Zugspitze

Zugegeben, die Eingehphase war kurz. Am Donnerstag noch auf`s Kreuzeck, Freitag per Klettersteig auf die Alpspitze, Samstag relaxen und (fast) pünktlich am Sonntagmorgen um 04:00 Uhr in Hammersbach Start gen Zugspitze.



Übrig geblieben von einer anfangs 10 Personen großen Gruppe und wild entschlossen, den Aufstieg (ca. 2.200 Höhenmeter) zu schaffen, waren Brigitte, Kirsten, Achim, Andreas, Marco, Martin und ich.

Als wir aufbrachen, begann es allmählich hell zu werden, die Stirnlampe von Martin war eigentlich entbehrlich. Im ersten Tageslicht sehen wir nach etwa einer Stunde die Höllentalklamm vor uns. Kurz darauf passieren wir diese gefahrlos, da beleuchtet. Dennoch immer wieder ein grandioses Erlebnis, zu beobachten, wie das Wasser durch den tiefen Felseinschnitt schießt. Um 06:00 Uhr ist die Höllentalangerhütte erreicht.

Es gibt Frühstück (bei Andreas Kuchen). Um 06:30 Uhr setzten wir unseren Weg fort, längst war die Sonne aufgegangen, es versprach ein schöner Tag zu werden. Noch einige Höhenmeter im Schatten, dann sind wir der Sonne, die es an diesem Tag besonders gut meint, erbarmungslos ausgesetzt. Vor uns das Leiterl. Unzählige Stahlklammern weisen uns den steilen Weiterweg nach oben. Nur nicht runtergucken; Martin ist`s etwas mulmig.

Geschafft, doch die nächste "Prüfung" folgt auf dem Fuß. 80 ° geneigt ist das Brettel, lediglich im Abstand von etwa einem halben Meter eingetriebene Stahlstifte bieten auf einer Strecke von etwa 15 m Halt für die Füße. Für die Hände gibt`s ein Stahlseil. Erste Schweißtropfen sind zu sehen! Anstrengung, Angst oder lediglich die Sonne - was ist die Ursache? Vermutlich von Allem ein bisschen. Jetzt noch die leichte Kletterei im Fels, dann ist Zeit und Anlass für eine ausgiebige Pause. Die Getränke beginnen bereits knapp zu werden, Achim tankt Nachschub an einer Quelle.

Der Wunsch, bald den Gipfel zu erreichen, treibt uns weiter. Wir nähern uns dem Schneefeld (Gletscher) und müssen Steigeisen anlegen. Kirsten und Marco benutzen lediglich Grödeln. Für einige der Teilnehmer ist das Gehen auf solchen "Dingern" eine gänzlich neue Erfahrung. Wir legen jetzt auch Gurte und die Klettersteigsets an. Einer Spur folgend erreichen wir das fast obere Ende des Schneefeldes. Die letzten Meter steigen recht steil.

Vor uns eine andere Gruppe, die erst noch den Gegenverkehr durch lässt. Erst dann begeben sie sich an die ziemlich beeindruckende Randkluft. Eine Frau hat sichtlich viel Angst und kann sich nicht entschließen, den alles entscheidenden Schritt über den Abgrund zu tun, bzw. sich vornüber fallen zu lassen. Ich bin ungeduldig. Endlich hat man sie "rüberüberrededet", der Weg für uns ist frei.

Ganz toll fühle ich mich allerdings dann auch nicht, als ich als erster unserer Gruppe dieses Hindernis zu überwinden habe. Nur nichts anmerken lassen, der Gruppe einen souveränen Eindruck vermitteln und Augen zu und durch. Ich lasse mich fallen. erwische die erste Stahlklammer des Klettersteigs und sichere mich mit einem Karabiner meines Klettersteigsets. Den freien Karabiner reiche ich rüber zu Brigitte, die hinter mir läuft. Mit Steigeisen erklimme ich die ersten paar Klammern, bis ich Platz und Gelegenheit habe, mich von den Zwölfzackern zu trennen. Problemlos folgt die restlich Gruppe meinem Beispiel, wir suchen im recht ausgesetzten Gelände nach der nächsten Drahtseilversicherung. Sehr vorsichtig bewegen wir uns ungesichert schräg nach recht aufwärts.

Da, endlich nach vielleicht 20 Höhenmetern ist wieder ein Drahtseil vorhanden, wir klinken uns ein. Kurze Pause, die Sonne brennt gnadenlos. Mittagszeit. Wir quälen uns aufwärts. Die inzwischen fast 2.000 bewältigten Höhenmeter zerren an unserer (Bein)Muskulatur. Wir werden langsamer. Martin stöhnt. Ich ertappe mich immer häufiger dabei, auf den Höhenmesser zu blicken. Mir scheint, wir kommen überhaupt nicht mehr voran.

Wieder Pause, die Getränkeflaschen sind leer, der Gipfel noch weit. Noch mal Pause. Endlich so gegen 13:00 Uhr erreichen wir die Rinne, von der der Jubelgrad abzweigt, gleich danach sehen wir das Gipfelkreuz.

Noch ein paar Höhenmeter - das Gelände ist mittlerweile einfacher geworden - ich erreiche den höchsten Punkt Deutschlands. Ein Treiben wie auf dem Jahrmarkt. Unzählige "faule" Zahnrad- und Drahtseilbahnkunden bevölkern des Gipfelplateau.
Zum ersten mal am Tag bekomme ich Angst, dass etwas passieren kann. So viel Unbekümmertheit und Dummheit turnschuhbewährter Möchtegernbergsteiger auf einem Haufen lässt nur noch die sofortige Fluch als Alternative.

Im Münchener Haus palavern wir über unsere "Heldentaten". Es ist 13:45 Uhr. Susanne schließ glücklich Martin in ihre Arme, sie hatte den Zustieg per Bahn gewählt. - Austrinken und nur noch runter, bloß weg von diesem Touristengewimmel. Unten wartet die Dusche..!

Liebe Mitwanderer/innen, Ihr wart allesamt klasse - ob wir noch mal zusammen was probieren sollten?

Arno

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