Es geht wieder los! - Das Rad-Reisefieber hat uns schon wieder gepackt!
Unser schon seit 1998 währendes Fern-Reisefieber hält unvermindert an (je oller, desto .... bin jetzt 68!), lässt uns alsbald etwaige Hemmnisse und gelegentliche Qualen gemachter Touren rasch vergessen, bzw. diese ignorieren (es überwiegen und bleiben immer die positiven Eindrücke) und treibt uns förmlich zu neuen „Experimenten“ und (kalkulierbaren) Trekking-Abenteuern in ferne Regionen und Länder, in den letzten Jahren vorwiegend per Fahrrad. - Wir mögen uns dabei möglichst weder fremdsteuern noch bevormunden lassen (Reiseveranstalter, Agenturen, etc.), sondern bevorzugen es, unsere Touren selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu planen und zu organisieren, immer schon Monate im Voraus.
So beradelten wir u. a. in diesem Jahr das United Kingdom, 2014 die USA, Neuseeland im Jahr 2013/14, zum Nordcap 2013, die Sieben Seen Route in Patagonien im Jahr 2012, Fahrrad-Trekking in der Puna und den Quebradas im Jahr 2011, im Jahr 2010 zum ersten Mal die „Carretera Austral“ und sozusagen zum Einfahren die Neuseeland Südinsel im Jahr 2007. Unsere bisherige stolze Bilanz: Etwa 20.000 km (!) mit Fahrrad und Gepäck unterwegs auf interessanten Strecken dieser Welt.
Aus Gründen die nicht wir, sondern die Lufthansa zu vertreten hatte, konnten wir die Carretera im Jahr 2010 leider nicht wie geplant bis zum südlichen Ende fahren. Das wollen wir jetzt nachholen!
Starten werden wir Ende Januar 2017 und mal wieder via Frankfurt und Buenos Aires bis Puerto Montt fliegen (in der Hoffnung, dass es der Lufthansa und der LATAM dieses Mal gelingt, zeitgleich mit uns die Fahrräder und Gepäck eintreffen zu lassen). - Von Puerto Montt aus dann weiter per Fähre (24 Std.) nach Puerto Chacabuco.
Starteten wir unsere letzte Reise (end2end) unmittelbar nach dem "Brexit", starten wir jetzt unmittelbar nach der Amtsübernahme von Donald John Trump. Soviel zur zeitlichen Einordnung unserer Reise(n).
Datum | Uhrzeit | |
26. Jan. 17 | 18:45 | Flug Berlin -> Frankfurt |
19:55 | Ankunft Frankfurt | |
22:05 | Flug Frankfurt -> Buenos Aires (EZE) | |
27. Jan. 17 | 7:55 | Ankunft Buenos Aires (EZE) |
12:40 | Flug Buenos Aires (EZE) -> Santiago (SCL) | |
15:10 | Ankunft Santiago | |
19:20 | Flug Santiago (SCL) -> Puerto Montt | |
21:05 | Ankunft Puerto Montt | |
Apart Hotel Presidente Suites Puerto Montt | ||
28. Jan. 17 | 15:00 | Check in Angelmó 1735, Puerto Montt |
Apart Hotel Presidente Suites Puerto Montt | ||
29. Jan. 17 | Apart Hotel Presidente Suites Puerto Montt | |
10:00 | Abfahrt Fähre (?) | |
30. Jan. 17 | 10:00 | Ankunft PUERTO CHACABUCO |
Es gab solides Mittagessen und anschließend Zeit zum Relaxen. Bis zum Abendessen (wieder warm, Hackbraten) ließen wir uns bei zeitweisem Sonnenschein an Deck nieder oder ruhten in der Kabine.
30. Januar 2017
In der Nacht wurde es empfindlich kalt und es begann zu regnen. – Frühstück gegen 08:00 Uhr. Dann packen und in Puerto Chacabuco ab an Land. Es regnet (und das soll leider auch erst mal so bleiben). Trotzdem fühlen wir uns gut auf unseren schwer beladenen Rädern, geht es doch endlich wieder los.
Wir kommen um 9:00Uhr am Anleger an, aber das Vertäuen des Bootes an Fixpunkten im Wasser mithilfe eines kleinen Bootes (es gibt keinen ausgebauten Anleger) dauert noch rund 45 Minuten – dann dürfe wir zu unseren Rädern. Nachdem wir diese beladen haben, geht es auf glattem Asphalt und eben erst mal Richtung Puerto Aysen. Wie nicht anders zu erwarten regnet es. Dort suchen wir erst mal in ein Café, um uns bei einer Tasse Kaffee (Nescafe, da die Maschine leider kaputt war) und Submarino aufzuwärmen. Anschließend haben wir dann die restlichen Einkäufe erledigt. Wir fahren immer noch fast eben bis zum ersten Campingplatz (Los torres del rio simpson). Dort kamen wir gerade noch rechtzeitig an, denn der bis dahin kontinuierliche Nieselregen mutierte plötzlich zum Wolkenbruch. Der Hausherr begrüßte uns freundlich und machte sogleich Werbung für das selbstgebackene Brot seiner Frau, welches dann nachmittags um 7:00 Uhr fertig sein sollte. Dazu konnten wir nicht nein sagen trotz des Pfundes Pumpernickels, welches sich in den Tiefen der Fahrradtaschen befand. Am späten Nachmittag machte er uns noch damit vertraut, wie Gauchos Matetee zelebrieren.
Wir zogen uns zurück in unser nasses Zelt und krönten diesen ereignisreichen Tag mit Spaghetti Ali olio. Zufrieden sanken wir in unsere Schlafsäcke.
31. Januar 2017
Es regnete die ganze Nacht. Für den späten Vormittag war jedoch Wetterbesserung angesagt. So schlafen wir aus und Frühstücken ausgiebig (das selbst gebackene Brot schmeckt köstlich) und kommen anschließend tatsächlich trocken bis nach Coyhaique unserem Tagesziel. Da wir dieses Stück schon mal im Jahr 2010 gefahren waren, damals allerdings bei strömenden Regen, wussten wir bereits, dass diese Etappe mit einem Schlussanstieg zum Aussichtspunkt (wo wir in Erinnerung schwelgten) und einer rasanten Abfahrt belohnt wurde. Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein B&B und folgten der Empfehlung der Besitzerin für ein leckeres Steak.
