienungsrestaurant, indem es Burger gibt – mit Blick auf die versteinerten Trolle von Vik. Die Entscheidung ist gefallen: Heute ist Burger Tag. Danach noch etwas Obst und eine große Packung Skyr. Was braucht es mehr!

26. Juli 2021

Skogar-Wasserfall
    Skogar-Wasserfall

Es regnet immer noch! Wir wollen nicht bleiben und überlegen, statt der langen Etappe nach Hvolsvelli nur bis Skogar rund 30 km zu fahren. Es fieselt auch nur und nachdem wir die Rampe hinter Vik überwunden haben, ist uns auch nicht mehr kalt. Ohne Gegenwind erreichen wir zügig unser Ziel. Dort steppt der Bär. Jeden Touristen zieht es zu dem beeindruckenden Wasserfall gleichen Namens. Der Campingplatz entpuppt sich als Grasstreifen rechts und links des Fußweges zum Wasserfall. Die Sanitäranlagen sind gleichzeitig die öffentlichen Toiletten in einem Gebäude, was auch vor 20 Jahren nicht neu war. Wir fahren nachdem auch wir ehrfürchtig den Wasserfall bewundert haben, weiter. Es soll nach gut 30 km ein anderer Campingplatz kommen. Dieser liegt etwas Abseits der Ringstraße und auch hier gibt es zwei schöne Wasserfälle. Wir finden ihn und die Rezeption. Aber es ist niemand da! Die Wiesen stehen teilweise unter Wasser, die Sanitäranlagen sind schmutzig und die Duschen abgeschlossen. Das haben wir nicht nötig! Wir fahren weiter. Ziemlich nass und durchgefroren erreichen wir unser ursprüngliches Ziel Hvolsvelli. Dort gibt es auch keine Rezeption, aber Leben auf dem Platz. Wir fragen nach – wir sollen aufbauen und die Platzwartin würde später kommen. Dies tun wir auch und da wir nicht genug Münzen für die Duschen haben, wählen wir wieder die Schwimmbad Alternative. Nach einer Stunde in den unterschiedlich heissen Hot Pots war auch uns wieder warm. Zur Feier des Tages gab es Pizza. Wir mussten natürlich die Größte bestellen.

Auf dem Weg nach Hvolsvelli
    Auf dem Weg nach Hvolsvelli

27. Juli 2021

Heute werden wir endlich von der stark frequentierten Ringstrasse abbiegen. Wir hoffen abseits der Mainroad auf deutlich weniger Verkehr und natürlich auf Rückenwind. Letzterer Wunsch erfüllt sich leider mal wieder nicht. Also kämpfen wir wiedergegen den Wind an und kommen folglich nur sehr langsam vorwärts. Wir erreichen Fludir, gehen für das Abendessen einkaufen – Salat und Fleisch und bauen dann das Zelt auf. Der Campingplatz ist ziemlich groß, die Anzahl Toiletten und Duschen verhalten sich dazu reziprok.

Böse Überraschung, Arno fragt bei Isländern nach, welches Fleisch wir gekauft haben: Pony in Pfeffersoße. Arno bestreitet das Abendessen vegetarisch. Brigitte isst auch Fleisch – sehr lecker, aber das Kopfkino läuft.

28. Juli 2021

In Fludir gibt es die letzte Möglichkeit zum Einkaufen für die Straße 35 (Kjölurröute). Wir rechnen damit, dass wir etwa sechs Tagen brauchen. Also erst zum Supermarkt. Wir gehen es entspannt an, schließlich wollen wir heute nur nach/zum Geysir, welcher nur 30 asphaltierte Kilometer entfernt ist. Das mit dem Asphalt stimmte leider nicht ganz – es gab da ein Streckenabschnitt, welcher für uns nicht fahrbar war. Und das mit dem Wind wisst ihr schon! Es ist manches mal wirklich zum …! -  Endlich am Ziel angekommen, bauen wir auf, gehen Kaffee trinken und besichtigen das geothermale Gebiet. Natürlich versuchen auch wir ein möglichst tolles Foto vom ausbrechenden  Geysirs zu schießen. Nun ja …

Geysir
    Geysir

Mittlerweile ist auch die Rezeption geöffnet und die offizielle Anmeldung möglich und wir können duschen. Im Waschmaschinenraum gibt es tatsächlich eine Steckdosenleiste, so können wir auch unsere Akkus laden.

29. Juli 2021

15 km hinter dem Wasserfall Gullfoss soll der Schotter anfangen. Also nochmal rasch den Asphalt genießen. Die isländische Wetter-App sagt auch nur Windgeschwindigkeiten bis zu 5m/s voraus. Fühlt sich allerdings beim Fahren anders an. Wir lassen uns vom Gullfoss beeindrucken und trinken Kaffee. An den großen Sehenswürdigkeiten gibt es meist eine Cafeteria und ein Souvenirshop – gut für uns! Ein erneuter Blick auf die Wetter-App verrät, dass die Windgeschwindigkeit jetzt 11m/s beträgt, aber dann wieder nachlassen soll. Man kann es sich schon denken, die Windgeschwindigkeit änderte sich nicht und der Wind kam natürlich nicht von hinten. Dafür bot der jetzt nicht mehr asphaltierte Weiterweg alles was man so befürchten konnte. Irgendwann war Árbúðir erreicht und die Frage der Übernachtung geklärt. Wir wurden zwar mit einem „nicht noch mehr Radfahrer“ begrüßt, durften aber schließlich doch unser Zelt aufstellen. - Insgesamt übernachteten hier acht Radfahrer*innen - unter anderem ein Paar aus Plauen, welches sich auf Weltreise befand. Es wurde ein sehr schöner Abend, was nicht nur an der fantastischen Gegend lag. Árbúðir ist zwar kein offizieller Campingplatz, die Betreiberin der Cafeteria akzeptiert aber das Aufstellen von Zelten. Es gab sogar gegen Aufpreis die Möglichkeit zum Duschen.

Wasserfall Gullfoss
    Wasserfall Gullfoss

30. Juli 2021

Wieder weckt und die Sonne, wir frühstücken, quatschen noch mit den anderen Radfahrern und schwingen uns frohgemut auf die Räder, schließlich sollen es heute keine 29 km bis zu unserem Tagesziel das Kerlingarfjöll Highland Resort (mit Campingplatz) werden. Die Hochlandstraße 35 bietet alles was eine Schotterpiste so bieten kann, fast so glatt wie Asphalt, Wellblech unterschiedlichster Ausprägung über die gesamte Fahrbahnbreite, grober Schotter, Schlagloch an Schlagloch. Die Landschaft ist wirklich lohnend, wir blicken auf Berge und Gletscher, aber wirklich faszinierend ist der weite Blick über die Hochebene. Nach dem Abzweig zum Kerlingarfjöll bleibt uns der Straßenzustand erhalten, dazu kommen jetzt aber wieder Anstiege, welche wir nur schiebend bewältigen. Besonders der letzte forderte von uns schiebend alles ab. Uns gruselt jetzt schon von der Rückfahrt.

