Nach den gemachten „Hütten-Tour-Erfahrungen“ aus dem Jahr 2004 (vgl. Genusstour 2004, ganz unten "Gedanken danach"), war der Ansatz für die diesjährige Tour entsprechend modifiziert; soll heißen: kein Gletscher, kein Schnee, kein Eis! - Folglich weniger Gepäck und leichtere Rucksäcke. Dennoch wählten wir für die Hütten-Trekking-Tour (Stubaier Höhenweg) bewusst keine „Spazierwege“, sondern vorwiegend „schwarze“ Höhenwege. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Ausdauer und allgem. Belastbarkeit sollten die TeilnehmerInnen schon mitbringen.
Im Gegensatz zum Vorjahr bereitete die bereits im Herbst 2004 begonnene Reservierung der in Frage kommenden Hütten erheblich mehr Schwierigkeiten. Evtl. lag es wohl daran, dass wir neben DAV-Hütten auch ein privates Quartier und ein Naturfreundehaus einbeziehen wollten/mussten. Buchstäblich bis kurz vor Tourenbeginn forderte ich in vereinzelten Fällen per Email und Telefon Bestätigungen ein.
Vorteil einer frühzeitigen Planung ist u.a., dass entsprechend schnell, also noch im letzten Quartal 2004, die Ausschreibung publiziert werden kann, potentielle TeilnehmerInnen also ausreichend Zeit haben, ihre Urlaubsplanung entsprechend zu gestalten. Dennoch gingen die Anmeldungen sehr spärlich ein, gemachte Zusagen wurden zum Teil wieder rückgängig gemacht. Schließlich konnte ich Mitte Juli 2005 verbindlich davon ausgehen, dass wir insgesamt 9 Personen sein werden (wieder informierte ich die Hütten).
Der Stubaier Höhenweg führt ausnahmslos durch alpines und hochalpines Gelände und ist teilweise mit Drahtseilen und Stahlbügel versichert, ohne jedoch Gletscher zu betreten und verlangt vom Benützer ein gewisses Maß an alpiner Erfahrung, eine dementsprechende körperliche Verfassung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie die geeignete Ausrüstung. - Nach dem Tiroler Wander u. Bergwegekonzept der Tiroler Landesregierung handelt es sich um einen schwarzen Bergweg. Als Stützpunkte stehen voll bewirtschaftetet und sehr gut ausgestattete Alpenvereinshütten, sowie privat bewirtschaftete Hütten und ein Naturfreundehaus zur Verfügung.
Da wir letztes Jahr bereits den Abschnitt von der Franz-Senn Hütte bis zur Sulzenau Hütte begangen haben, wollen wir dieses Jahr den Stubaier Höhenweg abschließen.
Da wir als erstes in diesem Jahr, sozusagen als Genusstour, Teil I, eine Bodensee-Umrundung angeboten hatten (vgl. Bericht), kamen wir am 09. Aug. per Bahn aus Bregenz, zelteten noch zwei Tage in Neustift und begaben uns von hier zum Treffpunkt.
Donnerstag, 11. August 2005, Treffpunkt um 12:00 Uhr in Mieders an der Liftstation. Lediglich Hanne und Sven erwarteten uns. Kurz darauf erschien Monika. Annie und Manuel hatten sich leider verfahren, so dass sich der geplante Start etwas verzögerte. – Dieter und Stefan hatten uns darüber informiert, dass sie vom Gschnitztal aus direkt zur Blaserhütte, unserem heutigen Tagesziel, kommen würden.
Gemeinsame Auffahrt mit dem Lift zur Bergstation Koppeneck (1.605 m). Von dort zunächst recht gemütlich weiter bis Maria Waldrast. Erste Pause! - Auf gut bezeichneten Wegen und Steigen flossen dann die ersten Schweißtropfen, als wir uns kontinuierlich ansteigend die etwa 600 Höhenmeter zur Blaserhütte (2.180 m) „erarbeiteten“. Schon bald erkannten einige TeilnemerInnen ihre momentanen konditionellen Defizite, die aber durch besonders langsames Gehen mit vielen Pausen kompensiert werden konnten. - Tatsächlich warteten Dieter und Stefan oben bereits auf uns. Natürlich gingen wir zuerst auf den Blaser, ehe wir dann um 18:30 Uhr in der privat bewirtschafteten, einfachen aber gemütlichen Hütte Abendessen erhielten. Es gab Kraut und Wurst. Wir waren die einzigen Gäste. Ich „kassierte“ pro Person 300 EURO, um sämtliche Übernachtungen und Halbpensionen, Transfers, etc. bezahlen zu können.