01. Februar 2017
Wirklich gut geschlafen und super lecker gefrühstückt – die Sonne scheint, der Tag kann kommen! Wir wollen heute bis zur Laguna Chiguay radeln. Es müssen auf einer Strecke von etwa 60 km rund 1200 Höhenmeter überwunden werden. Wir fahren immer noch auf Asphalt. Einziger Wehmutstropfen ist, dass wir „unser“ altes Cafe in El Blanco nicht wiederfinden. Wir trösten uns mit Fettgebäck und Cola. Nach sechs Stunden sind wir oben und stellen unser Zelt auf. Da es noch früher Nachmittag ist legen wir gleich nach unserer Ankunft eine Reparaturschicht ein. Aus Arnos Gorejacke (Reißverschluss defekt) machen wir eine Schlupfjacke; bei Brigittes Helm wird ein bei der Anreise gebrochenes Teil zusammengenäht und schließlich bekommen Arnos Radtaschen neue Schnüre. Man sollte nicht glauben, dass wir erst drei Tage unterwegs sind. - Ausnahmsweise gibt erst heute mal Spaghetti mit Tomatensoße.
02. Februar 2017
Schon jetzt fällt uns auf, dass die Carretera Austral wesentlich stärker von Radfahrern aus aller Herren Länder frequentiert ist, als das vor sieben Jahren der Fall war. Ebenso fällt uns auf, dass die meisten Mitradler unsere Kinder oder Enkel sein könnten. Wir heben den Altersschnitt hier jedenfalls beträchtlich.
Das Wetter meint es gut mit uns und nötigt uns - nach kurzer Abfahrt folgt der nächste Pass (höchste Stelle unserer gesamten Tour) - doch so diverse Schweißausbrüchen ab. Die anschließende (Teufels)Abfahrt mit herrlichen Serpentinen und Ausblicken versöhnt allerdings sofort wieder. Als uns dann bei unserer rasanten Abfahrt auch noch vier Chicas zujubelten, war das Radlerglück fast perfekt.
In Villa Cerro Castillo angekommen, wunderten wir uns nicht schlecht, als wir entdecken mussten, dass es zwar die beiden alten – zu Imbisswagen umfunktionierten Omnibusse - immer noch gibt, dahinter aber eine komplett neue Wohnsiedlung entstanden ist. Ehe wir hier aber wieder einen Hamburger schmecken ließen, frischten wir erst mal in einem super kleinen Tante Emma Laden unsere (Spaghetti)Vorräte auf.
Bis zum nächsten Campingplatz waren es „nur noch“ knapp 12 Kilometer, aber die sollten zu einer echten Tortur werden! Gleich nach dem „Hamburger“ war nämlich Schluss mit Asphalt. Man hatte begonnen, die ehemals schmale Naturstraße so auszubauen, dass man irgendwann auch hier Asphalt aufbringen kann. Soll heißen, man hat zwar (meist durch Sprengungen) für eine ausreichende zweispurige Breite gesorgt, überlässt die Verfestigung des Untergrundes aber gern den Autofahrern. Einmal glatt geschoben, bringt man immer wieder sehr groben losen Splitt auf und wartet ab. Spurrillen, Schlaglöcher, Ripio und Schotterberge an den Seitenrändern sind das Ergebnis. Ein totaler Greul für jeden Radfahrer. Es ist kaum möglich geradeaus zu fahren, ständig springt das Vorderrad weg und wehe, der Lenker stellt sich quer. Die Staubwolken, die die vorbei fahrenden Autos aufwirbeln, verbessern die Situation auch nicht gerade wirklich.
Wir sind total genervt und platt, als wir beim Campingplatz (Los Nires) ankommen. Dort sind wir neben drei Chilenen die einzigen Gäste und teilen uns die riesige Wiese mit Alpakas, Schafen, Hühnern, zwei freundlichen Hunden und mindestens einer Katze. Wäre der Weg zum Supermarkt nicht so gräulich, könnte man hier direkt länger bleiben. Das Wetter wird wechselhaft. Wir duschen den Staub ab und essen zur Feier des Tages (ausnahmsweise?) mal Spaghetti. ;-)
03. Februar 2017
Der Platz verfügt noch über keinen festen Stromanschluss, dafür aber über einen lautstarken Generator! Aber gegen 01:00 Uhr nachts wurde auch dieser abgeschaltet. – Wir frühstücken gegen 08:00 Uhr und machen uns reisefertig. – Weiter geht es zunächst auf dieser katastrophalen Piste, ehe die potentielle Ausbaustrecke zu Ende ist und Naturstraße folgt. Diese lässt sich wesentlich leichter befahren.
Bis nach Puerto Rio Tranquillo sind es ca. 110 Kilometer. Viel zu viel, um durchzufahren. Andererseits gibt es aber zwischendurch keinen weiteren Zeltplatz. Ergo beschließen wir nach der Hälfte der Strecke wild zu zelten. Und tatsächlich haben wir Glück und finden unweit der Straße ein lauschiges Plätzchen direkt an einem Bach. Somit ist unsere Trinkwasserversorgung auch gesichert. – Der Abend kommt, wir genießen Spaghetti …… ;-)
04. Februar 2017
Wir hatten eine störungsfreie Nacht, keine ungebetenen „Gäste“ und auch nur sehr, sehr wenig Autolärm. – Um 09:30 Uhr saßen wir wieder auf den Rädern und fuhren einem sonnigen Tag entgegen. – Nach gut der Hälfte der Strecke ein paar Häuser, eine Bushaltestelle und eine Mini-Imbissbude. Wir teilten uns eine Riesen-Sandwich.
Vor uns lag jetzt der Lago General Carrera. Ein gigantischer Anblick. Da das aber vor uns auch schon andere festgestellt haben, begann die Gegend touristischer zu werden. Zudem war es auch noch Samstagnachmittag. Das schöne Wetter lockte und die Touristenkutschen zogen in relativ kurzen Abständen mit riesigen Staubwolken an uns vorbei. Dazu kam, dass die letzten etwa 20 Kilometer der Straße entlang des Wassers teilweise aus dem Fels gesprengt, insgesamt aber absolut steinig waren. Kaum noch mit Fahrrädern befahrbar. Staub, Hitze, rücksichtslose Autofahrer und miesester Schotter, was kann es schöneres geben?
Trotzdem kamen wir irgendwie nach Puerto Rio Tranquillo, waren genervt und durstig. Der Ort zieht u.a. wegen der Capilla Marmol (dazu morgen mehr) magnetisch die Touristen an, was das Angebot an freien Zimmern drastisch reduziert (Samstagnachmittag!). Wir versuchen dennoch unser Glück eine Hütte oder ein Zimmer zu kriegen, beginnen aber allmählich zu verzweifeln, da es nicht wirklich ein System gibt. Die Suche ist eher so `ne Art Glücksache. Fast hätte es dann doch geklappt (wir hatten schon diverse Ehrenrunden durch das Kaff gezogen), da schnappte uns ein Paar eine der letzten Freien Cabanjas direkt vor der Nase weg. Der Frust nahm bedrohliche Formen an. – Eine Frau mit Fahrrad sprach uns an und fragte, ob wir ein Zimmer suchen, sie könne uns eines anbieten. – Gerettet!!!