Trotz der frühen Ankunft können wir uns nicht zu einer Wanderung oder zum Besuch des natürlichen Hot Pots aufraffen, wir sind einfach platt. Stattdessen entspannen wir und genießen die Sonne.

 

31. Juli 2021

Wandertag! Wir wollen in das Geothermalgebiet von Hveradalir (Tal der heißen Quellen). Dorthin gibt es zwei Wege nämlich zu Fuß oder 6 km auf Schotterstraße zu einem hochgelegenen Parkplatz. Wir wählen den Fußweg und genießen die Ausblicke auf Gletscher, bizarre Berge und auf die Hochebene. Auf gut 1000m über NHN eröffnet sich ein faszinierender Blick auf das vor uns liegende Geothermalgebiet. Es qualmt, brodelt, stinkt und leuchtet in allen Farben. Wir steigen dem Rundkurs folgend ins Tal ab, und aus diesem auf steilen Pfaden wieder empor. Auf gleichem Weg wandern wir zurück zum Campingplatz.

Geothermalgebiet von HveradalirGeothermalgebiet von Hveradalir

    Geothermalgebiet von Hveradalir

Da wir diesen Wandertag nicht eingeplant haben, müssen wir heute hier im "Hotel" Essen gehen. Das Vergnügen ist mehr als zwiespältig, da eine 27-köpfige deutsche Reisegruppe erwartet wird und diese absolut priorisiert wird. Wir haben zwar für ein sauteures Büfett bezahlt, fühlen uns aber wie Menschen zweiter Klasse (nach dem Motto: Um 19:00 Uhr muss alles frei sein, essen sie gefälligst schneller und machen dann den Platz frei!).. Das Essen war dennoch sehr lecker.

01. August 2021

Gravel Road
    Gravel Road

Es ist bedeckt und fast windstill! Wir holpern zuerst die 10 km zurück zum Abzweig von der 35 (Kjölurroute). Dies geht besser als erwartet – erstens geht es mehr bergab und zweiten sind wir noch frisch. Die Straße bleibt ebenso schlecht, wie an den vorigen Tagen, so radeln und schieben wir vor uns hin – manchmal ist es eher wie Rodeoreiten. Dann wird die Gravelstraße auf einmal tatsächlich richtig gut. Bis knapp 10 km vor unserem Ziel Hveravellir. Offensichtlich wurden dann ab hier aber alle übrig gebliebenen Kieselsteine Islands ausgeschüttet. So lassen sich große Abschnitte dieser Strecke für uns nur schiebend bewältigen. Irgendwann ist aber auch das geschafft. Wir haben Hveravellir erreicht, melden uns an, bauen das Zelt auf und verzichten aufs Duschen. Es gibt pro Geschlecht nämlich nur zwei Toiletten und eine Dusche! Diese werden nicht nur von den Campingplatzgästen, sondern auch von den Tagesbesuchern benutzt. Nun ja ...?! Also erstmal Kaffee und Kuchen im angeschlossenen Café. Dann erkunden auch wir ein  angrenzendes weiteres Geothermalgebiet. Als wir zurück kamen hat sich der Platz merklich gefüllt. Oh, wir wollten doch auch in den Hot Pot. Also Badesachen an und los. Genau richtig! Wir plaudern im wie hier immer nach Schwefel riechenden, aber heißen Wasser entspannt mit weiteren Mitreisenden. So wird es ein schöner Tagesabschluss.

"wilder" Campingplatz
    "wilder" Campingplatz

02. August 2021

In der Nacht beginnt es zu regnen, so dass wir nass abbauen. Wir starten in der kompletten Regenausrüstung. Zurück zum Holpern und nach der besten fahrbarbaren Spur suchen. Doch was ist das, plötzlich lässt sich die Route richtig gut fahren. Wir trauen uns gar nicht mehr anzuhalten. Die Landschaft verändert sich, wir fahren nicht mehr durch eine Steinwüste, sondern das Grün kehrt zurück. Wir erreichen Afangi, hier lockt eine Kaffeetasse. Es ist geöffnet, wir bekommen Kaffee und Waffeln. Da es zwei Möglichkeiten zur Rückkehr auf die Ringstraße gibt, fragen wir nach. Uns wir die F756 empfohlen – mehr Aussicht, weniger Autoverkehr und mehr abwärts. Erstmal geht es aber auf der 35 bis zum Ende des Stausees Blöndulón. Dort biegen wir ab, sofort wird der Weg einspurig und von der Oberfläche her schlechter (Feldweg). Wir überqueren zwei Staumauern, lassen den See hinter uns und suchen ein Nachtlager. Bei einem kleinen Bach werden wir fündig. Ein wirklich romantischer Abend erwartet uns, wäre da nicht dieser feine isländische Regen, der innerhalb von Minuten alles durchnässt. So verkriechen wir uns bald in unsere warmen Schlafsäcke.

03. August 2021

Wir haben ziemlich gut geschlafen. Da die Lebensmittel langsam zu Ende gehen, müssen wir weiter. Auf in die feuchten Sachen und die nassen Schuhe. Das Zelt wird wieder mal nass abgebaut. Gut, dass der Weg nochmal kräftig ansteigt, d.h. es geht steil hinunter und dann wieder steil nach oben. Insgesamt aber mehr nach oben. So ist uns wenigstens nicht kalt. Der Weg ist dafür durch den Regen schön schmierig geworden, zudem sind immer wieder große Pfützen auf dem Weg. Irgendwann sind wir oben, jetzt geht es entlang eines mäandernden Bachlaufes fast nur noch abwärts. Langsam lässt der Regen nach. Was jetzt auch egal ist. Wir und unsere Räder sehen aus wie nach einer Schlammschlacht – was sicher nicht nur an den vielen Pfützen lag, die wir durchfahren haben. Die letzten Kilometer bis Varmahlid legen wir auf Asphalt zurück.

    Sauwetter

Wir sind stolz auf uns die Kjölurroute geschafft zu haben und werden uns sicher noch lange an die besonderen landschaftlichen Highlights erinnern aber auch an die Strapazen. Auch die F756 können wir nur empfehlen. Wir hatten heute nur drei Fahrzeugbegegnungen und die Landschaft ist traumhaft schön.

Denn Rest des Tags widmen wir uns der Körper- und Wäschepflege.

04. August 2021

Pausentag, wir putzen die Räder, ölen die Ketten, überlegen wie wir weiterfahren, gehen ins örtliche Schwimmbad. - Wir können diesen Zeltplatz nur empfehlen! Die Sanitärräume werden regelmäßig gereinigt, was nach den von uns gemachten Erfahrungen hier in Island nicht unbedingt Standard ist!

