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Irgendwie hat dabei in den letzten Jahren allerdings unser Reiserad besondere Priorität erlangt, haben uns doch die Touren „Carretera Austral“ oder „Fahrrad-Trekking in der Puna und den Quebradas“ sehr stark beeindruckt. Kein Wunder also, dass es uns erneut nach Südamerika zieht, konkret (wieder) nach Argentinien und Chile.
Bariloche, soll Start- und Zielort für unsere Fahrrad-Trekking-Tour vom 27. Jan. - 26. Feb. 2012 „Durch das Argentinische / Chilenische Seenland“ sein, das zwischen Temuco und Puerto Montt, Valdivia und San Carlos de Bariloche – unserem Start- und Zielort – liegt. Bariloche gilt in Patagonien als das nördliche Juwel. Die Stadt bietet eine atemberaubende Landschaft mit Bergen und einer Seenlandschaft sowie der besten Aussichten der Welt (laut UNESCO und National Geographic).
Sollte alles klappen, liefern wir – wie gewohnt – am 08. März 2012 in der Geschäftsstelle des AlpinClub Berlin unseren Reisebericht ab. Wir werden sehen …
September 2011
Nachdem wir jetzt endgültig beschlossen haben, erneut per Fahrrad Urlaub in Argentinien und Chile zu machen, konkretisieren wir jetzt unsere Planungen, treffen die ersten Vorbereitungen und bestellen die Flugtickets.
15. September 2011
Die Tickets sind gekauft, jetzt beginnt die Quartiersuche ...
13. Oktober 2011
Quartiersuche erfolgreich! - Wir haben uns für folgende Lodge - 10 km westlich von Bariloche - entschieden.
03. November 2011
Das neue Nachtflugverbot in Frankfurt sowie Änderungen der Flugpläne in Argentinien beeinträchtigen massiv unsere (eigentlich längst abgeschlossene) Reiseplanung. Wir müssen umdisponieren ..
04. November 2011
Wir werden beim Rückflug in Buenos Aires zwangsweise einen Zwischenstopp einlegen müssen und dort einmal übernachten. Somit kommen wir erst einen Tag später in Berlin an, was aber nicht so tragisch ist. Unangenehmer ist vielmehr der (doppelte) Fahrradtransport. Von Bariloche aus werden wir in BA am dortigen Inland-Airport ankommen, komplett auschecken (müssen), mit einem (teueren) Großraumtaxi die Fahrräder und alles Gepäck zum Hotel karren, um von dort aus am nächsten Tag - wieder mit einem Großraumtaxi (meist ein kleinerer Bus) - zum internationalen Flugplatz bringen zu lassen. Unsere Erfahrungen in Südamerika bzgl. Fahrradtransport im Taxi sind leider nicht die allerbesten, ganz im Gegenteil ...
28. November 2011
Flugausfälle wg. erneutem Vulkanausbruch.
09. November 2011
Zwar hat unsere bisherige Bereifung (Schwalbe Marathon XR) - trotz heftigster Schotterpisten - gut durchgehalten, dennoch sind wir unzufrieden damit. Die Reifen laufen inzwischen, tritz neuer Felgen, ziemlich unrund (Seiten- und auch Höhenschlag). Abhilfe sollen jetzt die "Reisereifen für Weltenbummler" MARATHON MONDIAL (ebenfalls Schwalbe) bringen. Gekauft bei BIKE DISCOUNT GmbH.
19. Dezember 2011
Bariloche kann wg. defekter Landebahn definitiv im Jan. 2012 (noch) nicht angefolgen werden. Folglich werden wir nach Esquel (etwa 250 km südlich von Bariloche) umgebucht. Der Transfer soll dann per Bus erfolgen.
09. Januar 2012
PrePaid SIM-Karte für Satellitentelefon und letzte Ersatzteilefür die Räder bestellt.
23. Januar 2012
Es wird ernst! - Gestern haben wir mit dem Packen begonnen, haben GPS-Daten für Argentinien herunter geladen, haben nochmal unser Quartier in Bariloche über unsere bevorstehende Ankunft informiert und den Transfer vom internationalen Flughafen Buenos Aires zum nationalen Flughafen reserviert. Jetzt müssen die Räder noch flugtauglich verpackt und eine Auswahl an passender Kleidung getroffen werden ...
27. Januar 2912
Alles ist gepackt, wir sind startklar. - Alles Weitere jetzt im REISETAGEBUCH
Linksammlug
Klimadiagramm Bariloche (Quelle: item-online.ch)
Kartenausschnitt (Google Maps)
Länderinfos Argentinien (Währung, Zeitzonen, etc) - Quelle: LAENDERdaten.info
Länderinfos Chile (Währung, Zeitzonen, etc.) - Quelle: LAENDERdaten.info
Auswärtiges Amt (ARGENTINIEN, Reise- und Sicherheitshinweise)
Auswärtiges Amt (CHILE, Reise- und Sicherheitshinweise)
Natürlich freuen wir uns auch über
Datum | Ziel | Quartier |
---|---|---|
Freitag 27.01.2012 |
Flug Tegel - -> Frankfurt --> Buenos Aires --> Esquel (Nach Bariloche mit dem Bus, da Bariloche nur eingeschränkten Flugbetrieb hat) |
Flugzeug
|
Samstag 28.01.2012 |
Ankunft gegen 23:00 Uhr in Bariloche |
(ca. 10 km westlich von Bariloche)
|
Sonntag 29.01.2012 |
Sightseeing in Bariloche. Räder zusammen bauen | |
Montag 30.01.2012 |
Einkaufen (Proviant, Benzin, Feuerzeug, etc.) | |
Dienstag 31.01.2012 |
68,9 km | Zelt (Santa Maria, Brazo Huemul) |
Mittwoch 01.02.2012 |
56,7 km | Zelt (Lago Espejo Chico) |
Donnerstag 02.02.2012 |
40,1 km | Zelt (Lago Falkner) |
Freitag 03.02.2012 |
50,1 km - San Martin de los Andes | Hosteria Cerro Nevado |
Samstag 04.02.2012 |
Pausentag | Hosteria Cerro Nevado |
Sonntag 05.02.2012 |
41,5 km | Zelt (Nonthue) |
Montag 06.02.2012 |
47,1 km | Zelt (Neltume) |
Dienstag 07.02.2012 |
52,2 km | Zelt (Conaripe) |
Mittwoch 08.02.2012 |
70,8 km | Apart Hotel Alpes |
Donnerstag 09.02.2012 |
Pausentag in Pucon | Apart Hotel Alpes |
Freitag 10.02.2012 |
35,6 km | Zelt (Lago Tinquilco, Guarderia) |
Samstag 11.02.2012 |
Wanderung 20,3 km | Zelt (Lago Tinquilco, Guarderia) |
Sonntag 12.02.2012 |
22,5 km | Zelt (La Araucaria) |
Montag 13.02.2012 |
69,1 km | Zelt (Punte Rio Caren) |
Dienstag 14.02.2012 |
92,9 km | Hotel Ruta 234 |
Mittwoch 15.02.2012 |
Pausentag in Junin de los Andes | Hotel Ruta 234 |
Donnerstag 16.02.2012 |
50,0 km | Zelt (Catrita), S.M.de los Andes |
Freitag 17.02.2012 |
43,3 km | Zelt (Lago Falkner) |
Samstag 18.02.2012 |
57,5 km | Zelt (Costa Traful) |
Sonntag 19.02.2012 |
Pausentag | Zelt (Costa Traful) |
Montag 20.02.2012 |
40,6 km | Zelt |
Dienstag 21.02.2012 |
66,9 km | Zelt (Bariloche) |
Mittwoch 22.02.2012 |
06,3 km |
|
Donnerstag 23.02.2012 |
Bariloche | |
Freitag 24.02.2012 |
Rückflug nach Buenos Aires |
Hotel Aeroparque in Buenos Aires
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Samstag 25.02.2012 |
Rückflug von Buenos Aires nach Berlin |
Flugzeug
|
Sonntag 26.02.2012 |
Ankunft Berlin |
eigenes
Bett in Berlin |
Als ich nachmittags meine Arbeitsstelle verließ und wie üblich per Bus nach Hause fuhr, war ich mir ziemlich sicher, dass dieses mal unsere Vorbereitung nahezu perfekt war. Alles war gepackt, Hartmut hatte sich bereit erklärt, mit seinem VW-Bus den Transport zum Flugplatz Tegel zu übernehmen.