Alle Steckdosen sind jetzt belegt, wir sind geduscht, das Leben ist entspannt! – Urlaub eben ;-)
05. Februar 2017
Pausentag (Kultur, Wäsche, Relaxen). - Wie schon kurz erwähnt, ist Puerto Rio Tranquillo u. a. bekannt wegen der Capilla Marmol (Marmorkapellen), also höhlenförmigen Auswaschungen an der felsigen Peripherie der (Steil)Küste. - Praktischerweise organisierte unsere Vermieterin auch noch Bootsausflüge, eben zu den Höhlen, so dass wir eigentlich vom Bett aus gleich in das Boot steigen konnten (wir haben vorher noch `ne Schwimmweste angezogen). - Das offene Boot war schnell, der Bootsführer sehr erfahren. Geschickt manövrierte er uns in die kleinsten Kavernen und - man mag es kaum glauben - kriegte das Boot auch irgendwie wieder raus! Der Anblick war nicht nur lohnend, er war grandios!
Zurück an Land setzte ich mich an den PC und Brigitte näherte sich vorsichtig unserer Schmutzwäsche. Als kleine Belohnung gab`s danach Kaffee und Kuchen.
Schnell, viel zu schnell verging leider dieser Pausentag, den wir mit einem Essen im Dorfrestaurant beschlossen (wir haben erst 90 Minuten nach der Bestellung unser Essen erhalten). Nun ja, auch das ist Chile ...
06. Februar 2017
Das nächste Ziel ist Cochrane, natürlich nicht in einem Tag. Aber zuallererst haben wir noch mal gut gefrühstückt. Mit ausreichend mit Lebensmitteln gefüllten Taschen schwingen wir uns auf die Räder und fahren besser holpern wir im stetigen auf und ab entlang des Lago General Carrera. Die Stunden schwinden, aber die bereits gefahrenen Kilometer nehmen nicht zu. Wieder allerfeinstes Rippio. Dann nach rund 30 Kilometer allerfeinste Oberfläche fast so gut wie Asphalt. Wir passieren etliche Lodgen für das gut zahlende Klientel, berauschen uns an dem Türkis des Sees und erreichen den Abzweig nach Chile Chico, wo wir unsere vorherigen Tour abbrachen. Wir beschließen trotz der schönen Landschaft den nächsten Campingplatz anzusteuern. Bereits am Straßenabzweig werden wir von dem Besitzerehepaar begrüßt und auf den Platz begleitet. Zu unserer Überraschung wurde ein Abendessen – Lachs, Kartoffelbrei und Salat aus dem eigenen Gewächshaus – angeboten, was wir nicht ausschlagen konnten. Satt vielen wir in unsere Schlafsäcke.
07. Februar 2017
Irgendwie blieben noch 65 km bis Cochrane über. Aber nicht drüber nachdenken, vielleicht wurde die Straße ja über Nacht asphaltiert. Also erstmal nach Puerto Bertrand gefahren um unsere Lebensmittel sprich Süßigkeiten aufzufrischen. Der Einkaufsladen lag idyllisch, wie sollte es anders sein am gleichnamiger See. Erst mal am Laden geklingelt und uns wurde geöffnet. Dann denn Laden in der Größe unserer Küche mit Hilfe des Verkäufers auf Süßigkeiten durchsucht. Zur Feier des Tages wurden auch noch zwei Magnum in der Tiefkühltruhe gefunden. Der Pause am See stand nichts mehr im Wege. Da die letzten 30 km nach Cochrane besonders anstrengend sein sollten, beschlossen wir nur noch 9 km bis zum nächsten und letzten Campingplatz vor Cochrane zu fahren und stattdessen die schöne Landschaft zu genießen. Der ausgesuchte Platz wurde bereits seit Puerto Rio Tranquillo angekündigt – da kann ja nichts schief gehen? Leider war bereits die Zufahrt mit dicken Schlössern verrammelt. Frustriert stiegen wir wieder auf die Räder um zu dem Salto del Rio Baker zu fahren, diesen beeindruckenden Wasserfall erreichte man nach einer kurzen Wanderung. Unser Tipp hieß, dass es in der Nähe des folgenden Siedlermuseums (Museo de los pioneros del Baker) schöne Wildcampingplätze geben sollte. Dort wurde uns auch geöffnet (wir wurden gesehen) und wir bekamen eine Führung. Die Führerin bekam allerdings einen ziemlichen Schreck, als Arno anfing die Adler Schreibmaschine mit dem 4-fach Umschaltung auseinanderzunehmen. Trotzdem haben wir sie noch mal nach Camping Möglichkeiten befragt. Auch Sie gab uns den Tipp mit der Seitenstraße. Wir fanden auch einen wunderschönen Platz mit Blick auf den Rio Baker, einer Feuerstelle und einen in der Nähe liegenden kleinen Bachlauf. Da störten auch die getrockneten Kuhfladen nicht mehr.
08. Februar 2017
Wie befürchtet ist der letzte Streckenabschnitt bis Cochrane anstrengend für rund 30 km und xx Höhenmeter brauchen wir fast 5 Stunden. In Cochrane angekommen stellen wir fest, dass der größte Supermarkt am Ort bis 15:00 Uhr Mittagspause machte. Also blieb uns noch genügend Zeit um zwei unterschiedliche Cafés aufzusuchen und die Sonne zu genießen. Kurz nach 3:00 Uhr statten auch wir dem beeindruckenden Supermarkt (Eisenwaren-, Farb- Waffen-, Kleidung-, Drogerie- und Lebensmittelgeschäft) einen Besuch ab, und versuchten für zwei Tage einzukaufen. Wir wollten nämlich für zwei Nächte im nahegelegenen Nationalpark Tamango übernachten. Tatsächlich haben wir, nachdem wir den Parkeintritt und die Campinggebühr an zwei unterschiedlichen Plätzen bezahlt hatten, den letzten Platz mit überdachter Schutzhütte erhalten. Wir fühlten uns etwas an US-Amerikanische Nationalparks erinnert. Aber im Gegensatz zu diesen, gab es warme Duschen. Einziger Nachteil war die leichte Hanglage unseres „Grundstückes“. Natürlich war unser Zelt zu groß, um es, wie angeboten in der Schutzhütte aufzubauen.
09. Februar 2017
Im Nationalpark selbst sollte man die seltenen Huemuls bei einer Wanderung sehen können. Also haben wir nach dem Frühstück den Rucksack gepackt und den Wanderweg los carpinteros (8 km hin und zurück), unter die Füße genommen. Wir haben natürlich keine Huemuls gesehen – die müssten bei uns aber auch direkt auf dem Weg stehen, damit wir sie sehen. Die Wanderung war trotzdem wunderschön.
