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Wintercamping im Harz V

Wintercamping im Harz V

Sollen wir, oder sollen wir nicht. Das Wetter macht einem die Entscheidung nicht gerade leicht. Schön ist dort nur dann, wenn die Sonne bei minus 5 °C tagsüber auf den etwa 50 cm hohen Schnee neben unserem Zelt scheint. Tau- und Regenwetter, aufgeweichter Boden und Matsch ums Zelt herum bei Temperaturen so um die Null Grad machen auch dem hartgesottensten Wintercamper zu schaffen ...

Erstmals haben wir den Jahreswechsel 2008/09 im Zelt bei Schierke, bzw. die Sylvesternacht auf dem Brocken verbracht. Seither waren wir regelmäßig dort (vgl. Berichte). 2011 beschlossen wir auch die Weihnachtsfeiertage dort zu verbringen und erlebten den Heiligabend im Zelt bei Kerzenschein und romantisches Candle-Light-Raclette (vgl. Bericht).

Wir werden täglich das Wetter beobachten und voraussichtlich kurzfristig eine Entscheidung treffen (müssen). - Die Vorzeichen verdichten sich, wir werden wohl fahren (obwohl die Wetterprognose nach wie vor alles andere als winterlich ist).

Tatsächlich, wir haben fertig gepackt und werden am Samstagmorgen (22. Dez.) in Berlin-Wannsee um 07:38 Uhr den Zug nach Werningerode besteigen ..

 

22. Dez. 2012

Die Anreise verlief planmäßig, der Zug (HEX) war allerdings ziemlich voll, dafür fuhr er aber direkt durch bis Werningerode. Mit dem Taxi ging es dann weiter zum Zeltplatz.

Es erwartete uns eine geschlossenen Schneedecke, allerdings bei Nebel und Tauwetter. Rasch und routiniert bauten wir unsere Hütte auf, nachdem wir zuvor etwas Schnee beiseite geräumt hatten. Selbiger war allerdings schon ganz schön feucht. In Schierke gönnten wir uns anschließend ein Stückchen Kuchen und einen heißen Kaffee.

Zurück am Zelt wollten wir das Abendessen zubereiten. Doch oh Wunder, die Pumpe vom Benzinkocher (Dragonfly) versagte erstmals ihren Dienst. Erst nachdem ich das Pumpenleder ausgewechselt hatte (war ohne Gebrauchsanleitung recht kompliziert), gab`s endlich Abendbrot.

Es regnete schon ziemlich stark, als wir uns schlafen legten. Später (oder besser früher?) ging der Regen in Schnee über. Es prasselte folglich nicht mehr so laut auf`s Zelt. Leise genug um draussen Geräusche zu hören, die da nich hin gehörten. Ein Fuchs schlich seelenruhig um das Zelt, ließ sich überhaupt nicht verscheuchen oder erschrecken. Was hatte er vor? - Am nächsten Morgen sahen wir dann das Malheur. Er hatte fast alle Zeltleinen und Abspanner für`s Zelt durchgebissen und die Handschlaufen von zwei Wanderstöcken abgefressen. Schöne Bescherung (dabei ist noch gar nicht Weihnachten).

23. Dez. 2012

Regen, Regen, nichts als Regen! Feuchtigkeit wohin das Auge schaut, leider teilweise auch im Zelt. Irgendwann wateten wir schließlich doch zu den Waschräumen, machen uns fertig für einen Nachmittagscafe (Sülze mit Bratkartoffelen) in Schierke. Das sollte dann auch die einzige nennenswerte Aktivität dieses ach so verregneten 4. Advent bleiben.

24. Dez. 2012 – Heiligabend

Der Schnee ums Zelt rum schwindet. Wieder gibt`s Tauwetter, Nebel und Regen. Nicht wirklich motivierend für Outdooraktivitäten! Wir trotten in nassen Turnschuhen zum Supermarkt in Schierke und kaufen unser Feiertagsessen ein. Am Heiligabend soll es wieder Racelette geben, am 1. Feiertag wollen wir essen gehen und für den zweiten Feiertag planen wir Würstchen mit Kartoffelsalat.