Freitag, 12. August 2005, Frühstück um 8:00 Uhr, Aufbruch um 8:45 Uhr. - Unser heutiges Tagesziel ist das Padasterjochhaus (2.232 m). Schnell wurde klar, dass - wie schon gestern beobachtet - die bergsteigerischen und konditionellen Fähigkeiten der Gruppe stark differierten. Dennoch „meisterten“ wir mit der gebotenen Rücksicht und Sorgfalt, nach Überschreitung von Peilspitze (2.392m) und Kesselspitze (2.728m), schließlich auch diese relativ anspruchsvolle (schmalen und teils ausgesetzten Bergpfade) Passage (etwa 900 Höhenmeter). Gegen 15:00 Uhr erreichten wir alle das Padasterjochhaus. Wir bezogen ein etwas in die Jahre gekommenes Lager, ganz oben unterm Dach und mussten zur Kenntnis nehmen, dass es sehr eng und wohl auch ungemütlich werden wird. Zum Glück waren wir in der ersten Nacht nur mit neun Personen in diesem 18-Personen-Lager. Trotzdem waren Matratzen und Decken schon eine heftige Zumutung. Wie soll das erst morgen werden, wenn das Haus noch voller wird? – Der Standard dieses ersten Naturfreundehauses (erbaut 1907) ist in keiner Weise mit dem der AV-Hütten gleich zu setzen. Der Hüttenwirt, der sich vorrangig um seine Stammgäste kümmern musste, war zwar stets um Kompromisse bemüht, konnte uns aber nicht wirklich zufrieden stellen. Gegen Abend trafen immer mehr Naturfreunde ein, es gab Musik und „Gemütlichkeit“. – Wir verzogen uns ins Lager.
Samstag, 13. August 2005, Fast alle klagten über die schlechten „Betten“. Wir frühstückten (folienverpackte Ware) und machten uns auf den Weg zur Kirchdachspitze (2.840 m). Es war zwar trocken, aber sehr nebelig. Als der Steig anfing ziemlich ausgesetzt zu werden, drehten Anni, Hanne und Manuel um. Alle anderen erreichten bei lausiger Sicht den Gipfel.
Zurück auf der Hütte wurden wir damit konfrontiert, dass die Naturfreunde sich stark vermehrt hatten. Wir mussten also zum Leidwesen aller Beteiligten im Lager noch weiter zusammen rücken, zum Essen in ein Hinterzimmer wechseln und einen „geselligen Abend“ mit Tanz und Musik über uns ergehen lassen. Hüttenruhe war abgeschafft! – Am späten Nachmittag hatten wir noch an der Weihung eines neuen Hüttenkreuzes, das einige Naturfreunde aus Murnau gestiftet hatten, teilgenommen. Nach Einbruch der Dunkelheit entzündeten die Naturfreunde eine aus Fackeln am Hang gesteckte riesige Uhr, deren Zeiger auf 00:05 Uhr standen. Die Nacht im Lager verlief erwartungsgemäß gruselig.
Sonntag, 14, August 2005, Die Sonne schien, wir nahmen wieder „Plastikfrühstück“ ein und starteten gegen 8:15 Uhr in Richtung Innsbrucker Hütte. Bald hatten wir den Aufstieg zur Hammerscharte (2.528 m) erklommen. Es folgte der lange Abstieg über den Rohrauersteig zur Aussenangeralm (1.366 m). Die erste Felsstufe bereitete relativ wenig Schwierigkeiten, wogegen die zweite Stufe ans Limit einiger TeilnehmerInnen ging. Trotz „guter“ Drahtseile war die Passage sehr kompliziert und heikel, der Untergrund sehr verwittert und rutschig. Doch dank der tatkräftigen Mithilfe der „erfahrenen Berggänger“ Dieter und Stefan und mir, meisterten schließlich alle diese knifflige Situation.
Weiter ging`s im Tal mit einem Hüttentaxi, das Brigitte und ich vorsorglich „organisiert“ hatten, zur Karalm (1.747 m). Nun folgt der zweistündige Aufstieg zur Innsbrucker Hütte (2.360 m), die wir bei leicht einsetzendem Regen und Nebel gegen 15:15 Uhr ereichten. Uns erwarteten zwei Sechsbettzimmer, eines davon war bereits mit zwei amerikanischen Gästen belegt. Der heute geleistete Höhenunterschied von rd. 1300 m wurde mit (lau)warmen Duschen und bestem Abendessen belohnt.