Am Nachmittag haben wir noch einen Großeinkauf im Supermarkt gestartet. Wir sagen nur 4 Portionen Spaghetti. Zur Abwechslung gab es am Abend Chorizo mit Erbsen und Kartoffelpüree.
10. Februar 2017
Vom Campingplatz ging es auf bekanntem Wege zurück nach Cochrane, dort wollten wir noch letzte Einkäufe erledigen. Da der Supermarkt erst um 10:00 Uhr öffnete, blieb uns noch Zeit um einen guten Kaffee zu uns zu nehmen. Bis zum nächsten und letzten Campingplatz vor Tortel sollten es von hier aus gut 50 km im stetigen auf und ab sein. Was dann folgte war schweres Ripio.
Eigentlich mehr Rodeo reiten als Fahrradfahren. Irgendwann waren diese geschafft und wir standen an der Abzweigung zum Campingplatz. Noch 3 km gut fahrbarer Waldweg bis zum ersten von zwei Plätzen. Zum zweiten wären es noch 7 km mehr geworden. Der Campingplatz ist bestes Farmcamping, der Bauer zeigt uns den Platz, das Bad und die kalten Duschen – die Alternative wäre der Fluss – lässt uns bezahlen und bricht zum Fest nach Cochrane auf. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen zwischen den Kuhfladen für unser Zelt, duschen kalt und unterhalten uns nett mit den anderen Gästen.
11. Februar 2017
Es war ruhig in der Nacht auf dem Bauernhof, nur ab und an mal das Schnauben eines Pferdes, das Meckern von Schafen und hin und wieder mal `ne Kuh. – Alle machten sich fertig, sowohl Joanne Bates (Engländerin, Oxford), wie auch die beiden Amis (auf Ducati Enduros) und der Norddeutsche auf seiner Susi (500 ccm, winzig gegen die 12.000 Ducati). Unser Weiterweg war holprig und sehr staubig Zum Glück (?) hatte es ja seit Tagen schon nicht mehr geregnet. Etwa nach 50 Kilometern begannen wir mit der Wild-Camping-Suche. Auch hier half schließlich `ne App (iOverlander). Wir hatten wieder das Ufer des Rio Baker erreicht und mussten zwischenzeitlich mit heftigsten Sturmböen von vorn kämpfen, hatten kurzzeitig wirklich Angst, dass uns der Wind über den ungesicherten Straßenrand (Steilküste) blasen könnte.
Idyllisch gelegen am Wasser, von der Straße nicht einsehbar, dafür aber ein klein wenig moderig, fanden wir schließlich „unseren“ Zeltplatz. Leider musste Brigitte für das Trinkwasser noch mal aufs Rad und etwa einen Kilometer retour. Zurück kam sie nicht nur mit leckerem Quellwasser (hoffentlich), sondern auch mit der Engländerin von gestern. – Über unser Abendessen berichte ich nicht mehr, da ich Angst habe, dass Ihr uns sonst etwa für Phantasielos halten könntet ;-)
Immer wenn man schier verzweifeln möchte, weil die Straße einfach nur noch aus Querrillen (Ripio), groben, scharfkantigem Splitt, total ausgefahrenen Kurven, wildgewordenen SUV-Fahrern und riesigen Staubwolken zu besteht scheint - wir schaffen kaum mehr als 5 km/h - , kommt völlig unerwartet und urplötzlich ein Stückchen fast glatter Weg. Tiefes Durchatmen …..
12. Februar 2017
Es hat in der Nacht leicht geregnet und unser ohnehin etwas feuchter Rast- und Zeltplatz dampfte in der ersten Morgensonne. Es folgte das übliche Frühstück- und Abbauzeremoniell. Beim Abwaschen und Zähneputzen achteten wir sorgfältig darauf, nicht das (Trink)Wasser zu verunreinigen.
Es waren nur noch etwa 8 Kilometer bis zum Abzweig nach Tortel (22 km hin und auch wieder zurück). Da die Sonne ihr Bestes gab, fiel die Entscheidung leicht, diesem besonderen (touristischen)Dorf unsere Aufwartung zu machen. Ohne nennenswerte Höhenunterschiede (mal abgesehen von dem finalen Anstieg) radelten wir die etwa 22 Kilometer auf mehr oder weniger „gutem“ Schotter nach Tortel. – Man erreicht zunächst einen zentralen höhergelegenen, gepflasterten Platz (hier kommen alle Touristen an), der gleichzeitig als Abstellplatz für jegliche Fahrzeuge (auch für Fahrräder) dient, denn ab hier ist endgültig Schluss mit Fahren! Von hier aus ist der gesamte, an einer Bucht gelegene Ort nur noch über Bohlensteige erschlossen. Da vor uns gerade zwei Busse angekommen waren, herrschte hier oben ein ganz schönes Gewusel. – Brigitte versuchte Quartier zu machen, was eine echte Herausforderung ist. Es gibt nicht etwa eine zentrale Zimmervermittlung, sondern man muss einfach Leute ansprechen, in der Hoffnung eine qualifizierte Auskunft zu erhalten.
Während ich wie üblich die Fahrräder bewachte, sondierte Brigitte das Terrain und war nach relativ kurzer Zeit erfolgreich. Wir konnten sogar wählen zwischen Zimmer mit Bad oder Cabana. Ich war für Zimmer (mit Frühstück ;-)). Sogar die Räder konnten wir mit herbringen.
Der nachmittägliche Ortsrundgang entwickelte sich in kürzester Zeit zu einem (Ironman)Treppenmarathon. Wirklich jedes in den Steilhang gebaute Haus ist ausschließlich via Holzsteg zu erreichen. Ansonsten ist der Ort eher schlicht und lebt vermutlich nur noch vom Tourismus, jedenfalls lassen die am Ufer verrottenden Fischerboote darauf schließen. – Wir sind auch nicht die einzigen Radfahrer hier, nein wir treffen ein Paar von der Fähre und „unsere“ Engländerin wieder. – Sowohl die Restaurants (?), wie auch die Lebensmittelläden haben allenfalls Wohnzimmergröße, da das Richtige zu finden ist die nächste Herausforderung. Wir essen in freundlicher chilenischer Gesellschaft schlicht aber gut zu Abend. Dann endlich mal wieder in ein richtiges Bett.
13. Februar 2017
Pausentag! – Erst mal schlafen wir `ne Stunde länger. Dann setzen wir uns an den reichlich gedeckten Frühstückstisch im Wohnzimmer der Vermieterin und lassen uns mit frischen Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade und Kuchen verwöhnen. Anschließend besprechen wir die Planung für die nächsten Tage, da es ein paar zu beachtende Zwangspunkte (Fährtermine) gibt. Dummerweise ist genau jetzt die ohnehin mäßige Internetverbindung (ist ja schon erstaunlich, dass es hier überhaupt ein Netz gibt) völlig zusammengebrochen, so dass die beabsichtigte Reservierung auf einer Fähre erst mal platzt. – Aber evtl. gibt es ja am Abend wieder eine Netzverbindung. Überhaupt ist hier längst nicht immer alles so stabil, wie wir das aus der Heimat gewohnt sind. Beispielsweise hatten wir schon zweimal Stromausfall!