Also war ich gut eine Stunde vor Abreise zu Hause, Brigitte war schon da. Noch rasch umziehen, die Wohnung checken (Heizung runter, alle Wecker aus, Wasser abdrehen, etc.) und wir könnten den VW-Bus beladen, denn Hartmut war inzwischen auch eingetroffen.
Es sollte aber etwas anders kommen .... ! - Ich wollte lediglich noch das Portemonnaies wechseln, also nur wirklich das mitnehmen, was international unerlässlich ist, als ich bemerkte, dass meine EC-Karte fehlt. Jetzt wurde ich doch noch hektisch, denn die Zeit lief. Alles Suchen und Nachdenken war vergeblich, die Karte blieb verschwunden. Die Zeiger rückten bedrohlich weiter. Längst hatten Brigitte und Hartmut begonnen, das Auto zu beladen, während ich immer noch versuchte so einem dämlichen Anrufbeantworter klar zu machen, dass ich meine Karte sperren lassen wollte. Warum kann man bei 116 116 nicht mal einen mitfühlenden Menschen hinsetzen? Nein da nervt einen lediglich so 'ne monotone Computerstimme. Endlich geschafft und ersatzweise die Masterkarte eingesteckt. Wir führen los. Von unterwegs hab ich noch mal die Kollegen in meiner Dienststelle genervt, indem ich sie bat, im Büro nach der Karte zu suchen.
Am Flughafen Tegel angekommen, verlief das einchecken - auch der Fahrräder - völlig routiniert und stressfrei. Auch der Abflug nach Frankfurt war pünktlich. Nur in meinem Kopf ratterte es immer noch. Habe ich doch bisher noch nie eine Scheckkarte verloren. Letzter Gebrauch der Karte war m. E. beim Bestellen meines neuen Passes im Bürgeramt Schöneberg. Aber da kann ich dann wohl erst nach dem Urlaub nachfragen.
Selbst die Maschine nach Buenos Aires startete relativ pünktlich. Müde und noch immer etwas an- bzw. abgespannt sanken wir in die Sitze der Holzklasse.
28. Jan. 2012
Der Flug verlief recht ruhig und dauerte so um die 13 Stunden. Nach der perfekten Landung folgte das übliche Zittern an den Bändern der Gepäckausgabe. Schließlich die erste Reisetasche von uns und viel, viel später das erste Fahrrad (das packen die Jungs hier einfach mit auf das Transportband). Das zweite Rad und die zweite Tasche folgten kurz darauf.
Von Berlin aus hatten wir via Internet vorsorglich für den Transfer vom internat. Airport zum nat. Flughafen einen mittelgroßen Reisebus gechartert, denn die hiesigen Taxifahrer fahren eher nur Kleinwagen und sträuben sich hartnäckig Fahrräder zu transportieren. Der Transfer (ca. 45 km) dauert etwa eine Stunde. Zeit sich an die Hitze (knapp 30 Grad) zu gewöhnen. - Jetzt hieß es für Brigitte wieder ihr charmantestes Lächeln aufzusetzen und die rudimentären Spanischkenntnisse zu aktivieren, denn es galt, das weibliche Bodenpersonal von Aerolinia Argentina wieder mal davon zu überzeugen, dass unsere Räder von der Verpackung her flugtauglich sind. Wie schon im vergangenen Jahr, folgten lange Dialoge, ehe man unter der Bedingung, dass ich auch wirklich alle Luft aus dem Reifen lasse, endlich nachgab und wir die Teile zum Röntgen bringen dürften.
Noch 'ne Stunde trödeln und wir checkten wieder ein. Jetzt verzögerte sich aber der Abflug. Nach einiger Zeit erfuhren wir auch weshalb. Unser eigentlicher Zielflughafen - Bariloche - kann angeblich wegen Schnee (?) und Vulkanasche nicht wirklich angeflogen werden. Der Ausweichflugplatz Equel meldet heftigste Stürme, also vielleicht geht ja Neuquen (432 km nordöstlich von Bariloche)? Mittelmäßiges Durcheinander, dann endlich sollte es los gehen. Über den schlussendlichen Landeflughafen wollte man, je nach Witterungslage, unterwegs entscheiden. Zugegeben, wir sind noch nie in unserem Leben in einen Flieger gestiegen, von welchem wir nicht wussten, wo er runter kommt! Aber bekanntlich ist alles im Leben mal das erste mal!
Unser Flug endete in Neuquen. Trotz einiger heftiger Windböen kriegte der Pilot das Teil heile runter, wofür er Szenenapplaus erntete. Vor dem Flughafen wartete bereits ein Reisebus, der uns nach Bariloche bringen sollte. Der geneigte Leser kann sich sicher schon denken, was jetzt folgte, schließlich hatten wir ja zwei Fahrräder dabei!!!