Torfgehöft Glaumbær
    Torfgehöft Glaumbær

05. August 2021

Ab jetzt geht es Richtung Osten. Dazu haben wir zwei Möglichkeiten, entweder eine lange Etappe mit einigen Höhenmeter über die Ringstraße oder mit weniger Verkehr über die Halbinsel Tröllaskagi, allerdings auch mit insgesamt 16 km ein- bzw. zweispurigen Tunneln. Wir entscheiden uns für die Umfahrung der Halbinsel, auch weil es ein Linienbus mit Fahrradmitnahme für den Tunnelabschnitt gibt. Heute wollen wir nur nach Hofsós. Dies gibt uns die Möglichkeit das Torfgehöft Glaumbær zu besichtigen. Da ist unser heutiges Leben doch um einiges einfacher. Wir radeln längs eines Flussdeltas bis Sauðárkrókur. Dort finden wir eine Bäckerei mit leckeren Sandwichs. Wir queren mit Blick auf das Meer das Flussdelta bevor wir wieder nach Norden abbiegen. Im Wesentlichen der Küstenlinie folgend, erreichen wir unser Ziel Hofsós. Der Zeltplatz ist schnell gefunden und das Zelt aufgebaut. Die Anlage, obwohl sie von den gleichen Eigentümern betrieben wird wie die Vorige, ist etwas einfacher (2 Toiletten, 1 Dusche). Wie wir so vor unserem Zelt sitzen, parkt direkt neben unserem Zelt ein großes Wohnmobil ein. Freudenstrahlend fordert der Fahrer unser okay. Das müssen wir ihm leider verweigern. Wir bitten ihn doch etwas mehr Abstand zu unserem Zelt zu halten, schließlich gibt es noch genügend freie Plätze. Dies tut er dann auch. Wir gehen einkaufen und besichtigen die Basaltklippen. Das „schönste“ Schwimmbad Islands ist uns zu voll, so dass wir auf einem Besuch desselben verzichten.

Basaltklippen
    Basaltklippen

In Island kann man analog zu Neuseeland sehr unterschiedliche Camper mieten. Diese reichen von nur mit Liegen und ausziehbarer Miniküche ausgestatteten Kastenwagen bis zu gut ausgebauten Wohnmobilen. Gerade, oft junge Menschen, neigen dazu gegen 11:00 Uhr abends auf dem Campingplatz anzukommen und direkt neben einem – z.B. unserem – Zelt zu parken. Dann müssen Türen geöffnet und geschlossen, sich unterhalten, Abendessen gekocht werden und falls es kalt ist, läuft die ganze Nacht die Standheizung. Wir bitten sie inzwischen leiser zu sein oder ein Stück weiterzufahren. Wir machen uns damit nicht beliebt, schlafen aber wesentlich besser. Dazu muss man wissen, dass es häufig auf isländischen Campingplätzen keine Rezeption gibt, sondern zwischen 9:00 und 10:00 Uhr abends jemand zum Kassieren vorbeikommt. Eine unter Radfahrern diskutierte Frage lautet deshalb, warum kommen sie so spät – wollen sie etwa die Platzgebühr sparen?

very scenic
    very scenic

06. August 2021

Wir kommen nicht ganz so früh los, sind etwas träge. Der Weiterweg ist aber auch very scenic, immer der Küstenlinie folgend. Wir treffen unterwegs einen allein radelnden Schweizer, der uns verrät, dass wir bald eine Tankstelle mit Bistro und Minimarkt erreichen werden, was uns durchaus zur Weiterfahrt anspornte. So eine unverhoffte Einkehrmöglichkeit unterwegs sorgt (bei uns) immer für gute Stimmung und natürlich kehren wir ein. Frischgestärkt radeln wir nach Siglufjördur, mussten aber zuvor mit etwas Gänsehaut einen einspurigen etwa 0,8 km langen Tunnel passieren. Uff, gut gegangen, zudem hatte unsere Richtung Vorfahrt! -  Uns war bekannt, dass von hier aus der Weiterweg durch drei Tunnels führen wird und zwar mit folgenden Längen: 3,9 km, 7,1 km und 3,4 km, letzterer wieder einspurig. Was tun? Die voraussichtlich klügste Variante wäre wohl, den Linienbus zu benutzen. Also hin zur Haltestelle und nach den Abfahrtszeiten geschaut. Ein auf den Bus wartender Reisender sprach uns an und berichtete, dass der heutige Bus, der laut Fahrplan längst hätte durch sein müssen, defekt sei und er jetzt (ebenso wie ein Busfahrer) auf die Bereitstellung eines Ersatzbusses wartete. Tatsächlich kam dieser Ersatz(klein)bus auch wenig später und der freundliche Busfahrer öffnete die Heckklappe. So ein Mist, unsere Räder waren etwas zu lang und auch wegen der Diebstahlsicherungen auf die Schnelle nicht zerlegbar. Schweren Herzens mussten wir akzeptieren, dass der Bus nun endlich (ohne uns) loswollte und wir ja den Bus nehmen könnten, der zwei Tage später wieder fährt. 

letzter Tunnel!
    letzter Tunnel!

Freude sieht anders aus! – Etwas missmutig und bedröppelt beratschlagten wir, was wir nun tun könnten. Der örtliche Campingplatz lud nicht gerade zu einem zweitägigen Aufenthalt ein und wer weiß, ob der der andere Bus einen größeren Gepäckraum hat. Also bissen wir in den sauren Apfel, setzten uns (mit ziemlich viel Respekt und wohl auch etwas Angst) auf die Räder und passierten den ersten, knapp 4 km langen Tunnel (schmal, kein befahrbarer Seitenstreifen). Zum Glück war die Durchfahrt fast ohne Höhenunterschied, so dass wir – teilweise nebeneinander – mit ziemlichem Zahn „durchrasten“. Aber das war erst der Anfang der Gruselstrecke, denn jetzt sollte der wesentlich längere Tunnel folgen. Also Zähne zusammengebissen, Adrenalinspiegel hochgefahren und in bester Rennradmanie durch. Alles ging gut und wir erreichten den Campingplatz in Ólafsfjördur. Für heute war unser Bedarf an Abenteuer mehr als gedeckt, den letzten (einspurigen) Tunnel heben wir uns für morgen auf. Eine Anmerkung noch zum Campingplatz, der sich mitten im Ort am Dorfanger als keine Wiese neben dem Freibad entpuppte und außer von uns nur noch von einem Campervan-Pärchen genutzt wurde.