Wir gehen Einkaufen. Auch nicht wirklich ein Vergnügen, denn es hat begonnen kontinuierlich zu regnen. Um alles zu bekommen, müssen wir fast sämtliche örtlichen Läden abgrasen. – Mit dem Internet wird es wohl heute nichts mehr …
14. Februar 2017
Es sollte die (vorerst) schönste Etappe unserer Tour werden. Obwohl wir gleich morgens (teils schiebend) einen Pass bewältigen mussten, war der Anstieg moderat und die Straßenbeschaffenheit relativ gut (festgefahrene Erde, ohne Ripio). Wir rollten dann entspannt und bei gutem Wetter zum Fähranleger bis Puerto Rio Bravo und erfuhren, dass wir gegen 15:00 Uhr eine Passage nach Puerto Yungay kriegen konnten. Super, jetzt noch zur Stärkung ein paar Empanadas (werden in allen Reiseberichten lobend erwähnt) und es kann weitergehen. Ok., dass mit den Empanadas hat nicht geklappt, stattdessen gab`s frittiertes Brot. Hat auch geschmeckt.
Immer mehr Radtouristen kamen an und bald waren wir ein etwa 10 Personen umfassendes Grüppchen – wir trafen sowohl Jo ("die Engländerin“), wie auch die „Argentinier“ wieder – alle mit dem Ziel Villa OHiggins.
Die Überfahrt verlief ruhig und nach knapp einer Stunde verließen wir in Puerto Yungay die Fähre. Jetzt noch etwa 10 Kilometer, dann sollte es einen Wildcampingplatz am Ufer geben. Die Region OHiggins begrüßte uns mit einem dekorativen Portal und den avisierten Zeltplatz fanden wir auch. Allerdings hatten den vor uns auch schon die Mitradelnden „entdeckt“, so dass es uns hier zu wuselig wurde. Wir fuhren weiter und wurden belohnt mit dem schönsten Wildcampingplatz unserer bisherigen Tour (Gletscherblick).
15. Februar 2017
Auf den nächsten 30 km sollten vier Pässe folgen und unsere Planung sagte auch etliche Höhenmeter voraus. Nun, dass mit den Höhenmetern stimmte, allerdings haben wir einen Pass wohl verpasst. Man hätte ja für uns Schilder aufstellen können. Danach sollte ein Refugio kommen (Eine verlassene Hütte, in der auch Feuer gemacht werden könnte.). Um es kurz zu machen wir haben sie nicht gefunden. Seit unserem Aufbruch, regnete es nach britischer Art – zu Anfang nur leicht dann kontinuierlich stärker werden, kurze Pause, dann stärker weiter. Wir beschließen noch ein kurzes Stück weiterzufahren und fangen an nach passablen Plätzen Ausschau zu halten. Doch meist ist unser Zelt zu groß und wir werden zum Angriffsziel von Heerscharen von Mücken. Irgendwann finden wir eine größere Lichtung am Rande eines Gletscherbaches. Wir haben zwei Möglichkeiten näher zur Straße oder etwas weiter auf einem höherliegenden Kiesbett. Wir bauen bei strömendem Regen auf und versuchen unsere Schlafkabine einschließlich Schlafsäcken trocken zu halten. Dies gelingt uns auch. Müde kochen wir uns Spagetti mit Tomatensoße.
16. Februar 2017
Unser Kiesbett war kurz davor, zum Wasserbett zu mutieren. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet. Da wir „nur noch“ knapp 30 Kilometer bis Villa OHiggins zu radeln hatten, blieben wir zunächst länger als üblich liegen, in der Hoffnung, dass das Wetter besser wird. Gegen 10:00 Uhr gaben wir diese Hoffnung endgültig auf, schlüpften in die immer noch nassen Regenklamotten, bauten ab und zogen weiter. In ständigem Auf und Ab näherten wir uns auf mäßig gutem Weg kontinuierlich unserem Tagesziel: Villa OHiggins und waren glücklich, als wir schließlich am Orteingangsschild ein Foto machen konnten.
Gleich der zweite Campingplatz gefiel uns und als die Vermieterin uns mit Blick auf unsere nasse Kleidung auch noch anbot, außerplanmäßig den Badeofen anzuheizen, waren wir endgültig „angekommen“. Der Regen hatte eine kurze Kunstpause eingelegt, Zeit genug, etwas Ausrüstung zu trocknen, zu duschen und auf Sightseeing-Tour zu gehen. Wichtig war es uns, eine Fähre zur Estancia Candelario Mansilla zu buchen, da es nur an bestimmten Tagen der Woche eine Verbindung geben soll. Nach kurzem Kreuz und Quer durch die Ortschaft fanden wir ein Office zum Buchen. Der Schiffseigner schlug uns Freitag oder Sonntag vor, verneinte aber die Möglichkeit, den Transfer bis zur Gletscherabbruchkante auszuweiten. Seine Begründung: Das schlechte Wetter, der Wind, der hohe Wellengang. Irgendwie gelang es ihm schließlich, uns den Freitag zu verkaufen, was klar für uns bedeutete, keinen Pausentag in Villa OHiggins. – Viel später erfuhren wir, dass es mittlerweile drei Anbieter gibt, wir aber vermutlich den kleinsten (und preiswertesten?) erwischt hatten.
Abendessen gab es dann – es regnete wieder in Strömen – in einem Restaurant. Dort trafen wir dann auch diejenigen Radler wieder, die mit uns auf der letzten Fähre waren. Da hatte doch glatt das Senioren-Radler-Paar aus good old Germany die Jugend abgehängt ;-)
17. Februar 2017
Um 5:00 Uhr klingelt der Wecker. Es regnet immer noch! Ich koche Tee und Kaffee, wir beginnen zu packen. Auf dem Zeltplatz ist es noch ruhig. Nein, Frühaufsteher sind die Chilenen scheinbar nicht, dafür haben sie aber umso mehr Ausdauer am Abend.
Bis zur Fähre – Abfahrt etwa 08:20 Uhr – müssen wir noch etwa 8 Kilometer radeln. Der Regen hat aufgehört, wir strampeln dem neuen Tag entgegen. – Unsere „Fähre“ entpuppt sich als ein kleines (hochseefestes?) Personen Boot (Kapazität: etwa 20 Passagiere), mit zwei leistungsstarken Außenbordmotoren. Zum Besteigen, bzw. Beladen müssen wir über ein davorliegendes Boot klettern, ehe wir uns Spritzwasser geschützt unter Deck ein Plätzchen suchen. Die Überfahrt dauert gut zwei Stunden und man merkt zeitweise ganz schön die raue See. Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir schließlich die Estancia Candelario Mansilla, wo wir auf dem schlichten Campingplatz vorhaben, zwei Nächte zu bleiben.