Nach sechsstündiger Fahrt erreichten wir ziemlich k.o. so gegen 23:00 Uhr Bariloche. Nur noch zehn km bis zum Quartier, aber dafür benötigten wir eine Taxe. Eigentlich kein Problem, denn die Droschkenfahrer wussten, dass ein Bus ankommt, nur haben die meisten Passagiere keine Fahrräder anbei - aber ich wiederhole mich ...
Dass wir unsere Vermieterin aus dem Bett klingeln mussten, hat uns schließlich auch nicht mehr erschüttert. Was sie davon hielt, hat sie uns allerdings nicht wissen lassen. - Duschen und ab in die Heia.
29. Jan. 2012
Schon bei unsere Ankunft war es kalt und windig (ist ja nicht umsonst ein Wintersportort), es hat aber jetzt auch noch zu regnen begonnen und das leider heftig und unaufhörlich. Kein Grund zur Panik, wir genießen das Frühstück und statten Bariloche dann unseren Antrittsbesuch ab. Obwohl Sonntag ist, können wir schen mal in einem Supermarkt checken, was es so an Reiseproviant gibt, informieren uns in der Touristeninformation und gönnen uns endlich mal etwas zum Essen.
30. Jan. 2012
Es regnet immer noch! Per Bus fahren wir nach Bariloche, um Reiseproviant zu bunkern. Auch Benzin für den Kocher kriegen wir, klasse! Allerdings scheitern wir bei dem Versuch, für das iPad eine Micro Prepaid SIM-Karte zu erwerben. Schade eigentlich.
Am Abend lässt der Regen etwas nach, sogar etwas Sonne ist zu sehen. Vielleicht haben wir ja morgen Glück mit dem Wetter, wenn wir (endlich) auf die Räder steigen ...
Unweit unseres Quartiers soll es ein richtig gutes Steakhouse geben. Also beschliessen wir, das zu testen. - wir sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden :-)
31. Jan. 2012
Die Sonne weckt uns, wir sind begeistert. Genau das richtige Wetter für den Start. Wir kommen auch ziemlich zügig los. Zunächst mit bestem Rückenwind gen Westen, bzw. nach Bariloche. Es ist mächtig viel Verkehr auf der Strasse, wir müssen höllisch aufpassen. Ohne Zwischenstopp lassen wir B. rechts liegen, folgen weiter der Uferstraße, bis zu dessen westlichem Ende. Jetzt schwenkt die Route gen Norden, später nach Osten. Wir fahren also am gegenüber liegenden Ufer zurück. Der Rückenwind, der bis eben noch unser Freund war, bläst uns jetzt mächtig ins Gesicht. Dazu steigt die Strasse jetzt auch noch, wir kommen quasi kaum noch von der Stelle. Zu allem Übel "erwischt" uns auch noch eine Polizeistreife, die uns unmissverständlich klar macht, dass wir auf dieser Piste eigentlich nichts verloren haben, allenfalls nur den unbefestigten Seitenstreifen befahren dürfen. Na Prost Mahlzeit!
Das weitere Vorankommen ist 'ne echte Qual! - Wir schleichen so noch bis zum Tacho-Stand 65 km und lenken unsere Räder auf einen einfachen Campingplatz. Genug für heute.
01. Feb. 2012
Glücklicherweise war die Nacht nich so kalt, wie zunächst befürchtet. Schließlich haben wir nur unsere dünnsten Sommerschlafsäcke dabei. Wieder lacht uns die Sonne, als wir so gegen 9:45 Uhr wieder auf der Piste sind. Welliges Gelände, immer so um die 800 m, guter Asphalt, relativ wenige LKW, dafür jede Menge PKW.
Immer noch entlang des Nahuel Huapi erreichen wir schließlich zu Mittag den Ort Villa Angostura. Hier gönnen wir uns eine Kaffeepause. Noch 10 km weiter auf der Ruta 312, dann biegen wir nach rechts ab auf die Ruta 234, der sog. "Sieben Seen Route". Erst noch ein Stück Asphalt (ca. 5 km), dann Schotterpiste und und rasante Steigungen, bzw. entsprechende Gefälle. Der Schotter ist hier recht grob, evtl. Erst frisch aufgebracht, auf keinen Fall aber fahrradfreundlich! Wir kommen jetzt wesentlich langsamer voran und sind glücklich, als wir endlich das Campingplatz-Schild entdecken (Lago Espejo Chico). Nur liegt dieser Platz nicht unmittelbar an der Strasse, sondern hat eine gut 2 km lange sandige Zufahrt. Es gibt nur sehr wenig Zelte, aber immerhin eine warme Dusche.
Zum Abendessen gibt es Mitgebrachtes.
02. Feb. 2012
Die Nacht war dann doch relativ kalt, so um die 4 Grad. Also ließen wir uns von der Sonne wecken, was aber dazu führte, dass wir erst 'ne knappe Stunde später los kamen ...
Die Schotterpiste verlangte uns heute einiges ab. Jede Menge Steigungen, teilweise recht, recht heftig, dazu sehr sommerliche Temperaturen und jede Menge Staub. Zur Entschädigung gab's allerdings Natur vom allerfeinsten! Von karg bis fast tropisch, von eintönig bis phänomenal. Kam man etwas tiefer, oder in die Nähe einer der vielen Seen, kam man sich oft vor, wie in der Schweiz.
Erst etwa vier Kilometer vor unserem heutigen Etappenziel (Lago Falkner) gab es wieder guten Asphalt. Auch der Campingplatz (heißt auch Lago Falkner) war eine positive Überraschung. Unser Zelt steht auf Gras, die Dusche war warm, die Anlage gepflegt.
Da wir nach Chile keine Lebensmittel einführen dürfen, aßen wir nochmals Spaghetti, nämlich den Rest von gestern.
03. Feb. 2012
Ist auch in dieser Nacht ganz schön kalt geworden und die Sonne liess zunächst auch auf sich warten. Brigitte ist ein wenig erkältet. Wir lassen uns Zeit beim Packen, bzw. beim Abbauen. Trotzdem ist es noch total ruhig auf dem Platz, als wir kurz vor 10:00 Uhr starten. Die Argentinier lieben halt den (langen) Abend und sind dafür am Morgen etwas später dran ...