07. August 2021

Obwohl mitten im Ort, war`s nachts ruhig um uns herum. Also auf zum letzten Tunnel (einspurig mit Ausweichstellen). Wir hoffen, dass hier am Samstagvormittag nicht allzu viel Verkehr zu erwarten ist und die Leute erste nachmittags zum Einkaufen nach Akureyri fahren. Und tatsächlich, es begegneten uns nur wenige Fahrzeuge im Tunnel und wir mussten nur den einen oder anderen Sprint zu einer Ausweichstelle einlegen.

Radler`s Traum
    Radler`s Traum

Das Tunnelende kommt in Sicht und uns empfängt eine Traumlandschaft wie aus dem Bilderbuch. Blauer Himmel, Meer mit Bergkulisse und es geht abwärts. Es ist wie eine Befreiung für uns, wohl auch wegen der gemachten Tunnelerfahrungen. Vor uns lag eine der wenigen größeren Städte Islands, oder genauer, die zweitgrößte Stadt der Insel. Da wir bisher auf unseren Touren eher nicht so gute Erfahrungen mit Innenstadt-Campingplätzen in Ballungsgebieten gemacht hatten, suchte wir zunächst nach einer Alternative, verwarfen diese aber schließlich wegen der Mehrkilometer wieder und trauten uns. Und in der Tat, der Platz war um einiges besser als sein Ruf (Bewertungen im Internet). Zwar tackerte die ganze Nacht das akustische Signal einer Fußgängerampel neben unserem Zelt, aber das kann ja auch einschläfernd wirken ?Gegenüber dem Campingplatz gab es ein großes Freibad mit diversen Pools, so dass wir uns bestens von den Strapazen der letzten Tage erholen konnten.

08. August 2021 

Godafoss
    Godafoss

Wir wollen Richtung Myvatn, da uns die Gesamtstrecke zu lang ist, planen wir in Gullfoss oder Laugar zu übernachten. Nicht einigen können wir uns über die genaue Strecke, um den für Radfahrer gesperrte Mauttunnel hinter Akureyri zu umfahren. Die Alternative heißt eher flach, länger und Schotter oder ein Pass, kürzer und asphaltiert. Am Ortsausgang wollen wir an einer Tankstelle die Cola Vorräte für den heutigen Tag aufstocken und entdecken eine Radreparaturstation mit Fahrradpumpe. Also bekommen alle Reifen wieder ordentlichen 3,5 ATÜ Luftdruck. Damit ist auch schon die Entscheidung gefallen. Mit 3,5 ATÜ fährt frau Asphalt. Schon direkt nach der Tankstelle fängt die Straße an zu steigen. Nach dem Abzweig der alten Passstraße nimmt die Steigung nochmal zu, lässt sich aber gut fahren. Irgendwann ist die Passhöhe erreicht und wir genießen die Abfahrt auf die Ringstraße. Unser Weiterweg folgt jetzt der Ringstraße, welche hier aber nicht so stark wie im Süden Islands befahren ist. Wir erreichen Godafoss, besichtigen den Wasserfall und suchen den Campingplatz. Dieser, sowie das angrenzende Hotel sind aber geschlossen, so dass wir uns auf den Weiterweg nach Laugar machen. Wir suchen den örtlichen Minimarkt mit angeschlossenem Restaurant auf, sind aber vom Angebot nicht so überzeugt. Hier können wir auch direkt unseren Obolus für den Campingplatz entrichten, der sich neben dem Sportplatz befindet und mit diesem die Sanitäranlagen teilt. Turnhallenfeeling stellt sich ein. Irgendwie ist uns nicht nach kochen. Also gehen wir zurück zum Bistro/Restaurant. Wir sind bass erstaunt, dass sich vor dem Lokal eine lange Schlange gebildet hat. Aber wir bekommen schließlich einen Tisch zugewiesen. Während Arno sich für Fish and Chips entscheidet probiert Brigitte Plokkfiskur einen Kartoffel-Fischauflauf in Béchamelsoße und mit Käse überbacken. Beides ist sehr lecker.

Nicht verheimliche sollten wir, dass wir seit Varmhlid immer von Schwärmen winziger Fliegen begleitet werden, welche aber meist nicht stechen, stattdessen aber in alle Körperöffnungen fliegen. Hat schon mal jemand Fliegen in der Nase, im Ohr oder sonst wo gehabt? Auch beim Einatmen sollte man aufpassen.

09. August 2021

Auch hier gesellten sich spät abends noch Autotouris zu uns, was grundsätzlich mit Unruhe verbunden ist. Dennoch hatten wir eine entspannte Nacht und Sonnenschein zum Aufstehen. Im angrenzenden Sportheim hatte ich Vortags noch unsere Akkus geladen, so dass wir uns alsbald wohlgemut auf die Piste begaben. Unser Tagesziel war Myvatn (Mückensee) und allein der Gedanke, es könnte dort noch mehr als bisher schon, lästig winzige Flugobjekte geben, bereitete mir durchaus ernstzunehmende Sorgen. An einer Straßenkreuzung mussten wir uns schließlich entscheiden, ob wir den See im Uhrzeigersinn oder aber andersherum umrunden. Wir entschieden uns für letztere und brachten uns somit um den einen oder anderen lohnenden Anlaufpunkt. 

In Reykahlid angekommen, steuerten wir zielstrebig den etwas außerhalb gelegenen Campingplatz Hlid an. Leider war die Rezeption noch nicht besetzt und ohne zu fragen aufzubauen, trauten wir uns hier noch nicht. Also erst mal ab zum Supermarkt, oder sagen wir besser, zum übersichtlich sortierten Tante-Emma-Laden und ein Kaffee getrunken. – Zurück auf dem Platz, er war trassiert, suchten wir uns ein einigermaßen ebenes Plätzchen in einer Ecke, so dass wir allenfalls nur an einer Seite Nachbarn bekommen konnten. Wie auf vielen anderen Plätzen auch wurde es hier gegen Abend dann doch ziemlich voll und der jeweils einen Duschraum pro Geschlecht (auch wenn es in jedem Raum drei Duschen gab) konnte nur mit Wartezeit genutzt werden. Aber warum sollte es hier anders sein, als im übrigen Island!? – Ach so und was die Ufos betraf, es war wider Erwarten meist gut auszuhalten und zum Glück nur zeitweise super lästig.