Wir nutzen die Sonne und den Wind, um unsere komplett nasse Ausrüstung zu trocknen und unser Zelt wieder wohnlicher zu machen. Ansonsten widmen wir uns dem wohlverdienten Müßiggang.
18. Februar 2017
Es war angenehm ruhig auf dem Platz. Lediglich ein weiteres Zelt hatte sich zu uns gesellt. Das änderte sich aber im Laufe des Tages. Immer mehr Trekker - ob per Rad oder Pedes - gesellten sich zu uns.
19. Februar 2017
Uns war klar, dass wir heute alles geben mussten, um diese Etappe zu meistern. Kurz hinter dem Fähranleger der Chilenische Zoll. Die Abfertigung, freundlich und problemlos. Dann weiter stetig steigend (meist schiebend) auf steinigem Weg etwa fünf Kilometer aufwärts. Die Sonne lächelt uns freundlich zu (oder macht sie sich etwa über uns lustig?). Jetzt rollt es mehr schlecht als recht für die weiteren etwa 10 Kilometer. Wir überqueren die Landesgrenze. Schlagartig verschlechtert sich das Streckenprofil. Aus dem Fahrweg wird ein Pfad, der kreuz und quer im ständigen auf und ab durch den Wald führt. Bäume liegen quer, Bäche und Schlamm sind zu bewältigen, Böschungen zu überwinden. Von Fahren kann überhaupt nicht mehr die Rede sein. Wir schieben und schubsen ca. fünf Kilometer lang irgendwie unsere Räder und verzweifeln eigentlich nur deshalb nicht, weil wir genügend Leute getroffen haben, die es schließlich auch geschafft haben. Der finale Abstieg zur Argentinischen Zollstation (direkt am Bootanleger) wird zur echten Tortur! Der ausgetretene, bzw. ausgewaschene steil abfallende Pfad ist nicht mehr breiter als unser Fahrrad mit Packtaschen, dafür aber bis zu einen halben Meter tief. Das grenzt schon an Akrobatik, was uns da abverlangt wird. Zu allem Unglück verabschieden sich jetzt auch noch komplett unsere Bremsbeläge. Einfach runtergeschmirgelt vom Dreck und Sand auf den Felgen.
Als wir die Zollstation erreichen und auch hier absolut unkompliziert abgefertigt werden, erfahren wir vom Zollbeamten, dass in knapp einer Stunde (17:30 Uhr) die Fähre, die uns über den Lago Desierto bringen soll, kommen wird.
Anmerkung von Brigitte: Unser Alter und die schweren Räder – ja wir wollen auf einen gewissen Komfort nicht mehr verzichten – fordern auf diesem Streckenabschnitt ihr Tribut. Jüngere Radfahrer mit weniger Gepäck und gefederten Rädern versuchen auch diese 5,5 km weitestgehend ohne zu schieben zu bewältigen. Respekt! - Wir sind trotzdem stolz auf uns, es auch geschafft zu haben!
Etwa `ne Stunde Überfahrt und wir sind nach ein paar geschobenen Metern am Ziel, dem Campingplatz. Ein älteres Patagonisches Paar weist uns ein (warmes Duschwasser von 19:00 Uhr – 20:00 Uhr) und verkauft uns noch ein paar Getränke. – Wir sind fertig!
20. Februar 2017
Es regnet wieder in der Nacht, ein Schimmel grast direkt neben unserem Zelt, wir hoffen auf Wetterbesserung. Nach dem Frühstück (letzter Kaffee, fast letztes Benzin) müssen wir erst mal die Räder, besser die Bremsen reparieren. Die Beläge sind komplett runter, also alle neu machen. Beim Einbau meines Vorderrades passiert es dann, die Steckachse reißt ab, bzw. bricht. Wie gut, dass ich Ersatz dabeihabe. – Der Regen hält an. Da es „nur“ etwa 37 Kilometer bis nach El Chalten sind, starten wir trotz der fortgeschrittenen Zeit und des Wetters.
Anfangs läuft es ganz gut, fast alles eben, nur wenig Steigungen und heftiger Rückenwind. Aber je näher wir unserem Ziel kommen, umso schlechter wird der Straßenbelag, dafür kommt aber die Sonne raus. 11 Kilometer vorm Ziel noch `ne kurze Einkehr und dann hoppeln wir irgendwie zum Ziel.
Erinnerungen werden wach, als wir in El Chalten einrollen. Der Ort hat sich raus gemacht! In der Touristeninformation lassen wir uns einen Zimmervorschlag machen, den wir aber verwerfen, als wir vor dem nicht ganz so attraktiven Gebäude stehen. Also noch mal zurück zur Info, ein paar Pesos draufgelegt und es folgte der zweite Versuch. – Die Welt ist klein! Noch ehe wir richtig dort sind, fällt uns auf, dass wir in diesem Quartier schon mal untergekommen waren Ok., das Zimmer ist dem Preis angemessen und akzeptabel, wir ziehen ein.
Zur Belohnung – wir sind am Ende unserer Radtour angelangt – gibt es ein ordentliches Steak mit Beilagen, danach in einer Heladeria noch ein riesiges Eis. Der Bauch drückt …
21. Februar 2017
Pausentag in El Chalten. – Unser Zimmer ist trotz offenem Fenster und abgestellter Heizung doch noch sehr warm und gegenüber den letzten, recht frischen Zeltnächten, doch eher ungewohnt. Das Frühstück ist ausreichend, aber einfach. – Da wir hier nur max. zwei Nächte bleiben können (alles ausgebucht), beschließen wir, unseren Bustransfer nach El Calafate zu organisieren. Fahrradmitnahme ist gegen Aufpreis möglich, allerdings verpackt. Wir kaufen 300 m Klarsichtfolie ;-)
Am Ticketschalter lernen wir Richard und Begleiterin kennen, beide aus München. Sie haben vor, von hier aus gen Carretera Austral zu starten, sind aber noch etwas unentschlossen. Wir gehen gemeinsam ein Kaffee trinken und geben (hoffentlich) gute Ratschläge. Nach dem Ticketkauf buchen wir via Bookingcom ein Quartier für drei Tage in El Calafate. Am Abend gibt`s Pizza.
Wir waren vor zwölf Jahren schon mal in El Charlten und wundern uns nicht schlecht, wie sich der Ort gemausert hat. Es gibt jetzt diverse asphaltierte Straßen (viel weniger Staub!) und mindestens dreimal so viele Häuser. Der Tourismus ist hier endgültig angekommen …..