Vor uns liegen etwa 50 km Asphalt, immer so auf einer Höhe zwischen 800 m und 1.200 m. Die Sonne sticht jetzt mächtig und der Wind kommt auch wieder aus der falschen Richtung! Zum Glück gibt es nicht so viele LKW. Ab und an mal ein Päuschen am Straßenrand, dann endlich die höchste Stelle der Tagesetappe.
Ab jetzt rollt es etwa 15 km auf der Ruta 234 - vorbei am Lago Lacar - bis San Martin de Los Andes. Vorbei ist es mit der Beschaulichkeit. Der etwa 30.000 Einwohner zählende Touristenort "brodelt". Wir finden ein kleines Hotel, buchen uns ein und machen uns auf den Weg zu einer Reinigung. Am Sonntag soll es schließlich mit sauberer Wäsche (und geputzten Rädern?) weiter gehen. Vielleicht wartet ja irgendwo hier im Ort auch noch ein saftiges Steak darauf, einen deutschen Radreisenden erquicken zu dürfen?
04. Feb. 2012
Samstag, Pausentag! Wir genießen die Zivilisation. Etwas länger schlafen, gemütlich frühstücken und dann raus zum Stadtbummel. San Martin de los Andes hat sich geschmückt. Man feiert den 114. Geburtstag. Ab 11:00 Uhr großer Festakt. Militär und Polizei sind am zentralen Platz angetreten, die Honoratioren und Ehrengäste marschieren ein, dann Nationalhymne und anschließend viele, viele Festansprachen.
Endlich ist die letzte Rede geschwungen, jetzt folgt der Festumzug. Alles was sich irgendwie im Ort organisiert hat (Vereine, Trachtengruppen, Kriegsveteranen des Falklandkriegs, Geschäftsleute, wieder Militär u.v.m.) marschiert selbstverständlich mit. Eine fast zweistündige Prozedur! Jetzt ist uns nach 'nem Kaffee und danach nach relaxen. Später kaufen wir noch ein paar Lebensmittel für die Weiterreise.
Nicht zu vergessen der Restaurant-Besuch am Abend.
05. Feb. 2012
Um 09:30 Uhr sind wir reisefertig. Wir verlassen San Martin de los Andes in westlicher Richtung und biegen kurz hinter dem Ortsausgang ein in die Ruta 48. Es steigt ziemlich heftig, aber was viel bemerkenswerter ist, es gibt ab sofort wieder Naturstrasse. Leider ist selbige - zumindest für Radfahrer - in einem katastrophalen Zustand. Ripio und Feldsteine machen uns das Leben ausgesprochen schwer. Hinzu kommt eine Sportveranstaltung etwa an unserem geplanten Etappenziel, was zur Folge hat dass hier fast Stoßstange gefahren wird und wir vor lauter Staub kaum noch die schlechte Strasse sehen. Die etwa 40 km bei knapp 700 Hm wollen überhaupt kein Ende nehmen. Wir leiden ...
Endlich das ersehnte Campingplatzschild, aber denkste, nochmal knapp 2 km landeinwärts, ehe wir endlich Zelte sehen. Der Patz (Camping Nonthue) ist einfach aber ok. Leider gibt es erst ab 20:00 Uhr 'ne warme Dusche, wir müssen also bis dahin unsere Staubschicht "pflegen".
06. Feb, 2012
Wir stehen guter Dinge auf, liegen doch "nur" ungefähr 30 km vor uns. Mal abgesehen von den üblichen Staubwolken und dem Schotter geht es uns gut. Ein, zwei km vor der Argentinischen Landesgrenze gönnen wir uns sogar noch etwas Kultur, wir besichtigen eine alte Polizeistation. - Dann die Grenze. Die Argentinier lassen uns, nach einem weiteren Stempel im Pass, rasch ausreisen. Dann 'ne ganze Ecke Niemandsland, ehe wir endlich die Chilenische Flagge erblicken. Das mit den Stempeln war auch hier rasch erledigt, aber dann folgte die Gepäckkontrolle!
Als Berliner, der man noch die Vorwendezeit kennt, ist man ja schon einiges gewohnt gewesen, aber andere Zöllner beherrschen auch ihr Handwerk. Wir mussten wirklich jede Tasche auspacken (und den alten Käse wegschmeißen). aber auch das geht vorbei. Jetzt noch die letzten km bis zur Fähre in Pirehueico und vor uns sollte eine entspannte Überfahrt liegen, dachten wir jedenfalls. Die "große" Fähre ist aber kaputt, also verkehrt nur das Winzmodell. Kapazität max. drei Autos (und wieviel Fahrräder?). Eine gewisse Nervosität machte sich ringsherum durchaus bemerkbar, auch wir waren verständlicherweise nicht ganz frei davon. Gegen 15:30 Uhr traf das Teil ein und tatsächlich wurden drei Autos und zwei Fahrräder aufgeladen. Dann eine zweistündige Überfahrt und vor uns lag Puerto Fuy. Wir versuchten heraus zu bekommen wo es einen Campingplatz gibt, erhielten aber etwas diffuse Antworten ( vielleicht haben wir die Tipps aber auch nur nich richtig verstanden). Wir setzte also unsere Fahrt in der geplanten Richtung fort und gerieten so richtig in den Feierabend-Touristenverkehr. Staub ohne Ende, rücksichtslose Autofahrer und (noch) kein so rechtes Ziel vor Augen. Dann das erste Campingplatz-Schild. Der Autofahrer vor uns erhält den letzten freien Platz, wir werden weiter geschickt. Toll!!!
Doch etwa 2 km weiter hatten auch wir endlich Glück. Ein gar nicht mal schlechter Platz, auch wenn es hier halt nicht so früh ruhig wird, wie auf DAV-Hütten.
07. Feb. 2012
Wir kommen ganz gut los. Nicht zu verkennen ist allerdings, dass wir uns auf einer beliebten Touristenstrecke befinden und jede Menge Allradfans hier auf den bergigen Naturstrassen endlich mal Gelegenheit haben, ihre Monstergefährte zu testen. Wir sind uns nicht immer ganz sicher, ob alle die Teile auch beherrschen, flüchten also das eine oder andere mal freiwillig in den "Graben". Hinzu kommt der Staub, den sie aufwirbeln ....
Nach der Hälfte der Strecke, also nach etwa 25 km "erwischt" uns ein Pass, den wir vorwiegend "wandernd" bezwingen (müssen). Das kostet Kraft, zehrt an der Moral. Aber jedem Pass folgt bekanntlich ja ein Abfahrt. Zum Glück. Vorsichtig lenkend, oder schreibe ich besser balancierend, erreichen wir Conaripe, sind froh endlich am Ziel zu sein. Es wimmelt nur so von Campingplätzen und von noch mehr Touristen!!