Nachdem wir unsere Vorräte am Zelt abgeliefert hatten, absolvieren wir noch `ne kleine Ehrenrunde über den Bahnhof (Glühwein), Cafe Winkler (Eis) und schließlich wieder zurück zum Zelt. Es regnet ...

Wie schon im Vorjahr machen wir es uns im Zelt bei Kerzenschein und Raclette gemütlich, lauschen dem prasselnden Regen auf dem (immer noch dichten) Zeltdach und hoffen, dass der Fuchs uns verschont. Friedliche Weihnacht!

25. Dez. 2012

Es gab Zeiten, da habe ich das Prasseln des Regens aufs Zeltdach durchaus als anheimelnd und gemütlich empfunden. Man fühlte sich geschützt und geborgen, war sicher. Wenn aber dieses Geräusch mehr oder weniger heftig, untermalt von Sturmböesn, zur ständigen Geräuschkulisse wird, ist irgendwann Schuss mit Lustig. Es nervt nur noch. Nichts wird mehr wirklich trocken, alles ist klamm. Im Vorzelt steht das Wasser auf der Bodenplane ...

Nur im Zelt liegen und auf Besserung warten ist aber auch nix. Also zogen wir uns wetterfest an und wanderten in Richtung Brocken. Schneereste und aufgeweichte Wege machen unseren (neue) Schalenschuhen eigentlich nichts aus, aber wenn man dann mal die Hauptwege verläßt und im restlichen (Tief)Schnee nach weniger begangenen Pfaden sucht, dann kann es schon mal vorkommen, dass einem der Schnee von oben in die Schuhe rutscht (mit Gamaschen wäre das nicht passiert!). Also jetzt auch noch nass von unten.

Im Nebel erreichten wir schließlich den Brockenbahnhof, kehrten in der “urgemütlichen” Bahnhofsgaststätte ein und tropften vor uns hin. Für 18:00 Uhr hatten wir im Hotel Restaurant Villa Fichtenhof in Schierke einen Tisch reserviert. Jetzt wurde die Zeit knapp. Aber nicht nur deswegen wählten wir für die Rückkehr zum Campingplatz die (sehr teuere) Talfahrt per Brockenbahn. Frisch geduscht und mit nassen Turnschuhen gönnten wir uns zu Weihnachten zweierlei von der Gans mit Thüringer Klößen. Zuvor gab`s `ne Consommé vom Fasan und als Dessert Panna Cotta / Crème Brûlée

Mir tat mächtig der Bauch weh, als wir in Richtung Zelt aufbrachen, war er solche Schlemmerei doch schon seit Tagen nicht nehr gewohnt.

26. Dez. 2012

Der Schnee ist weg, der Regen ist noch da. Heftigste Sturmböen in der Nacht hatten mich darüber nachdenken lassen, wie stabil eigentlich das Geäst der hohen Bäume über uns ist. Schließlich zelten wir im Wald. Der Entschluß steht, wir werden am 27. Dez. die Heimreise antreten. Es besteht weder Aussicht auf Wetterbesserung noch auf Frost oder gar Schnee. Trotzdem steigen wir noch mal in die immer noch feuchten Schalenschuhe und brechen zu einer Wanderung gen Leistenklippe auf. Aus den kleineren Wanderwegen sind mittlerweile Bäche geworden, Schneereste findet man nur noch sehr vereinzelt. Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder zurück. Es gibt Kartoffelsalat und Würstchen.

27. Dez. 2012

Tag der Abreise. Wir verstauen Kleidung und (nasse) Ausrüstung in unseren beiden NorthFace-Taschen, wünschen Ingo und Willi, sowie allen ausharrenden Wohnmobilbewohnern einen guten Rutsch und warten auf den Linienbus. Am Abend sind wir wieder zuhause in der kalten Wohnung.

 

Es ist eher (sehr) selten, dass wir etwas, was wir uns vornehmen, nicht zuende bringen. Aber in 2012 ist es nun schon der zweite (und letzte) wetterbedingte Abbruch. – Möge das Jahr 2013 besser werden ... !

Arno & Brigitte

 

 

 

 

 

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