22. Februar 2017
Wir packen mal wieder die inzwischen teilweise ziemlich ramponierten Ortlieb-Taschen (die letzten Etappen haben denen nicht sehr gut getan) und radeln entspannt und bei strahlendem Sonnenschein zum nächsten Cafe (der Bus fährt erst um 13:00 Uhr). Der Fitz Roy weiß, was er seinen Stammkunden schuldig ist und zeigt sich von seiner schönsten Seite! - Rasch noch ein paar Bilder. Emma, die radelnde Dame aus Neuseeland kreuzt unseren Weg, wir plaudern.
Zeit, die Räder für den Bustransport vorzubereiten. Sättel runter, Lenker quer gestellt, Pedale ab und dann meterweise Klarsichtfolie über den Torso. - Der Bus ist nur mäßig gefüllt, also gibt es auch nicht so viel Gepäck. Folglich ist der Fahrer völlig entspannt, als wir mit unseren Rädern vor im stehen.
In nur knapp drei Stunden sind wir in El Calafate, wesentlich schneller, als beim letzten Mal. Die Strecke ist jetzt komplett asphaltiert, der Zwischenstopp fiel aus. Vom Busbahnhof aus machen wir uns auf die Suche nach dem vorgebuchten Quartier und ziehen ein. - Noch etwas Sightseeing (Erinnerungen auffrischen) und abends ein saftiges Steak.
23. Februar 2017
Vorrangig kümmern wir uns erst mal um die bevorstehende Heimreise. Die Fahrradpacktaschen würden wir gern wieder in `ne große billige Plastiktasche verstauen, scheitern aber nach Stunden der vergeblichen Suche am Erwerb selbiger. Also doch wieder die Müllbeutelvariante. Ist ja auch chic! - Für die Fahrräder, die wir für den Bustransport schon mal teilweise verpackt heben, kaufen wir preiswerte "Motorradgeragen" (ca. 2 m langer Plastiküberzieher). Ja, ja, improvisieren ist alles ;-) Jetzt noch ein Hotel in der Nähe des Inlandflughafens in Buenos Aires gebucht (wir kommen erst gegen 21:00 Uhr dort an), dann ist Zeit für einen entspannten Café. Schließlich buchen wir auch noch einen Bustransfer für morgen zum Glaciar Perito Moreno.
Nachdem gestern unser Steak in etwas ungewöhnlich als Bestandteil einer Ratatouille-Pfanne serviert wurde, gönnen wir uns in einem relativ feinen Lokal ein "richtiges" Steak. Das Lokal war gut, was man schon daran bemerkt, dass sich die dargebotene Fleischmenge reziprok zum Preis verhielt ;-)
24. Februar 2017
Blauer Himmel, herrlicher Sonnenschein, der Ausflug zum Glacier Perito Moreno ist (mal wieder) `ne Wucht! Auch hier hat man mächtig für den Tourismus investiert. Schätzungsweise gibt es jetzt etwa vier Kilometer lang stabile Gitterrosttrassen, die einen Blick auf den kalbenden Gletscher aus unzählig viel Perspektiven ermöglicht. Gute vier Stunden lang können wir uns kaum sattsehen und hoffen - wie alle anderen auch - dass es uns gelingt, genau dann die Kamera bereit zu haben, wenn an der Gletscherkante mal wieder mit lautem Getöse ein riesiges Eisstock abbricht und mit großer Welle im Wasser versinkt. Um 16:00 Uhr startet der Bus dann Richtung El Calafate.
Am Abend gibt`s ... na? - falsch! Nein kein Steak, sondern `ne Pizza. ;-)
25. Februar 2017
Wir sind völlig entspannt zum Frühstück gegangen, war doch alles soweit organisiert, dass einem geordneten Abflug eigentlich nichts mehr im Wege stand. Um 10:00 Uhr musste das Zimmer geräumt sein, folglich packten wir unsere Mülltüten-Päckchen und „verzierten“ unsere bereits teilweise verpackten Räder noch mit den besagten Motorradgaragen. - Der Flughafentransfer war für 14:30 Uhr bestellt, also nutzen wir die verbleibende Zeit für einen kleinen Spaziergang Richtung Lagune.
Alles was jetzt folgen sollte, war an Dramatik kaum noch zu überbieten und ließ uns die Grenzen unserer Belastbarkeit erkennen. Auf dem Rückweg von der Lagune biss mich ein Straßenköter ohne jede Vorwarnung in die Wade (die Hunde sind hier alle ganz lieb und würden nie jemanden etwas antun, soweit die Theorie). Erst als ich nach einem passenden Stein bückte, zog er es vor, zu verschwinden. – Tollwut ja/nein, man weiß ja nie!? Wir erkundigten uns nach einem Krankenhaus erhielten zunächst einen falschen Hinweis und landeten danach per Taxi tatsächlich im Wartezimmer des hiesigen, recht modernen Krankenhaus. Mein Name wurde notiert, dann gesellte ich mich zu den übrigen Wartenden. Genau wie auch zuhause, verstrich die Zeit und die Schlange der vor mir Wartenden wurde kaum kürzer. Da unsere Taxe zum Flughafen bereits bestellt war, brachen wir gegen 13:30 Uhr die Wartezimmeraktion unverrichteter Dinge wieder ab und bestellten ein Taxi für den Rückweg zum Hotel.
Der Flughafenshuttle (Sammeltaxi) war relativ pünktlich und hatte sogar Platz für die Fahrräder. Wir reihten uns in die Schlange zum Einchecken ein und harrten geduldig der Dinge, die da kommen sollten. Und wie die kamen! – Plötzlich eine Durchsage, dass ab sofort keine Abfertigung mehr erfolgt und heute auch keine Flüge mehr stattfinden. Ein kleines Privatflugzeug hatte ein Problem …
Was nun? Panik machte sich (nicht nur bei uns) breit. Wir brauchten wieder ein Hotel, telefonierten mit der Lufthansa, ob wir den für Sonntag geplanten Heimflug (Buenos Aires – Berlin) vorsorglich umbuchen können. Die Antwort war niederschmetternd. Nein wir hätten mit einem Monat nach dem Hinflug, exakt das zulässige Zeitlimit erreicht, eine Verschiebung des Abflugtermins auf Montag wäre nur möglich, wenn wir komplett neue Tickets kaufen. – Prost Mahlzeit!! Jetzt versuchten wir, immer noch vom Flughafen aus, wie alle übrigen Fluggäste vermutlich auch, „unsere“ Fluggesellschaft LATAM (für den Flug El Calafate – Buenos Aires) anzurufen. Die Handygebühren schlugen Purzelbäume, nur `ne Auskunft war nicht zu erhalten. Die Nerven lagen jetzt blank. – Taxi (wieder Shuttle) zurück zu unserem Hotel (ich hatte vorher dort wieder ein Zimmer reserviert), um von dort aus mit besserer Telefon- und Internetverbindung irgendwie unsere Heimreise zu organisieren. Die Möglichkeiten waren mehr als trostlos, wir saßen wirklich richtig fest und begannen uns mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass wir die Heimreise erst ein paar Tage später antreten können.