08. Feb. 2012
Wir sind in diesem Jahr in einem Teil Argentiniens, bzw. Chiles, der landschaftlich sehr attraktiv ist. Wunderschöne Seen (mit entsprechenden Badebuchten), bizarre Bergketten, Regenwald, grüne aber auch karge (staubige) Landschaften und eine teilweise gute Infrastruktur locken nicht nur uns in dieses schweizähnliche Gebiet. Dass hier die Hauptsaison von Mitte Jan. bis gegen Ende Feb. ist, hatten wir zugegeben bei unserer Reiseplanung nicht im Kalkül. Die Konsequenz ist halt, dass wir an einem Campingplatz schon mal abgewiesen werden (müssen), weil überfüllt, oder nur noch relativ teuere Hotels buchbar sind. Halb Santiago hat sich auf den Weg hierher gemacht - das ist ihr gutes Recht und sei ihnen vergönnt - aber dass geschätzte 90 % mit riesigen 4WD's anreisen, nervt den weit unterlegenen Radler dann doch etwas. Die Strassen sind eng und oft schlecht (Schotter) und verlangen einem auch ohne "Feindeinfluss" schon einiges an Fahrgeschick ab. Wenn man dann zusätzlich noch "bedrängt" wird, hört oft der Spass auf ...
Brigitte hatte mich in Conaripe mit dem Argument, dass ein Asphaltabschnitt folgt, glatt davon überzeugt, dass wir am nächsten Morgen in Richtung Pucon (etwa 70 km) aufbrachen. Erstes Etappenziel war Villarrica. Der Asphalt war wirklich super! Nur hatten wir nicht allzu viel davon, denn beschriebene Autokaravane "zwang" uns auf den meist unbefestigten, auf jeden Fall aber ungepflegten Randstreifen. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto lebhafter wurde der Verkehr. Wir trafen (mal wieder) ein Schweizer Radler-Paar - sie kamen von Ushuaia hoch - die uns prompt bestätigten, dass dieses hier ihr bisher gefährlichster Teilabschnitt sei.
In Pucon war die Hölle los! Ein Betrieb wie in Berlin auf der Grünen Woche, nur freiluft! Um überhaupt noch ein Hotelzimmer zu bekommen, mussten wir unsere Urlaubskasse arg strapazieren. Dafür ist das Zimmer aber auch gut (viele Steckdosen zum Aufladen sämtlicher Akkus und nur wenig entfernt eine Wäscherei), manchmal warmes Wasser zum Duschen und drei Betten. Nachteil: in Pucon wird die ganze Nacht Fete gemacht und "unsere Wohnung" liegt an einer der Hauptstraßen. - Wir sind erschöpft genug, um dennoch zu schlafen (allerdings nicht, ohne vorher noch mal ein Chilenisches Steak zu testen).
09. Feb. 2012
Das Frühstück war einfach, aber ausreichend (kommt allerdings auf die Ansprüche an). Es gab erstmals in unserem Urlaub etwas Schinken und Käse. Das Wetter ist wieder toll, Pausentag! - Strandbummel (Schwarzer "Sand"), Eis essen, relaxen ...
10. Feb. 2012
Von Pucon aus radeln wir - zunächst weiter auf Asphalt - nordöstlich in Richtung Argentinische Grenze. Ehe wir jedoch selbige wieder überschreiten, beschließen wir zwei Tage für den Huerguehue-Nationalpark einzuplanen. Insofern verlassen wir bald den Randstreifen der asphaltierten Ruta 119 in Richtung Norden, um nun auf einer stark steigenden Naturstrasse gut 650 Höhenmeter zu überwinden (meist schiebend). Es sind ca. 35 km von Pucon aus, die uns aber einiges abverlangen (dazu viel Staub, jede Menge Autos und hohe Temperaturen). Zur Belohnung kriegen wir gleich am Parkeingang einen der letzten Plätze eines gediegenen Campingplatzes (erst sollten wir mal wieder wg. Überfüllung abgewiesen werden). Jetzt genießen wir erst einmal die himmlische Ruhe hier vor Ort. Denn so interessant Pucon auch war, es wurde jede Nacht bis etwa 5:00 Uhr lautstark gefeiert und - wie schon mal erwähnt - unser Hotel lag an der Hauptstraße und unser Zimmer ging nach vorne raus .....
11. Feb. 2012
Eine herrlich ruhige und auch ziemlich warme Nacht liegt hinter uns. Wir hatten gut geschlafen und gemütlich gefrühstückt, ehe wir uns bei bestem Wetter auf den Weg zu einer Tageswanderung in den Huerguehue Park machten. Als Tour hatten wir die Route Los Lagos gewählt. Schnell erreichten wir den Einstieg und folgten nun einem gut markierten, stetig steigenden Pfad durch alten und ältesten Baumbestand und urwaldähnlichem Unterholz. An der Strecke lagen mehrere Seen, einer schöner als der andere. Bedingt durch das stetige Auf und Ab stiegen wir insgesamt mehr als 1.200 Hm. Die höchste Stelle erreichten wir etwa bei 1.450 m. Ganz besonders beeindruckend bei dieser Tour waren die bis zu 2.000 - 3.000 Jahre alt werdenden Araukarien. Diese Bäume hatte ich bereits vor zwei Jahren bei unserer Tour "Carretera Austral" zu meinen Lieblingsbäumen erklärt. Sie sind einfach faszinierend und sehr dekorativ.
Erst am späten Nachmittag kehrten wir - zugegen etwas kaputt - zu unserem Zelt zurück.
12. Feb. 2012
Es gibt ein paar Regentropfen, als wir wach werden. Nichts ernstes, evtl. sogar gut, bindet die Feuchtigkeit doch etwas den allgegenwärtigen Staub. - wir vertrödeln etwas den Start, haben wir heute doch kein so großes Pensum vor.
Erst geht es mal wieder auf steiler Naturstrasse abwärts, hoch mussten wir diese Passage schieben. Auch runter ist volle Konzentration gefragt, den der Schotter bietet unseren Reifen keinen wirklich sicheren Halt. Nach etwa 7 km verlassen wir dann die uns von der Hinfahrt her bekannte Strecke und biegen ab in Richtung der Termas Los Pozones. Wieder auf Asphalt geht es nun stramm aufwärts, vorbei an weiteren Termas, bis schließlich nach "nur" etwa 20 Tageskilometern das Bad vor uns liegt. Wir deponieren unsere Räder an der Kasse, berappen $4.000 pro Person und steigen die ca. 250 Stufen hinab zu den natürlich belassenen Steinbecken der Termas. Es ist Sonntagnachmittag, die Sonne scheint wider, folglich sind wir nicht ganz allein hier. Das macht aber überhaupt nichts, denn die Anlage ist groß und die Badegäste verteilen sich auf diverse Becken.