Vulkangebiet Krafla
    Vulkangebiet Krafla

10. August 2021

Wir bleiben einen weiteren Tag lang hier, um das Vulkangebiet Krafla zu erkunden. Ein Bus fährt nicht mehr dahin, also fahren wir mit den Rädern hoch. Der Kratersee Viti beeindruckt uns gerade wegen seiner Farbe sehr. Bevor wir allerdings zur Besichtigung aufbrechen, gab es ein ziemlich unschönes Erlebnis. Wir stehen mit unseren Rädern auf einem Parkplatz, als ein Schweizer Wohnmobilfahrer rückwärts auf uns zufährt. Unser Schreien führt dazu, dass er bremst und uns auffordert die Räder quer an den Rand zu stellen, schließlich bräuchte er den Parkplatz! Es gibt ein kurzes Wortgefecht aber im Endeffekt stellen wir unsere Rädertrotz der eindeutigen Nötigung quer. Die Klügeren geben halt nsch. - Weiter geht es zum Leirhnjúkur, hier quert man unterschiedlich alte Lavafelder und qualmende Solfataren. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stopp am Thermalgebiet Hverir mit seinen Schlammtöpfe, Fumarolen und Solfataren. Das Gebiet liegt direkt an der Ringstraße und ist entsprechend gut besucht. Zum Abschluss des Tages kehren wir ins schickste Café/Restaurant am See ein. Wir genießen die Sonne und die Aussicht auf grasende Kühe und See.

Kratersee Viti
    Kratersee Viti

Wir sind nicht ganz so begeistert von dem Myvatn Gebiet. Beeindruckender fanden wir die kilometerlange Fahrt durch Lavafelder auf der Ringstraße im Süden der Insel aber vor allem die beiden Geothermalgebiete in Hveradalir und Hveravellir. Wir verzichten auf den Besuch der Myvatn Natural Baths. Es ist uns dazu einfach zu warm!

Dazu kommt, dass wir Island zunehmend als hektisch erleben. Auf den Zeltplätzten ist bis spät nachts Anreise, früh am Morgen reisen die ersten Gäste wieder ab. Für alle ist es nur eine Zwischenstation. Ein weiteres Ziel das abgehakt wird. - Anonym, unverbindlich, egoistisch und vor allem hektisch. 

11. August 2021

Eine entspannte 55 km-Etappe auf glattem Asphalt und bei gutem Wetter von Myvatn nach Husavik und unterwegs sogar noch eine gute Einkehrmöglichkeit, nämlich ein Campingplatz mit angeschlossenem Café. Auf der anderen Straßenseite Gewächshäuser für Tomaten. - Wir erreichen gemütlich Husavik und erleben seit längerem mal wieder etwas Stadtgefühl. Längs durch den hübsche Hafenort radelnd, erreichen wir den Campingplatz und finden auch bald auf einer Terrasse am Hang gelegenen, ruhigen Standplatz für unser Zelt. Schon klar, bezahlt wird erst am Abend. Der Standard der Sanitäreinrichtungen liegt etwas über dem Landesdurchschnitt, es gibt sogar eine kleine Küche, die auch als Aufenthaltsraum dient.

Husavik
    Husavik

Wir begeben uns auf Stadterkundung und schlendern durch den Hafenbereich, natürlich nicht, ohne aufmerksam nach Einkehrmöglichkeiten zu suchen. Es gibt sogar recht viel Auswahl. - Apropos Wal, der Ort bietet als Touristenattraktion Wal-Watching-Touren an, die auch sehr gut gebucht werden. Es ist gemütlich hier, zumal immer noch die Sonne lacht! - Am Abend gibt es mal wieder Fish an Chips und auf dem Zeltplatz noch mehrere Leidensgenoss*innen mit Rädern und vielem Erfahrungsaustausch. 

12. August 2021

Wir haben gestern natürlich auch Tickets für eine Wal- und Papageientauchersafari gebucht. Zuerst geht es aber ins Walmuseum. Das ist ziemlich beeindruckend. Besonders das 25 m lange Skelett eines Wales. Jetzt noch ein Kaffee und ein Sandwich und wir begeben uns an den Kai. Lange passiert nichts. Dann läuft auch unser gebuchtes Boot ein. Ja sorry, aber die Wale sind weit draußen. Wir wundern uns noch etwas über die Riesenobjektive einiger Mitreisender.

Walskelett
    Walskelett

An Bord bekommen wir erstmal einen warmen Overall zum Überziehen – den braucht es auch wirklich. Nach einer halben Stunde ist der Felsen mit hunderten von Papageientauchern erreicht. Man sieht sie schwimmen, abtauchen und fliegen. Ein Fernglas wäre jetzt die Krönung, aber auch so sehr beeindruckend. Dann fahren wir auf der Suche nach Walen weiter aus der Bucht. Langsam verlieren wir die Hoffnung doch noch einen Wal zu sehen! Inzwischen kreisen drei Boote in diesem Bereich – die Anbieter fahren immer zu der Stelle, wo sie zuletzt Wale gesichtet haben. Dann sieht man in der Ferne die erste Wasserfontäne eines blasenden Wales, sofort versuchen alle Boote noch näher heranzukommen. Jagdfieber bereitet sich aus. Insgesamt sehen wir außer den Wasserfontänen auch dreimal den Buckel eines Wales und zweimal die Rückenflossen. Auf Fotos mit unseren Kameras haben wir verzichtet, da die Boote versuchen einen Mindestabstand zu den Tieren zu halten. Allerdings würden wir beim nächsten Mal ein gutes Fernglas mitnehmen. - Auch die anderen Radreisenden hatten hier einen Pausentag eingelegt, u. a. auch um eben die Wale zu beobachten. Mit ebenso viel (oder wenig?) Erfolg, wie wir ...

Unser Wal-Watching-Boot
    Unser Wal-Watching-Boot

13. August 2021

Wir verlassen Husavik und setzen unsere Reise gen Norden, entlang der malerischen Küste fort. Das Wetter ist durchwachsen, aber es regnet wenigstens nicht und wird zum Mittag hin sogar gut. Immer wieder faszinieren uns die Ausblicke auf`s offene Meer. Da, wieder ein Rastplatz an der Steilküste mit lohnendem Blick auf die hier zahlreich nistenden Vögel und schließlich nach gut 60 km unser Etappenziel Asbyrgi und hier den Campingplatz (Asbyrgi Camp Site), nicht ohne aber zuvor die sich am Abzweig befindliche Tankstelle (mit Imbiss) anzusteuern. -  Da das Anmeldehäuschen am Campingplatz noch nicht besetzt ist, sollen wir uns am knapp 1 km entfernten Nationalpark-Visitor Centre (Vatnajökull Nationalpark) anmelden. Die dort arbeitenden Damen sind sichtlich überfordert, als wir uns nach dem Weiterweg per Fahrrad, bzw. weiteren Campingplätzen erkundigen, aber leider rechthaberisch und keinesfalls einsichtig.

Wir bauen unweit der (sauberen) Sanitäreinrichtung unser Zelt wieder auf einer Fläche auf, die von Autos nicht befahren werden dürfen, duschen, waschen Wäsche und begeben uns nochmals zum Tankstellenimbiss. - Den Verdauungsspaziergang machen wir zum Eyian Hill, einer gigantischen hufeisenförmigen Felsformation (Teil des Glacial-River-Canyon) unmittelbar neben dem Campingplatz.

