Sektionsfahrten

Sektionsfahrten des AlpinClub Berlin - AlpinClub Berlin - Sektionsfahrt 2004

Sektionsfahrten des AlpinClub Berlin - AlpinClub Berlin - Sektionsfahrt 2004

 

Sektionsfahrt 2004 zum "Kyffhäuser"

Zur Einstimmung etwas zur Gegend:

Wie eine grüne Insel erhebt sich der Kyffhäuser rund 300 m aus fruchtbaren Niederungen, die zu den ältesten deutschen Siedlungsgebieten zählen. Die von der Helme durchflossene Goldene Aue trennt ihn im Norden vom Unterharz, im Süden bildet das Frankenhäuser Tal die Trennungslinie zur Hainleite. Goldene Aue und Frankenhäuser Tal entwässern nach Osten in das Unstrutried; zentrale Wasserader ist die Unstrut, die sich in der Thüringer bzw. Sachsenpforte einen Durchbruch geschaffen hat.

Der laubwaldbedeckte Kyffhäuser bietet einige reizvolle Wandermöglichkeiten, aufgesucht wird er jedoch hauptsächlich wegen des Kyffhäuserdenkmals und der Barbarossahöhle. Jahrhundertelang symbolisierte der Kyffhäuser die Sehnsucht nach einem friedlichen, einigen Deutschland, nach dem »Friedensreich«. Als 1250 Kaiser Friedrich II. starb, der vom Papst gebannte Staufer, gab es niemanden mehr, der Deutschland repräsentierte. Was nach Friedrich II. kam, wird in Geschichtsbüchern als »Interregnum« bezeichnet, als »Zwischenherrschaft«: In dieser Zeit gab es »deutschet< Könige, die kaum Macht besaßen und kaum Spuren hinterlassen haben - einen Holländer (Wilhelm von Holland), einen Engländer (Richard von Cornwall), einen Spanier (Alfons von Kastilien). In dieser Zeit der politischen Zersplitterung, der Kämpfe zwischen Fürsten, der Glanzlosigkeit, entstand die so genannte Kaisersage. Offensichtlich konnte das Volk es nicht fassen, dass Friedrich II. tot war, jener Mann, den die Zeitgenossen »Stupor Mundi« genannt hatten: »das Staunen der Welt«, jener Mann, den der Papst »Antichrist« genannt hatte. Viele dachten, die Nachricht vom Tod Friedrichs sei nur ein Gerücht, Friedrich wolle sich verbergen, sein Verschwinden sei eine Taktik im politischen Kampf mit dem Papsttum. Jahre vergingen, Jahrzehnte vergingen, Friedrich kam nicht zurück. Da erzählte sich das Volk: Friedrich schläft; er schläft in einem unterirdischen Schloss im rabenumkreisten Kyffhäuser; dereinst wird er erwachen und die entschwundene Herrlichkeit des Reichs wiederherstellen.

Im 16. Jahrhundert wurde diese Sage auf Kaiser Friedrich I. Barbarossa übertragen, den beim Volk beliebten, rotbärtigen Schwaben, der im Jahr 1155 als zweiter Staufer römisch-deutscher Kaiser geworden und 1190 als 68jähriger während eines Kreuzzugs beim Baden im Fluss Salef in der Türkei ertrunken war.

Die Sage erhielt politische Aktualität, als Friedrich Rückert das Gedicht »Kaiser Friedrich im Kyffhäuser« veröffentlichte. Das Gedicht erschien 1817, nach den antinapoleonischen Freiheitskriegen und in der Anfangszeit des 1815 unter österreichischer Führung gegründeten, restaurativen, antiliberalen Deutschen (Fürsten-)Bundes. Von nun an durchzog das Barbarossa-Kyffhäuser-Thema wie ein roter Faden die politische Dichtung und spiegelte - je nach Standpunkt - Hoffnung oder Enttäuschung, ob bei August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1840), in der Verssatire »Deutschland, ein Wintermärchen« von Heinrich Heine (1844) oder in Ernst Moritz Arndts »Deutscher Kaiserfahrt« (1849). Der Kyffhäuser wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Symbol für die deutsche Einigung, die Ruinen der Kyffhäuserburg wurden Treffpunkt von Liberalen und Burschenschaftern, während der 1848er Revolution fanden hier zahlreiche Kundgebungen statt. Wie diese Symbolfunktion ab 1871 wechselte, erfahren wir bei unseren Erkundungen.

