Lila Kuh

Zugegeben, mein Anfang der 90iger Jahre, also im vergangenen Jahrtausend, für viel Geld erworbenes TREK Rennrad (5200, Carbonrahmen) ist - auch wegen häufigen Gebrauchs – etwas in die Jahre gekommen und technisch nicht mehr so ganz zuverlässig.



Nun habe ich als gelernter Mechaniker in der Regel kein Problem mit der Reparatur von Fahrrädern, nur ist das in diesem konkreten Fall etwas komplizierter. Meine „Lila Kuh“ (den Spitznamen verdankt das Rad seiner auffälligen Lackierung) ist fast durchgängig mit einer Shimano Ultegra 600 – Gruppe ausgestattet, ein Produkt, das längst nicht mehr erhältlich ist. Klar gibt es meist Ersatzteile anderer Shimano-Guppen, die man alternativ verwenden kann, aber das befriedigt den Markenfreak auf Dauer nicht.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich musste (wollte) mich entscheiden, ob ich weiterhin flickschustere, ob ich ein total neues Rennrad kaufe oder ob ich versuche die komplette Gruppe zu wechseln. Beispielsweise zur aktuellen Ultege-Gruppe Tretlager und Kurbeln, Schaltwerk, Umwerfer, STI-Brems/Schalthebel, Ritzel, Bremsen, u. v. m..

Schon wegen der Zuverlässigkeit und wegen der Schönheit meines Retro-Rades (z. B. habe ich noch einen eleganten Schaft-Vorbau und nicht so einen klobigen Ahead-Vorbau, aber auch aus Nostalgiegründen freundete ich mich immer mehr mit dem Umbau der Komplettgruppe an. Genau genommen machte ich die Entscheidung davon abhängig, ob meine Hinterradnabe eine 10fach Kassette verträgt, da die Ultegra 600er-Gruppe „nur“ auf 8fach ausgelegt war. Denn wenn ich auch noch einen neuen Laufradsatz hätte erwerben müssen, wären die Kosten so hoch, dass man ernsthaft einen Neukauf hätte in Erwägung ziehen müssen.

Die ersten Recherchen zum Kassettenumbau waren leider arg widersprüchlich, so dass ich beschloss, das RENNRADFORUM zu kontaktieren. Meine Anfrage unter dem Titel Umbau der gesamten Gruppe war amüsant und ergab ein eindeutiges Ergebnis. Allerdings nahm die Diskussion im weiteren Verlauf Aspekte auf, die mir zwar die grundsätzlich Entscheidung f ü r den Umbau erleichterten, dafür aber zur totalen Verunsicherung meinerseits insofern beitrugen, dass anschließend entschieden werden musste, ob 2-fach oder 3-fach, ob Kompakt- oder Standardtretlager und schließlich auch noch strittig blieb, welche Garnitur „schön“ ist!

Spätestens, wenn`s mal wieder `nen Berg rauf geht und ich dicke Oberschenkel kriege, beneide ich (natürlich nur ganz heimlich) Brigitte mit ihrer Dreifach-Garnitur. Andererseits ist das natürlich d e r totale Stilbruch, ein Rennrad mit Mountainbike-Schaltung! In besagtem FORUM gab`s dann den rettenden Tipp: 2-fach Kompakttretlager (34 – 50) und hinten `nen „Rettungsring“ (11 – 28). Diese Lösung sieht auf dem ersten Blick zwar immer noch „klassisch“ aus, aber man kann am Berg schon mal etwas „mogeln“ ;-)


Meine zukünftigen Übersetzungen (nach Berkemeier)

oder

meine zukünftigen Übersetzungen (nach Feeken)

In einem ersten Arbeitswut-Anfall habe ich - Ihr könnt es Euch sicher denken - zunächst mal das Hinterrad raus genommen und erfolgreich die Kassette gewechselt. Und weil`s so gut lief, habe ich mir auch noch das Tretlager vorgenommen. Kurbeln mit Kurbelabzieher demontiert, Lagerschalen abgeschraubt (ich drehe, so wie ich stehe, also links=Linksgewinde; rechts=Rechtsgewinde) und die Vierkant-Patrone raus gezogen.