Campingplatz Grimsstadir
    Campingplatz Grimsstadir

14. August 2021

Es regnet und wir bauen nass ab. Die Weiterfahrt, Ziel: Grimsstadir, in südlicher Richtung gestaltete sich unangenehm, denn es war ungewöhnlich kalt, es regnet, der Wind machte und zu schaffen und zu allem Übel kam auch noch Nebel dazu. Einzig die Tatsache, dass inzwischen der gesamte Streckenabschnitt asphaltiert war - wir gingen ursprünglich noch von knapp 20 km Gravel aus - machte die Situation etwas erträglicher. - Schließlich erreichten wir bei strömenden Regen und durchgefroren den Abzweig zum Dettifoss (einer der größten und wasserreichsten Wasserfälle Europas) und beschlossen, wegen der beschriebenen Bedingungen, auf dessen Besichtigung zu verzichten. Nach etwa zweidritteln unserer Tagesetappe hatte uns die "1" wieder, die wie schon erwähnt hier im Norden nicht so stark befahren ist. Nach passieren der "Golden Gate Bridge of the Highlands" folgte bald der Abzweig zum Campingplatz Grimsstadir. Allerdings nicht ganz so einfach, wie erhofft, denn die nun folgenden 4 km waren schlicht die Hölle! Wir waren kurz vorm Verzweifeln, bzw. vorm Umdrehen. Auf Teilen der "Straße" ging eigentlich gar nichts mehr, nicht mal richtig schieben. Also Zähne zusammen beißen und irgendwie durch. Am Ende tauchten zwei Gästehäuser vor uns auf, beide mit angeschlossenem rudimentären Campingplatz. Beim ersten Gästehaus tranken wir einen Kaffee, wechselten dann aber zur Campsite des anderen Hauses. Wir hatten freie Auswahl bei der Platzsuche, denn wir waren erst einmal allen. 

HINWEIS: Die Campingplätze hier gibt es - trotz häufig widersprüchlicher Behauptungen - wirklich! 

15. August 2021

Eigentlich habe ich mich die ganze Nacht über ein spät ankommendes, direkt neben unserem Zelt parkendes Wohnmobil geärgert, weil diese Frostbeulen die ganze Nacht die sehr laute Standheizung haben laufen lassen und auch noch diverse Male laut die Autotüren zuknallten. Besonders ärgerlich insofern, als dass der Campingplatz fast leer war und man durchaus hätte woanders Krach machen können. Na ja, überhaupt sind vielen Wohnmobilkutscher eh` nicht gerade des Radlers beste Freunde, da sie m. E. auch im normalen Straßenverkehr ihre (Leih)Autos nur rudimentär beherrschen und von Abstandsregeln wohl nichts gehört haben …

Wir rumpeln die vier Kilometer zurück zur Ringstraße und setzen unsere Reise fort. Uns ist klar, dass wir heute eine Etappe länger 80 km absolvieren müssen und freuen uns deshalb ganz besonders über eine in unserer Planung nicht vorgesehenen Einkehrmöglichkeit. – Frisch Hotdog-gestärkt setzen wir die Reise fort und erreichen am späten Nachmittag auf der hier nicht so verkehrsreichen „1“ unser Tagesziel (Skjöldólfsstaðir), ein kleines Hotel mit Zeltplatz und Schwimmbad. Von letzterem ist aber nur der Hot Pool benutzbar, was uns aber durchaus ausreicht. Wir machen regen Gebrauch. Später schlägt noch ein weiteres, radelndes italienisches Paar ihr Zelt neben dem unsrigen auf und wir haben reichlich Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen.

Volle Campsite in Egilsstadir
    Volle Campsite in Egilsstadir

16. August 2021

Zunächst scheint der Tag sonnig zu werden, also bauen wir entspannt ab und Brigitte kauft noch ein paar Riegel im „Hotel“, ehe wir uns auf die Räder schwingen. Das Tal ist geschützt, also so gut wie kein Wind. Leicht ansteigend fahren wir bis zu einem verlassenen, jetzt musealen Schafstall und erkunden diesen, ebenso wie die angrenzende Schmiede, während uns hier die Italiener passieren. Wieder auf den Rädern, wird der Gegenwind stärker und das Wetter schlechter. Nix mehr mit kurzer Radlerhose, ich muss die Leggins drüberziehen. Die Straße folgt mehr oder weniger dem Flusslauf und knickt dann nach etwa 30 km gen Süden ab. Jetzt haben wir Seitenwind, folglich rollt es etwas besser. – Nochmal über einen Hügel und dann abwärts nach Egilsstadir unserem heutigen Ziel. Hier schließt sich der Kreis unserer Radreise und  zur Feier kehren wir erstmal ins örtlichen Café ein. Wir bauen dann unser Zelt auf. Noch freuen wir uns darüber im Tent only Bereich des Platzes zu stehen. Wir duschen, gehen einkaufen, kochen Abendessen. Der Platz füllt sich etwas – es sind auch ein paar Radfahrer dabei. Doch was ist das: Um 20:00 Uhr kommt eine große Gruppe Tschechen und quetscht gnadenlos ihre Zelte zwischen die Vorhandenen. Alle verziehen sich in ihre Zelte, zumindest stört in dieser Nacht kein Türenschlagen der vielen Mietcamper. 

Nebelloch
    Nebelloch

17. August 2021

Die letzte Etappe in Island nach Seydisfjördur steht an. Eigentlich nicht wirklich lang aber noch über einen mehr als 600m hohen Pass. Das in den letzten Tagen doch ganz passable Wetter hat sich geändert. Es ist kalt, die Nebelwolken hängen tief und es beginnt zu regnen. Wir machen uns auf den Weg und erklimmen schnaufend die erste Rampe. Jetzt wird es richtig nebelig und der Anstieg so steil, dass wir schieben müssen. Ganz toll, denn auf diese Art und Weise produzieren unsere Nabendynamos kaum Strom, entsprechend schwach ist die Scheinwerferleistung. Wie sollen uns da die Autos sehen? Wir schieben am äußersten rechten Rand der Fahrbahn uns lenken in den seitlichen Kies, sobald ein Auto von hinten zu hören ist. Ganz extrem ist die Situation, wenn von vorne und hinten gleichzeitig ein Auto kommt! Zugegeben, das sind die Momente beim Radfahren, auf welche man(n) gern verzichten kann. Unser Adrenalinspiegel ist mehr als hoch und die Anspannung lässt erst nach, nachdem wir oberhalb des Nebels (der Wolke?) angekommen sind und auf einem Rastplatz nach Luft schnappen. - Wir können jetzt erst mal wieder auf die Räder und mehr oder weniger entspannt die Passhöhe passieren. Kaum geht es wieder abwärts, sind wir aber wieder im Nebel und jetzt kommt auch noch intensiver Regen dazu. Folglich wird auch die Abfahrt zur Tortur und wir erreichen völlig durchnässt und durchgefroren den Ort. Erstes Ziel ein Bistro. Als der Gastwirt uns sieht, macht er sofort die Heizung an, danke.