Es tut sehr gut, einfach faul im warmen Wasser zu liegen, wir genießen den Nachmittag. Erst kurz vor 17:00 Uhr machen wir uns dann auf die Suche nach einem geeigneten Campingplatz, den wir dann etwa 2 km talabwärts finden. der Platz (La Araucaria) ist schön.
13. Feb. 2012
Die Nächte sind längst nicht mehr so kalt, wie in der ersten Woche. Beste Voraussetzung also für eine erholsame Nachtruhe, die wir dann auch ausgiebig genossen. - Die Sonne lockt uns aus den Schlafsäcken, wir frühstücken und packen.
Abwärts auf gutem Asphalt wieder in Richtung Pucon. Erst wenige Kilometer vor dem Ort zweigt unsre Strasse Richtung Argentinien (Ruta 199) ab. Wieder guter Asphalt und auch nicht mehr ganz so viele Autos. Leichter Rückenwind und zunächst nur geringe Steigung lassen uns rasch Kilometer "fressen". Nach insgesamt etwa gut 50 Tageskilometern erreichen wir Curarrehue. Hier müssen wir uns entscheiden, ob wir den hiesigen Campingplatz ansteuern sollen, oder ob wir (wegen der langen Etappen der nächsten Tage) noch ein Stückchen "dranhängen" sollen. Wir genehmigen uns erst mal einen Kaffee und ein ordentliches Stück Kuchen und versuchen Infos zum Weiterweg zu erfragen. Schließlich suchen wir einen Supermarkt auf und ergänzen unsere Vorräte. Dann schwingen wir uns wieder in die Sättel. Nach etwa 20 km soll es wieder einen Campingplatz geben, wir versuchen es.
Das Gluck ist uns Hold, es sind nicht mal mehr 20 km und nur unwesentliche Steigung, ehe wir das heiß ersehnte Schild entdecken. Zugegen der Platz ist "schlicht", dafür sind wir fast alleine ...
14. Feb. 2012
Wir machen uns bei wieder freundlichem Wetter fertig und starten in Richtung Chilenisch-Argentinischer Grenze. Kaum auf der (Asphalt)Strasse, beginnt es sofort zu steigen. Wir haben etwa auf einer Höhe von 350 m übernachtet und müssen jetzt auf den nächsten 25 km auf 1.207 m hoch. Noch zwei drei Serpentinen auf guter Strasse, dann Ripio. Wir schieben immer wieder 50 Höhenmeter und verschnaufen dann. Ab und an gruessen vorbei brausende Asphalt-Cowboys aus ihren 4WD's.
Um uns herum anfangs dichter Wald, dann zunehmend niederer Bewuchs. Auffällige Ausnahme die beeindruckende Araukarien, die hier die Landschaft prägen. Wir sind immer wieder fasziniert von diesen teilweise Jahrtausende alten Bäumen, machen viele Fotos.
Irgendwann ist die Passhöhe erreicht und wir radeln zur Chilenischen Grenze. Vorbei an der hier wartenden Autoschlange (manchmal hat ein Fahrrad auch Vorteile), werden wir relativ zügig abgefertigt und dürfen ausreisen. Ein Kilometer Niemandsland (wer ist hier eigentlich für die schlechte Strasse verantwortlich?) und es folgte die nächste Schlange. Die Einreise nach Argentinien sollte uns fast zwei Stunden kosten. Es gab aber keinerlei Gepäckkontrollen.
Von nun an abwärts auf Ripio im Lanin-Nationalpark. Der Schotter lag hier so lose, dass das Rad teilweise kaum auszubalancieren war. Das Ripio ging mächtig in die Handgelenke. Hoffentlich halten die Räder durch!
Entgegen kommende (schiebende) Radfahrer versprachen uns, dass es nach weiteren 5 km wieder Asphalt geben soll. Das baut auf. - Exakt am Tor zum Park (19:00 Uhr) dann wieder glatte Strasse (Ruta 60). Vor uns liegt eine karge aber wunderschöne Hügellandschaft in der Abendsonne und noch etwa 55 km bis Junin de los Andes. Leichtes Gefälle und Rückenwind lassen und den Entschluss fassen, noch bis dorthin zu fahren. Die Post geht auch ganz gut ab, wir fahren meist so um die 30km/h! Dennoch bricht kurz vor dem Ziel noch die Dunkelheit an, so dass wir Blinkis und Stirnlampen anbringen müssen. Gleich am Ortseingang ein Hotelhinweis, dem wir sofort folgen. Nach gefahrenen rd. 95 km sind wir froh endlich eine Bleibe gefunden zuhaben. Wir Duschen und machen uns auf die Suche nach einem Geldautomaten und nach einem Restaurant. Es ist mittlerweile 23:00 Uhr vorbei. Den Automaten finden wir schließlich und auch noch ein volles Lokal (es ist Valentinstag). Schön dass die Argentinier nicht so früh schlafen gehen .....
15. Feb. 2012
Pausentag in Junin de los Andes. Auch im richtigen Bett haben wir nicht wesentlich besser geschlafen, als in unserem kuscheligen Zelt! - Das Frühstück war für hiesige (Hotel)Verhältnisse relativ gut, ebenso wie das Zimmer. Ein Lob auf das Hotel Ruta 234!
Den restlichen Vormittag nutzen wir, um (mal wieder) Wäsche waschen zu lassen, Kaffee zu trinken und etwas Kultur zu genießen. Wir besichtigten das Museum Don Moises, ein alter Kraemerladen, u.a. mit Webarbeiten der Mapuche. Junin selbst ist nicht wirklich ein Touristenort, eher etwas eintönig, mal abgesehen vielleicht von der Kirche, eine gelungene architektonische Mischung aus Tradition und Moderne. Sehr sehenswert.