Der kulturlandschaftliche Bezug zwischen dem laubbewaldeten Kyffhäuser, der landwirtschaftlich genutzten Goldenen Aue und dem bewaldeten Unterharz ist ansatzweise noch intakt. Die Goldene Aue wurde nicht steppenartig für grobagrarische Nutzung leergeräumt wie etwa die Gäubodenlandschaft des Dungaus in Niederbayern, sondern zeigt Alleen, Gehölze, Wäldchen. Dementsprechend mag der Blick, den einst Barbarossa vom Kyffhäuser über die Goldene Aue hinweg auf den Unterharz getan hat, vergleichbar dem Blick von heute sein.

 

Programm:

Mittwoch den 19. Mai:

Abfahrt:16:00 Uhr Fehrbelliner Platz / Barstraße

Ankunft:21:00 Uhr in Bad Frankenhausen, Hotel Reichental, Zimmerverlosung, Abendessen

Donnerstag den 20. Mai:

Frühstück:8:00 Uhr bis 9:00 Uhr

Schuchtler: Stadtrundgang Bad Frankenhausen; Führung: xxxx

Bad Frankenhauser Oberkirche „Unserer lieben Frau“ mit dem schiefsten Kirchturm Deutschlands (mit 3,89 m aus dem Lot); Hausmannsturm; Kurpark; Am Anger; Zum Markt; Klosterkirche; Jungfernsteig, Schloss; Schlachtberg mit Panorama Museum (mit 14 x 123 m langem Monumentalgemälde zum Thema Bauernkrieg).

Wanderer: Start 9.30 Uhr, Wanderung zur Barbarossahöhle:

Bad Frankenhausen – Kattenburg – Falkenburg – Barbarossahöhle – Bad Frankenhausen. Wald- und aussichtsreiche Wiesenwanderung auf fast durchgehend bequemen Wegen Länge: 13 km; Anstieg: 300 m; Abstieg: 300 m. Ausgangspunkt: Bad Frankenhausen, Parkplatz Lauftreff. Auf einem geologischen Lehrpfad führt diese Wanderung zur Kattenburg im Naturschutzgebiet Süd-West-Kyffhäuser und weiter zur Barbarossahöhle (kann natürlich besichtigt werden, hier auch Einkehr möglich). Von dort leitet der bequeme Barbarossaweg längs der Kleinen Wipper zurück.

Abendessen:19:00 Uhr

Freitag, den 21. Mai:

Frühstück:8:00 Uhr bis 9:00 Uhr

Abfahrt:9:30 Uhr

Schuchtler: Busfahrt

Zunächst fahren wir zum Parkplatz Kulpenberg und setzen hier die Wanderer ab. Dann geht es weiter zur Barbarossahöhle (Besichtigung evtl. Einkehrmöglichkeit) dann Erholung an der Talsperre Kelbra, weiter zum Kyffhäuser mit Kaiser-Wilhelm-Denkmal und Barbarossaturm (Besichtigung, Einkehrmöglichkeit). Bei Bedarf (ist abhängig von der Kondition, dem Wetter und der Zeit) kann dann noch die Kaiserpfalz in Tilleda besichtigt werden.

Die Wanderer werden um 16.30 Uhr wieder am Parkplatz oder in der Gaststätte "eingesammelt".

Wanderer: Start 9.30 Uhr (Bus), Kulpenberg (473 m) – Kyffhäuser mit Kaiser-Wilhelm-Denkmal und Barbarossaturm – Ruine Rothenburg – Kulpenberg (473 m)

Bis zum Parkplatz Kulpenberg benutzen wir ebenfalls den \"Schuchtler-Bus\", ehe wir uns auf Schusters`s Rappen begeben. Höhepunkt dieser bequemen Laubwaldwanderung sind die Kyffhäuser-Ruinen (Besichtigung) und die aussichtsreiche Ruine Rothenburg. Länge: 10 km; Anstieg: 250 m; Abstieg: 250 m. Ziel ist wieder der Parkplatz Kulpenberg, wo wir wieder den \"Schuchtler-Bus\" besteigen. Einkehrmöglichkeiten: Kyffhäuser, Kulpenberg.

Abendessen:19:00 Uhr

Samstag, den 22. Mai:

Frühstück:8:00 Uhr bis 9:00 Uhr

Abfahrt:9:30 Uhr

Schuchtler: Busfahrt

Busfahrt über Göllingen (spätromanischer Klosterturm, Besichtigen und Wanderer absetzen) nach Sonderhausen. Hier kann das Schloss (Landesausstellung) und das Achteckhaus besichtigt werden. Evtl. \"wagen\" auch noch ein paar (mutige) Teilnehmer die Besichtigung des Erlebnisbergwerks?! - Es kann ein gemütlicher Bummel über den Markt unternommen werden. Um 12:30 Uhr fahren wir weiter nach Possen (Deutschlands höchster Fachwerkturm, der aber leider nicht bestiegen werden kann) mit Gaststätte und Tiergehege. 14:00 Uhr Fahrt nach Heldrungen und Besichtigung des Renaissance Wasserschloss um 15:00 Uhr. Rückfahrt über das Naturschutzgebiet Wipperdurchbruch.