über dem Nebel
    kurze Pause über dem Nebel

Einiges später steht das Zelt auf einer autofreien Wiese und wir gehen Duschen und einkaufen.

18. August 2021

Die Sonne weckt uns. Genau das Richtige für einen Pausentag! Wir frühstücken gemütlich und machen uns dann auf den Weg, den Ort zu erkunden. – Zwar hat dieser alte Handelsplatz mit seiner geschützten Bucht nicht wirklich viel zu bieten, aber auch das wenige ist sehenswert, wie z. B. eine beindruckende hölzerne Kirche, eine Betonskulptur, die die hiesigen Fünfton Harmonie symbolisieren soll, oder eine am Berg platzierte (nicht funktionierende) Telefonzelle, die daran erinnern soll, dass hier das erste Überseekabel von Schottland kommend, auf Island traf. – Genug mit Kultur, wir beschließen Kaffee trinken zu gehen.

Telefonzelle in Seydisfjördur
    Telefonzelle in Seydisfjördur

Auf dem Weg zum Zelt hören wir immer lauter unsere Mägen knurren, können uns aber nicht auf ein Lokal oder einen Imbiss einigen. Also kaufen wir spontan sechs Eier und ein Weißbrot und bereiten Spiegeleier. – So allmählich wird es Zeit, Vorbereitungen für die morgige Abreise zu treffen, indem wir beginnen zu packen und währen sich der Zeltplatz zunehmen füllt, über das Abendessen zu diskutieren. Letzter Abend Island, also Abschiedsessen in einem der besten Lokale im Ort. Um es kurz zu machen, es hat fantastisch gemundet und über den Preis schweigen wir …

19. August 2021

Heute heißt es ohne Frühstück früh raus, denn wir wollen möglichst um 08:00 Uhr beim Checkin der Fähre sein. Zum Glück hat es nicht geregnet, so dass wir das Zelt halbwegs trocken in die Packtasche kriegen. – Auf dem Campingplatz herrscht allgemeine Aufbruchstimmung, da nicht nur wir zur Fähre wollen. Ergo sind natürlich die viel zu wenigen Klos und Waschräume nur mit langem Anstehen erreichbar. – Tatsächlich sind wir pünktlich am Hafen und gesellen uns zu den Motorradfahrern. Nach relativ kurzer Wartezeit dürfen wir an Bord und auch schon wenig später in die Kabinen. – Ein erster Kaffee, komfortables Duschen und relaxen. Abendessen (leider viel zu viel) am Buffet. Und dann, nach etwa fünf Wochen Zeltübernachtung, endlich mal wieder ein richtiges Bett, das leider ganz schön schaukelt ?

20. August 2021

Nach durchschaukelter Nacht mit Zwischenstopp auf den Färöer-Inseln widmen wir uns vorwiegend der Pflege unserer Homepage (Reisebericht) und noch wesentlich intensiver der Pflege unserer Bäuche. Das Essen auf der Fähre ist einfach zu verführerisch und vor allem auch ziemlich lecker :-)

21. August 2021

Um 10:00 Uhr Schiffszeit (Färöer) müssen wir die Kabinen verlassen, denn um 11:30 Uhr sollen wir an Land gehen. Ortszeit dann dort:: 12:30 Uhr. - Alles verläuft fahrplanmäßig und routiniert. - Kurze Zeit später sitzen wir wieder auf den Rädern und fahren bei gutem Wetter und etwas Gegenwind (nanu, hier auch?) auf bekannter Strecke knapp 80 km von Hirtshals bis Aalborg. Erst mal zum Bahnhof, um die morgige Weiterfahrt nach Aarhus zu organisieren. Gar nicht so einfach, denn wir benötigen neben den üblichen Tickets auch Platzkarten für die Fahrräder und natürlich gibt es nur Automaten und keinen Schalter! Es ist schließlich relativ spät, als wir am Campingplatz einchecken und den einzigen Imbiss in der Nähe, er schließt um 21:00 Uhr, verpassen wir leider auch. Zum Glück hat noch ein Lebensmittelladen bis 22:00 Uhr geöffnet ...

22. August 2021

Bahnhof Aarhus
    Bahnhof Aarhus

Wir sind rechtzeitig am Bahnhof und reisen auch entspannt nach Aarhus. Hier ist sogar noch Zeit für einen kurzen Stadtbummel und `ne Einkehr in eine Espressobar. Es ist Sonntag und herrliches Wetter. Ganz Aarhus scheint auf den Beinen zu sein. - Die Weiterfahrt mit der Dänisch Deutschen Bahn nach Hamburg verläuft zunächst auch störungsfrei. Es gibt im Zug (1. Klasse) exakt bis zur Grenze sogar gratis Kaffee und nirgendwo Maqskenpflicht. Das ändert sich aber schlagartig bei Grenzübertriit. der Kaffee wird weg geräumt und alle müssen einen Mund- Nasenschutz anlegen. Je mehr wir uns Hamburg nähern, desto größer wird unsere Verspätung. Viele Mitreisende (der Zug ist jetzt ziemlich voll) werden ihre Anschlusszüge verpassen. Zum Glück hatten wir da einen ausreichenden Zeitpuffer, so dass wir den  - natürlich verspäteten - IC nach Berlin gut erreichen. Dann Chaos im Fahrradabteil, mit verursacht von einer E-Bike Radlerin, die ihr Rad leider nicht an dem von ihr reservierten Stellplatz einhängen konnte oder besser wollte, weil ihr Rad so schwer sei und somit das gesamte Reservierungssystem durcheinander brachte. - Endlich auf unseren Plätzen, war in der 1. Klasse leider der Strom ausgefallen, so dass weder das sich ebenfalls hier befindliche Bistro funktionierte, noch die Klimaanlage und die Beleuchtung. Es ist immer wieder ein Vergnügen mit der Deutschen Bahn zu verreisen!!! - Geschafft, wir sind endlich am Hauptbahnhof. Umstieg in die S Bahn und - oh Wunder!? - natürlich funktionieren am S Bhf. Friedrichstraße und am S Bhf. Sundgauer Straße die Aufzüge nicht ...