Um 20:00 Uhr konnten wir unsere Wäsche abholen. Und da wir dazu sowieso in die "Stadt" mussten, machten wir noch kurz 'nen Abstecher in ein Steakhaus ;-)
16. Feb. 2012
Um 09:30 Uhr saßen wir wieder auf den Rädern. Das Wetter war immer noch sonnig, nur der Wind hatte (leider) die falsche Richtung. Unser erstes Etappenziel (42 km) war - auf gutem Asphalt - San Martin de los Andes. Hier schloss sich also erstmals ein Kreis. Je näher wir dem Ort kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Insofern hielten wir uns hier auch nur kurz auf, um in die Touristeninformation zu gehen und um einen Kaffee zu trinken. 5 km weiter in südlicher Richtung sollte es einen Campingplatz (Catritre) geben, den wir als Tagesziel wählten. Zwar mussten wir wieder ganz runter bis auf Seeniveau, dafür ist der Platz aber ganz in Ordnung!
17. Feb. 2012
Nachts hatte es den ersten, aber kaum nennenswerten Niederschlag gegeben. Als wir starteten, war es bedeckt. Ganz gut für uns, dachten wir, denn wir müssten ja wieder bis auf etwa 1.200 m hoch. Die Passstraße, wir kannten sie bereits von der Herfahrt, ließ sich gut fahren, allerdings begann es jetzt wieder zu regnen und zwar immer stärker werdend. Auf dem Pass angekommen, zogen wir erstmals auf unserer Tour die Regenjacken an und versuchten möglichst rasch zum Lago Falkner und dort auf den Campingplatz zu kommen.
Es regnete jetzt ohne Unterlass, so dass wir gezwungen waren, bei Regen aufzubauen. - Es ist nicht mehr sehr viel los hier. Liegt es am schlechten Wett oder geht die Saison zu Ende? Wir liegen im Zelt, lauschen dem prasselnden Regen, machen uns etwas zu essen und hoffen auf (Wetter)Besserung ...!
18. Feb. 2012
Kaum zu glauben, aber die paar wenigen Gäste haben es tatsächlich geschafft, bis gegen 04:00 Uhr Lärm zu machen. Schlussendlich haben sie dann auch noch minutenlang ein Auto vor unserem Zelt warm laufen lassen ....
Da es am Morgen immer noch leicht regnete, waren wir zunächst unschlüssig, ob wir überhaupt weiter fahren sollten, oder abwarten sollten, bis das Wetter sich bessert. Als wir dann aber die Regenwurm-Invasion in unserem Vorzelt entdeckten, bauten wir genervt ab.
Die Weiterfahrt auf der Ruta 234 war zunächst - trotz leichtem Regen und Steigung - nicht so anstrengend, da noch Asphalt. Das sollte sich aber nach etwa 3 km ändern, zu Lasten von arg strapazierten Ripio und regem Verkehr. Nach etwa 25 km der Abzweig zum Lago Traful (Ruta 65). Es hatte mittlerweile angefangen heftig zu regnen. Nächster Campingplatz in Villa Traful, also noch mal gut 25 km weiter. Die folgende Naturstrasse, die hier ihrem Namen alle Ehre macht, war relativ schmal und an vielen Stellen noch mit Vulkanasche bedeckt. Der nun wolkenbruchartige Regen (mit Gewitter) machte aus diesemAsche-/Staubgemisch einen zähen Brei, der uns als Radfahrer, einiges abverlangte. Wir müssten uns höllisch konzentrieren, nicht in den Schlamm zu plumpsen, hatten daher (leider) kaum Zeit und Gelegenheit, die wilde, von sehr altem Baumbestand geprägte Natur zu genießen. Der einzige Genuss, der uns wirklich vergönnt war, war ab und an ein vorbei fahrendes Auto, dass uns dann eine Schlammdusche verpasste.
Jede (Tor)Tour hat mal ein Ende, Brigitte beteuerte, sie hätte das Ortsschild "Villa Traful" gesehen. Doch es wollte einfach kein Ort kommen!? Dann endlich vereinzelte Häuser und ein Gaststättenhinweis "Zur Waldesruh", Hoffnung keimte auf. Noch 'ne Biege und noch 'ne Biege und dann haben wir einen Menschen getroffen, den wir nach " unserem" Campingplatz fragen konnten. Nur noch ca. 450 m! Nun gut, es waren sicher ein paar mehr, aber wir sind auf Costa Traful angekommen. Die Begrüßung erfolgte in Deutsch, wir bauten rasch auf, aßen noch etwas Brot und Käse und gingen auf die Matten.
19. Feb. 2012
Gut und lange geschlafen, Pausentag, Sonntag! - Das Wetter hat sich gebessert. Wir beschliessen, Villa Taful zu (be)suchen. Der Ort mit seinen etwa 500 Einwohnern ist sehr weiträumig angelegt und sehr hübsch anzusehen. Viele Holzhäuser, Cabanas, Restaurants und vereinzelten Souverniershops, ein Ferienort eben. Wir kehren ein, essen etwas. Der Versuch, unsere Lebensmittel aufzufrischen, scheitert aber zunächst, es ist halt Sonntag!
Unsere Ausrüstung und Kleidung trocknet in der Nachmittagssonne, wir putzen und pflegen die Räder. Gegen 19:00 Uhr starten wir einen weiteren Einkaufsversuch, dieses mal erfolgreich. Einer Empfehlung unseres Campingplatz-Chefs folgend kehren wir noch mal in einem rustikalen Restaurant ein. Im besten Deutsch erklärt uns die hübsche Bedienung die Speisekarte. - Das Essen ist gut. Zufrieden und satt kehren wir zurück zum Zelt. Abgesehen von der Tatsache, dass nachts plötzlich ein Gaul vor unserem Zelt graste, war es eine ruhige Nacht.
20. Feb. 2012
Es ist doch etwa 10:00 Uhr geworden, ehe wir wieder auf dem Sattel sitzen. Die Naturstrasse folgt im ständigen Auf und Ab weiter dem Ufer des Lago Taful. Es bieten sich immer wieder faszinierende Ausblicke auf den See auf auf bizarre Felsabbrueche auf der anderen Straßenseite. Da hier schwere LKW und große Busse nicht fahren dürfen, ist die Strasse im ziemlich guten Zustand. Nur ab und an etwas Ripio. Wir genießen die Fahrt und rollen jetzt mit bestem Rückenwind weiter gen Osten. Bald ist der See nicht mehr zu sehen, dafür aber eine grandiose Felsenlandschaft. Immer wieder unterbrechen wir unsere Fahrt, um die Schönheit der Landschaft zu genießen und unendliche viele Fotos zu schießen. Es könnte den ganzen Tag so weitergehen, aber bekanntlich hat alles mal ein Ende. Wir verlassen die Naturstrasse und biegen ab in Richtung Süden und zwar auf die gut asphaltierte Ruta 237. Da es sich um eine Hauptverkehrsachse handelt, müssen wir ab sofort hellwach und aufmerksam sein, denn es wird hier - obwohl die Strasse nicht sonderlich breit ist - sehr schnell gefahren. Spätesten immer dann, wenn ein Brummi kommt, müssen wir in volle Deckung gehen.