Die Wanderer warten erschöpft um 17.00 Uhr in Günserode darauf, dass der "Schuchtler-Bus" sie mitnimmt

Wanderer: Start 9.30 Uhr (Bus),Wanderung über Seega nach Günserode

Busfahrt bis Göllingen. Hier Beginn der Wanderung zunächst zum Kuhberg (402,2 m),weiter über den Schlossberg nach Seega (Einkehr) ins Wippertal, dann über die Ruine Arensburg zum Wipperdurchbruch, schließlich über Kohnstein zum Mühlberg nach Günserode. Die Wanderung ist wahrscheinlich etwas anstrengender! Länge rund 10 km. Sie kann bei Bedarf verlängert werden.

Abendessen:19:00 Uhr

Sonntag, den 23. Mai:

Frühstück:8:00 Uhr bis 9:00 Uhr

Abfahrt:10:00 Uhr in Bad Frankenhausen

Ankunft:11:30 Uhr in Woerlitz, Woerlitzer Park

Mittagessen:13:30 Uhr, Küchenhaus am Schloss

Weiterfahrt nach Berlin:15:00 Uhr

Brigitte und Arno
mein Kommentar:

Langjährige Erfahrung und einiges an Routine halfen Brigitte und mir, mal wieder eine Sektionsfahrt zu organisieren, die zumindest aus unserer Sicht ein voller Erfolg war. Indiz für sorgfältige Planung ist u.a. die Tatsache, dass das vorgeplante "Programm" fast uneingeschränkt durchgeführt werden konnte und vor Ort lediglich wetterbedingt etwas modifiziert werden musste; ansonsten aber exakt auf die Teilnehmer und die Gegebenheiten abgestimmtund zugeschnitten war.

Die eingangs erwähnte Erfahrung, aber eben auch sehr viel zeitaufwendige Recherche per Internet, Landkarte und Printmedien, garantieren letztlich auch den Erfolg. - Schade eigentlich, dass diese aufwendige Detailarbeit am Ende lediglich nur einer Fahrt dient, die gewonnenen Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse zu konkret der besuchten Region kaum weiter \"verwertbar\" sind, da unser Bestreben seit vielen Jahren dahin geht, dieser Zielgruppe alljährlich etwas neues zu bieten.

Womit ich denn auch schon bei den Hauptakteuren der Reise, nämlich den Teilnehmern bin. Ihnen gilt mein ganz besonderes Kompliment. Die Gruppe, die eher die reiferen Aktiven des ACB wiederspiegelt, hat sich ausgesprochen kooperativ, pünktlich und durchaus zufrieden präsentiert, soll heißen, es gab wenig Kritik, wenig Querelen und manchmal sogar ein Lob für die Veranstalter. - Das war nicht immer so und lässt evtl. den Schluss zu, dass sowohl Programm, wie auch Quartier stimmten, was bei einer Unterbringung in einem Vier-Sterne-Hotel auch nicht verwundert, oder?

Natürlich schlägt sich eine derartige Komfortverbesserung nachhaltig auf den Preis nieder, was auch der Schatzmeister des ACB zu spüren bekam, denn allein die Tatsache, dass bei dieser Reise die Teilnehmergebühren - gegenüber früheren Fahrten - höher waren, reichte bei weitem noch nicht aus, die Kosten zu decken....!

Alles in Allem hat mir diese Fahrt sehr gut gefallen und ich bedanke mich bei den Teilnehmern für ihr zustimmendes Verhalten und ganz besonders bei Brigitte für ihren sehr zeitaufwendigen, engagierten Einsatz. Das macht Mut zum Weitermachen.

Bereits gestern, also am Tag unserer Heimkehr, habe ich einerseits damit begonnen, die Reise abzurechnen und die Rechungen zu bezahlen und andererseits mich via Internet in Richtung Teuteburger Wald (Detmold) zu begeben, um ein lohnendes Ziel und ein bezahlbares Quartier für 2005 zu finden. - Leider werden die "Standards", die wir in Punkto Unterkunft und Verpflegung in diesem Jahr gesetzt haben, auch sehr schnell Maßstab für weitere Fahrten. Das kann sich aber auch analog auf die Kosten auswirken. Insofern möchte ich meinen diesjährigen Bericht mit den zwei Fragen enden lassen, nämlich ob es Euch auch gefallen hat (Kritik oder Zustimmung bitte unter "Kommentar") und ob Euch gute Qualität ggf. auch 250 EURO wert sind.

Arno

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