Statistik

 
Nächte im Hotel 0
Nächte auf Fähren 4
Nächte im Zelt 40
Rad-Reisetage 32
Tage im Zug 2
Pausen- und Sightseeing-Tage 7
geradelte Kilometer 1.930
Höhenmeter 16.000

 

 

R E S ÜM E E 

Um es vorwegzunehmen, eine Reise nach Island lohnt auf jeden Fall immer, ob man diese sagenhafte Insel allerdings mit dem Fahrrad entdecken, bzw. erkunden sollte, da sind sich Brigitte und ich nicht mehr so ganz sicher, denn hier mangelt es doch mächtig an der entsprechenden Infrastruktur! Es sei denn, man sucht explizit das Extreme und fährt mit entsprechenden Rädern und minimalistischem Gepäck. - Radwege gibt es im Prinzip keine, allenfalls mal ein paar Meter innerorts zur Absicherung des Schulweges.

Man hat also die Wahl, entweder Asphalt zu fahren und sich die wenigen derartigen, größtenteils schmalen Straßen mit dem touristischen Auto-, Caravan-, Wohnmobilverkehr und den oft überdimensionierten SUV`s zu teilen, oder man weicht aus auf weniger befahrene Gravelroads, nimmt dafür aber in Kauf, dass deren Zustand zumindest für Radfahrer streckenweise einfach unterirdisch ist.

Logisch, dass man beim Reisen per Fahrrad in besonderem Maße auch wetterabhängig ist und – obwohl uns Islands Klima schon vor Reiseantritt bekannt war – man doch immer wieder hofft, dass es schon nicht so schlimm kommen wird und seid versichert, es kam manchmal schlimmer! Feiner, lang andauernder Regen und fast immer (heftiger) Wind begleiten uns fast ebenso häufig, wie strahlend  blauer Himmel und Sonnenschein (teilweise war es sogar den Isländern zu warm!). – Wir empfehlen also etwas Erfahrung mit Radreisen, beste Nerven, wetterfestes Equipment und mindestens `ne durchschnittliche Kondition, eher `ne bessere, sowie Talent zum Improvisieren.

Nahversorgung und Campingplätze

Irgendwie logisch, dass dieses dünn besiedelte Land mit seinen gerade mal 357.000 Einwohnern größere Supermärkte allenfalls in Ballungsgebieten betreibt, in der Fläche aber eher mit „Tante Emma Läden“  mit sehr begrenztem Angebot anzutreffen sind und diese meist  auch weit voneinander entfernt liegen. Folglich muss der Fahrradtourist häufig für mehrere Tage im Voraus planen und ggf. entsprechend Vorräte mitführen.

Ebenso ungewohnt und so krass von uns auch nicht erwartet war der Zustand und die Ausstattung vieler Campingplätze. Geht man mal davon aus, dass diese Plätze größtenteils von vagabundierenden, motorisierten, hektischen Reisenden genutzt werden, diese ihr „mobile Home“ einfach irgendwo abstellen, Hauptsache eine Steckdose, ein Klo und fließend Wasser ist in der Nähe, mag die Ausstattung der Plätze ja für solche auch  ausreichend sein, aber eben nicht unbedingt für uns Radreisende. Da wäre oft auch einfach mal ein trockener Aufenthaltsraum, `ne funktionierende Küche und evtl. auch mal ein kleiner Shop wünschenswert, ganz zu schweigen von sauberen Sanitärräumen. Aber das Gegenteil ist häufig der Fall. Tagsüber werden viele Plätze gar nicht bewirtschaftet, man stellt sich einfach irgendwo hin und zwischen20:00 Uhr und 21:00 Uhr kommt lediglich jemand zum Kassieren vorbei. Es kann aber auch vorkommen, dass mal kurz tagsüber `ne Putzkolonne erscheint, um die oft nicht mehr als zwei Klos und die ein zwei Duschen zu säubern. Nee, denn wirklich viel mehr Sanitäreinrichtungen gibt es häufig tatsächlich nicht, egal wie groß der Platz ist. Da heißt es abends halt anstehen. In manchen Orten gibt es allerdings eine sehr empfehlenswerte Alternative, nämlich ein Schwimmbad mit meist ziemlich warmem Wasser und zusätzlich heiße Pools, in welchen man gemütlich sitzen, plaudern und vor allen Dingen herrlich entspannen kann.

Wie eingangs schon erwähnt, Island ist eine besondere, faszinierende und sehenswerte Insel, die mit ihren stinkenden und qualmenden Geothermalgebieten, mit aktiven Vulkanen, Geysiren, Gletschern, Lavafeldern, aber auch mit Flora und Fauna zu beeindrucken weiß. Um dem motorisierten Touristen die Routenwahl zu erleichtern, hat man sowohl einen „Golden Circle“ wie auch einen „Diamond Circle“ als dog. „must be“ angelegt und ausgebaut, was ja zunächst nicht negativ ist, ganz im Gegenteil. Allerdings haben Brigitte und ich den Eindruck gewonnen, dass diese Routen natürlich möglichst dann auch unbedingt geschafft werden müssen, egal wie kurz der Urlaub ist, was schlussendlich aber dazu führt, dass „man“ immer irgendwie hektisch in Bewegung ist, egal welche Tages- oder Nachtzeit gerade ist, denn es wird ja Mitte des Jahres kaum richtig dunkel. Einerseits ist es mehr als gut, dass zumindest das Übernachten in freier Wildbahn für mobilisierte Camper untersagt, bzw. reglementiert ist, andererseits führt aber eben genau das zu dem beschriebenen Gewusel auf den Campingplätzen. Da haben wir Fahrradtouristen dann das Privileg, wenn`s erforderlich ist auch mal abseits der Straßen, natürlich aber nicht auf eingezäuntem Privatgelände, gelegentlich mal legal unser Zelt aufschlagen zu dürfen.

Vielleicht noch ein Schlusssatz zur Gastronomie und zu den Preisen. Da muss man eigentlich nur ein wenig tiefer in die Tasche greifen, wenn man mal essen gehen möchte, bekommt dafür dann aber auch gute Qualität. Insgesamt gibt es im ländlichen Raum allerdings eher mal `ne Imbissbude (Fish and Chips, Burger, etc.), Gastronomiebetriebe sind dagegen selten anzutreffen.

Alles in allem fällt unser Gesamturteil dennoch sehr positiv aus, denn trotz aller Ärgernissen, die uns widerfahren oder aufgefallen sind, haben wir ein fantastisches Land bereist, sind ohne Pannen und ernsthafte U(m)nfälle über die Runden gekommen und waren beide um etwa fünf, bzw. drei Kilo leichter.

Und auch das zum Schluss:

Sowohl mal wieder ein Kocher (PRIMUS multifuel), wie auch ein GARMIN Navigationsgerät (Montana 650) haben die Reise nicht schadlos überstanden, eine Zeltstange unseres Hilleberg Keron 3 GT ist gebrochen und Arno im tiefen Kies mit dem Rad dreimal zu Boden ging. Aber das hätte natürlich überall passieren können und hat erst einmal nicht ursächlich mit Island zu tun.

Arno&Brigitte

 

 

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