Vor der Montage des neuen Tretlagers habe ich natürlich erst mal alles gesäubert und die Gewinde gefettet. - Der Einbau des neuen Tretlagers ist dann ein Kinderspiel. - Noch nicht kontrolliert/nachgemessen habe ich die Kettenlinie.


Beim Blick auf das neue Schaltwerk musste ich leider feststellen, dass ich ein "Langarm" bestellt hatte! - Wie sieht das denn an einem Rennrad aus?! Da ich lediglich 33 Zähne zu schalten habe (50/34 - 28/11) reicht selbstverständlich ein kurzer Schaltarm (geht exakt bis 33 Zähne).

Der Einbau vom Tretlager, dem Schaltwerk, dem Ritzelpaket und der Bremsen hatte also gut geklappt. – Sorgen bereitet mir dagegen die Montage der rechten Shimano Brems-/Schaltkombi ST-6700 Ultegra 10/2-fach. Leider hat mir mein „blumiger“ Händler keine Montageanleitung beigefügt und nur mit Logik ist das so eine Sache … Natürlich „streikt“ ausgerechnet heute – wenn man schnell mal was nachschauen möchte - auch „Paul Lange“ (Seite kann nicht geladen werden).

Zunächst scheint der STI-Schaltgriff drei Rastpositionen zu haben, obwohl doch nur 2-fach geschaltet werden soll?! Nun ja und das (richtige) Einfädeln des Schaltzuges ist so ganz ohne irgendwo abgucken zu können auch `ne ziemliche Herausforderung. Habe also (mal wieder) Rat im RENNRADFORUM eingeholt. Der rettende Link kam prompt:

SHIMANO (Technik) Link

Montageanleitung STI Brems-/Schaltkombi

Dank der (jetzt "gefundenen") deutschsprachigen Montageanleitung konnte ich auch das Phänomen mit den drei Rastpositionen klären. Des Rätsels Lösung heiß „Trimmen“, also die mechanische Möglichkeit, bei extremer Kettenführung (vorne groß, hinten groß oder vorne klein. hinten klein) durch nach- bzw. weiterschalten den Umwerfer noch etwas in seiner Position zu verändern, um die sonst in diesem Fall üblichen Schleifgeräusche zu unterbinden.

Alle neuen Komponenten sind jetzt montiert. Wirklich nervig war das Einfädeln der Schaltzüge an den STI`s! Da hat sich - bzgl. der Wartungsfreundlichkeit – SHIMANO nicht gerade mit Ruhm bekleckert!!

So wie ich wieder Zeit habe, werde ich mit der Justage der Schaltung beginnen ….

Montageanleitung SHIMANO Ultegra Schaltwerk RD-6700-SS

Montageanleitung SHIMANO Ultegra Umwerfer FD-6700-F

Na ja, man kann jetzt immerhin schon schalten, aber noch etwas Feintuning kann nichts schaden ... ;-)

Es ist vollbracht!

Die Tipps und Tricks im RENNRADFORUM waren wirklich hilfreich und haben mir – gerade in kritischen Phasen – sehr geholfen (auch moralisch). Nochmals meinen Dank für die vielen kompetenten (manches Mal auch lustigen) Antworten.

Größtes Problem beim Komplett-Umbau waren die Brems-/Schaltkombis und hierbei konkret das Einfädeln der Schaltzüge „irgendwo“ unter der Gummiabdeckung. Da waren auch die Shimano-Anleitungen nicht wirklich hilfreich. Aber man wächst ja (angeblich) mit den Aufgaben/Herausforderungen.

Demnächst ist Probefahrt, es sei denn, es regnet. Das „neue“ Rad darf natürlich weder schmutzig noch nass werden.

Was bleibt ist allerdings für die Zukunft eine Ausrede weniger, denn an der Schaltung kann es jetzt eigentlich nicht mehr liegen, wenn ich mal wieder schwächele ….



Wird fortgesetzt ….?! - Hoffentlich jetzt nicht (mehr) so schnell!!


ähnliches Rad (meine Abguck-Vorlage)

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