Wieder und wieder versuchten wir zwischendurch bei LATAM anzurufen, verbrachten gefühlte Tage in irgendwelchen Warteschleifen und hatten plötzlich Erfolg. Die Botschaft lautete, es soll am Sonntag um 10:00 Uhr einen Flug nach Buenos Aires geben und man würde uns dort einbuchen. – Tonnenweise fielen uns Steine vom Herzen, wir gingen (absolut köstlich) essen, allerdings nicht ohne vorher noch irgendwie und mit viel Überredungskunst (und Pesos) einen Taxifahrer zu finden, der uns (und die Fahrräder) gegen 7:30 Uhr zum etwa 20 km entfernten Flughafen fährt …
26. Februar 2017
Der Taxifahrer (und ein Kollege, ebenfalls mit Auto) war pünktlich. Für Fahrräder, Gepäck und uns braucht man eben zwei Autos hier. Am Flughafen angekommen, reihten wir uns sofort in die passende Schlange ein, warteten auf`s Einchecken. Eine resolute (hübsche) Chica von LANTAM entdeckte unsere Räder und ließ uns sofort an ihrem überschäumenden Temperament teilhaben. Mit dieser Verpackung geht gar nichts !!! Die Räder gehören in einen Karton. Wieder stürzten für uns Welten ein, woher sollten wir jetzt und hier (unter Zeitdruck) Kartons organisieren? Brigitte kontaktierte einen Schokoladenladen und kam mit einem Stapel kleiner Kartons, sowie Tesafilm zurück. Vor den Augen aller übrigen wartenden Passagiere begannen wir Patchwork-mäßig unsere Räder mit kleinen Kartons zu verzieren. Die Zeit verstrich, unsere Nervosität schlug Purzelbaum. Was wir da zusammenschusterten wird wohl nie einen Schönheitspreis gewinnen. Egal, Hauptsache wir können die Chica irgendwie gnädig stimmen. Die Warteschlange hat sich inzwischen aufgelöst, wir werden vertrieben und einer anderen Schlange zugeordnet. Wieder läuft die Zeit (gegen uns) und dann passiert das Unfassbare, wir dürfen einchecken. – Wenn der Flug nach Buenos Aires etwa drei Student dauert, unsere Gepäck mitsamt der Räder schnell entladen wird, wir rasch eine Taxe für den Transfer vom Inlandflughafen zum internationalen Flughafen kriegen und gnädiges Eincheck-Personal vorfinden, könnte es evtl. noch klappen mit dem gebuchten Heimflug.
Wir stehen immer noch in der Warteschlange in El Calafate. Gnadenlos rückt der Zeiger vor. Es wird 11:00 Uhr, dann 12:00 Uhr, wir warten auf ein Wunder. Und es geschieht! Die Schlange setzt sich in Bewegung, wir trotten einem bereitstehenden Flieger entgegen. Der Pilot hat ein Einsehen (oder war es der Rückenwind?), um 15:00 Uhr landen wir in BA. Das Gepäck, auch die Räder, liegt unerwartet schnell auf dem Gepäckband (ist der Vorteil, wenn man fast als letzter einsteigt) und Brigitte überredet einen Taxifahrer, uns mit allem Drum und Dran in seinem Kleinwagen zu verstauen. Gut 30 °C in BA, wir sind um 16:15 Uhr am internat. Flughafen in BA.
Am LH-Schalter ist es schon recht übersichtlich, eine wirklich reizende Mitarbeiterin sorgt sich rührend um uns, begleitet uns sogar zur alles entscheidenden Gepäckkontrolle. Und es passiert hier wieder exakt das gleiche, wie schon beim letzten Mal, die verpackten Räder passen nicht durch den Röntgenautomat. Pest und Cholera, jetzt wird`s wirklich knapp. Der blonde Engel (ich habe sie inzwischen so getauft, da sie sich für uns wirklich alle Mühe gibt) schafft es die Kontroll-Chica gnädig zu stimmen und uns, bzw. unsere Räder durchzulassen. Im Endspurt hasten wir jetzt zum Sicherheitscheck. Kein Problem. Lediglich meine altbewährte Nagelfeile erregt kurz die Gemüter und wandert in die Mülltonne. Jetzt nur noch durch die Passkontrolle – der Checkin bei der LH hat längst begonnen – und wir würden es schaffen. – Ach herrjeh, vor uns mindestens 200 Menschen, die auch auf die Kontrolle warten. Verzweifelt riskieren wir einen Abkürzungsversuch und klettern unter den Absperrungen durch. Die Mitreisenden finden das allerdings nicht so komisch. Egal wir kriegen die LH-Maschine nach Frankfurt.
27. Februar 2017
Wir sind wieder zuhause ....
Weitere Bilder und ein kurzes Resümee folgen in Kürze
25. Feb. 17 | 17:25 | Flug El Calafate -> Buenos Aires (AEP) |
20:20 | Ankunft Buenos Aires | |
26. Feb. 17 | 17:55 | Buenos Aires Pistarini -> Frankfurt |
27. Feb. 17 | 11:10 | Ankunft Frankfurt |
13:45 | Frankfurt -> Berlin |
- Fahrrad(sonnen)brille verloren
- Ersatzbrille Steinschlag, ein Glas defekt
- Tretlager (Arno) ausgeschlagen
- E-Werk (Brigitte) ausgefallen
- MSR Benzinkocher "Dragonfly" so gut wie durchgerostet (nachdem das jetzt beim dritten Kocher dieser Modellserie passiert ist, werde ich den Hersteller wechseln)
- Arno vom Hund gebissen
- In El Chaltén hat mir eine Sturmböen um etwa 14:00 Uhr die Mütze vom Kopf gerissen. Suche aufgegeben. - Nach etwa 5 Std. die Mütze zufällig wiedergefunden.
- Flugausfall El Calafate -> Buenos Aires am 25. Feb. 2017
Statistik
Start am: | 26. Jan. 2017 |
Nächte im Zelt: | 17 |
Nächte im Hotel: | 13 |
Nächte im Flugzeug: | 2 |
Nächte auf der Fähre: | 1 |
Pausentage: | |
Tage auf dem Rad: | 17 |
gefahrene Kilometer: | 801 |
Höhenmeter: | 10.570 |
Ende der Reise: | 27. Feb. 2017 |