Der nächste Campingplatz ist unser. Oh Schreck, der hat auch schon bessere Zeiten erlebt. Eine dicke Schicht Vulkanasche macht den Gesamteindruck nicht eben positiver. Wir bleiben dennoch. Keine Duschen, kein fließend Wasser, keine benutzbare Toilette ... zum Glück aber der nahe Rio ..... mit Trinkwasserqualität! Wir improvisieren und essen Mitgebrachtes im Zelt.
21. Feb. 2012
Alles war irgendwie etwas staubiger als sonst. Egal, die Sonne schien und wir waren guter Dinge. Hat doch bisher alles recht gut geklappt und vor uns "nur noch" zwei Etappen. Weiter ging es auf der Ruta 237 die hier auch Teil der berühmten Ruta 40 ist. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber relativ schmal. Es wurde also immer dann recht eng, wenn von hinten ein LKW oder ein Bus nahte. meist half da nur die Flucht auf den unbefestigten Seitenstreifen. So allmählich näherten wir uns San Carlos de Bariloche. Der Verkehr wurde noch Dichter, wir blieben freiwillig auf dem Seitenstreifen. Ein wunderschöner Campingplatz, einige Kilometer vor S. C. de Bariloche schickte uns leider weiter, da man nur noch Tagesgäste aufnahm (Schwimmbad). also wieder auf die Räder und irgendwie durch den Ort durch, denn der nächste Platz befand sich erst hinter dem Ort.
Kurze Pause, um rasch etwas zu essen und dann weiter durch den Feierabendverkehr. Wenige Kilometer hinter Bariloche - das Wetter verschlechterte sich rapide - dann ein Hinweisschild nach Links: Camping 250 Meter. der Platz ist groß und gepflegt. Wir bauen auf und plaudern noch mit zwei deutschen Motorradreisenden. Dann beginnt es endgültig zu regnen. Es bleibt ruhig auf dem Platz, wir schlafen bestens.
22. Feb. 2012
Die Sonne weckt uns (um 09:00 Uhr). Da wir bis 11:00 Uhr den Platz verlassen haben müssen, wird es allmählich Zeit zum Fertigmachen. Es sind nur noch etwa 5 km bis zu unserem Quartier, von wo aus wir gestartet sind. Vor uns liegt prächtig der Lago Nahuel Huapi. Die gegenüber liegenden Berge spiegeln sich im blauen Wasser. Ein Strassencafe lädt zum zweiten Frühstück ein, wir sind wieder da ....
23. Feb. 2012
Endlich mal ein schöner Sonnentag in Bariloche. Wir erleben die Stadt völlig verändert. Waren wir hier am Anfang unseres Urlaubs - bedingt durch den Dauerregen - noch fast alleine, herrscht hier jetzt lebhaftes (Touristen)Leben. Wir lassen uns gern infizieren, bummeln, trinken Kaffee, shoppen ...! - Selbstredend, dass es am Abend ein saftiges Steak gibt :-))
24. Feb. 2012
Tag der Abreise. Heute soll es zunächst "nur" von Bariloche nach Buenos Aires gehen. Unser Hotel hat uns für 12:00 Uhr eine, bzw. zwei Taxen bestellt, denn der Flugplatz ist relativ weit ausserhalb und wir haben ja wieder Fahrräder zu transportieren. Aber alles dieses Mal kein Problem, die Taxen sind pünktlich und auch ausreichend gross für den Transport der Räder. Auch gibt es keine Probleme beim einchecken, die Räder werden kommentarlos angenommen. 14:45 Uhr ist Abflug. Leider muss der Service an Bord ausfallen, da uns die patagonischen Winde tüchtig durchrütteln.
Fahrräder, Gepäck und wir, alles kommt ordentlich in Buenos Aires an und selbst der Transfer zum Flughafen-Hotel, Hotel Aeroparque (wieder zwei Autos) klappt reibungslos. Wenn einem so viel Gutes wiederfährt, dass ist doch ein Argentinisches Steak wert, oder? Ihr dürft raten, was wir am Abend gemacht haben!
25. Feb. 2012
Haben eben gefrühstückt und die Rezeption gebeten, uns den Transfer zum internationalen Flughafen (ca. 45 km) zu organisieren. Auschecken spätestens bis 12:00 Uhr, Transfer 13:00 Uhr, Abflug 18:15 Uhr. Mal sehen, ob alles klappt.
Etwas unterschätzt haben wir allerdings die aktuelle touristische Frequentierung des Gebietes. Obwohl es allmählich Herbst wird in Argentinien, war hier noch Hauptsaison und somit allenthalben lebhafter Verkehr sowohl auf den asphaltierten, wie auch auf den Naturstraßen. Letzteren war die erhebliche Verkehrsbelastung häufig durchaus anzumerken, litt doch mächtig die ohnehin mäßige Qualität solcher Ripio-Pisten. Hinzu kam, dass es - bedingt durch die Trockenheit und durch die teilweise noch reichlich vorhandenen Vulkanasche – sehr staubte (wenn ein Auto vorbei brauste). Apropos Autos, nicht nur wir Deutschen haben unsere Vorliebe für Gelände-Boliden entdeckt, nein auch Argentinier und Chilenen testen ihre Prachtstücke mit Begeisterung (und überhöhter Geschwindigkeit) vorzugsweise auf den unbefestigten Naturstraßen.
Aber man wird großartig entschädigt für das bisschen Staubschlucken, wenn man die Einzigartigkeit dieser vulkanisch geprägten Berg- und Seenlandschaft gegen rechnet. Malerisch gelegene Gewässer, eingebettet in grüne (Ur)Waldlandschaften, wechseln sich ab mit bizarren Felsgebilden und endlosen Pampas und Steppen. - Die noch relativ jungen Städte und Dörfer bieten sowohl architektonisch, wie auch kulturell viel Abwechselung und laden ein zum Verweilen, machen neugierig.
Ein ganz besonderes Highlight in der Gegend sind die grandiosen und teilweise sehr alten Araukarien (Araucaria). Man (ich) kann sich kaum satt sehen an ihrer Pracht und an den – je nach Alter – sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen.
Ja. auch dieses Mal waren wir wieder begeistert von Argentinien und Chile und sind sicherlich noch nicht zum letzten Mal hier gewesen.
Arno & Brigitte