Montag, 15. August 2005, Regen und Nebel haben zugenommen, einige TeilnehmerInnen machen sich Sorgen wg. des Weiterweges am Dienstag bei diesen Wetterbedingungen. Brigitte und ich prüfen und diskutieren Wegalternativen. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass es unter den gegebenen Umständen ratsamer ist, auf gutem Weg ins Gschnitztal abzusteigen (etwa 1.000Höhenmeter) und durch das Tal, mit Rast in der Laponesalm, von hier aus wieder zur Bremer Hütte aufzusteigen. Die geplante Tagestour zum Habicht (3.277m) fiel aus wg. Schlechtem Wetter. – Wir faulenzten und regenerierten.
Dienstag, 16. August 2005, Nach gutem Frühstück bei Regen Aufbruch zur Bremer Hütte (2.413 m) und zwar auf dem gestern alternativ geplanten Weg. Lediglich Dieter und Stefan informierten mich, dass sie allein „oben rüber“ gehen. Auf dieser Etappe sind ca. 1.100 Höhenmeter runter, wie auch rauf in einer Gehzeit von ca. 8h zu bewältigen. Der Regen begleitete uns den ganzen Tag. Bei Ankunft auf der Bremer Hütte „trieften“ wir nicht nur wg. Der Nässe. Zur Belohnung gab es Betten in einem Vierbett- und einem Fünfbettzimmer und ein Superabendessen (das beste Essen der gesamten Tour).
Mittwoch, 17. August 2005, Herrlicher Sonnenschein lockte uns aus den weichen Federn. Gutes Frühstück lies den Abschied schwer fallen, aber vor uns lag die lange Etappe über das Simmingjöchl (Zollhütte, 2.754m) zur Nürnberger Hütte (2.297 m). Auf dieser Etappe sahen wir eindrucksvoll den gestaltenden Einfluss der Gletscher auf die Landschaft und die Gesteinsformationen. Leider war der Gletscherschliff manchmal auch sehr rutschig, zumindest wenn Nässe dazu kam. Bei anhaltendem Sonnenschein, sich allgemein verbessernder Trittsicherheit und Kondition meisterten wir schließlich problemlos auch diese bergsteigerische „Herausforderung“. Auf der Nürnberger Hütte angekommen, verwöhnte uns das Hüttenteam mit einem Vierbett- einem Dreibett- und einem Zweibettzimmer, sowie mit reichlichsten Essenportionen. Ein schöner Tag ging zuende.
Donnerstag, 18. August 2005, Geplant ist eine Tagestouren zum Gamsspitzel (3.050 m). Das Wetter ist immer noch gut, so dass wir wohlgelaunt den in Serpentinen angelegten Anstieg, der auch der Zustieg zum Wilden Freiger ist, bis auf eine Höhe von etwa 2.900m unter die Schuhsohlen nehmen. Jetzt verlassen wir diesen Weg, um weglos über einen Blockgrad zum höchsten Punkt unserer Stubaitour in diesem Jahr aufzusteigen. Hanne und Manuel waren allerdings der Ansicht, dass es auch kurz unterhalb von der magischen 3.000ender-Grenze ganz schön ist. Zur Freude über den gelungenen Aufstieg paarte sich Übermut, als wir im Rückzug schließlich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten, eine Schneeballschlacht in 2.900m Höhe. – Zurück in der Hütte kam etwas Wehmut auf, da die Tour sich ihrem Ende zu neigte. Nach gutem Abendessen machte ich die Abrechnung und konnte noch gut 40 EURO pro Person zurückgeben.
Freitag, 19. August 2005, Wieder gutes Frühstück und wieder Sonne. Dieter und Stefan erhielten noch etwas zusätzlichen Ballast von mir (wg. der besseren Straßenlage) ehe sie sich in Richtung Gschnitztal „abseilten“. Der siebenköpfige „Rest“ machte sich auf den Abstieg zur Bushaltestelle „Nürnberger Hütte“, natürlich nicht, ohne noch eine letzte Einkehr in der Bsuchalm einzulegen. – Die Genusstour ist zu Ende, die Sonne scheint. Wir versprechen uns gegenseitig, dass wir uns bei einem Nachtreffen wiedersehen wollen, u.a., um Bilder anzusehen und auszutauschen und schon gibt es die „Arno`s Genusstouren-Gruppe-2005“ nicht mehr. Ob es eine neue „Arno`s Genusstouren-Gruppe-2006“ geben wird, man darf gespannt sein?!
Um 12:00 Uhr kam der Bus, die TeilnehmerInnen gingen ihrer Wege...
Danke für Euer Interesse.
Arno + Brigitte