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Gegen den Strom - Elberadweg

Gegen den Strom - Elberadweg

Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude; wir planen schon wieder! - Ostern haben wir uns noch mit den Rennrädern im Lausitzer Seenland rumgetrieben, jetzt wollen wir mal wieder mit Sack und Pack auf die Reiseräder, nachdem wir diese nach unserer Patagonientour (sie hatten auf der Carretera Austral etwas gelitten) wieder auf Vordermann gebracht haben.

 

 

 

 

 

 

 

Brigitte hat über Himmelfahrt ein paar Tage frei, so dass wir vor haben, vom 21. Mai - 30. Mai 2017 einen Teil des Elberadweges stromaufwärts zu fahren. Starten werden wir in Cuxhaven. - Wo wir die Tour abbrechen müssen, wird sich rausstellen, denn schaffen werden wir die rd. 1.260 km ganz sicher nicht ganz . Wollen wir aber auch gar nicht ..

Bahntickets sind gekauft, ebenso wie ein neuer Kocher (nein, endlich kein Dragonfly mehr!). Reparieren müssen wir noch die betagten Ortlieb-Taschen und perspektivisch wohl auch mal wieder über neue Laufräder nachdenken.

Samstag, 20. Mai 2017

Anstrengende Wochen liegen hinter uns, der Schul- und Prüfungsstress bei Brigitte, der ehrenamtliche (freiwillig gewählte) DAV-(Funktionärs)Stress bei mir. All das wird unmittelbar nach unserer geplanten Kurzreise unvermindert oder sogar noch heftiger wieder einsetzen - Pfingsten finden erstmals die Deutschen Meisterschaften im Bouldern in Berlin statt - dennoch oder gerade deshalb "gönnen" wir uns diese Auszeit, versuchen den Kopf freizublasen, kurzfristig andere Schwerpunkte zu setzen und einfach nur das zu tun, was wir (ziemlich perfekt und mit sehr viel Routine) können und äußerst gern tun, nämlich mit Rad und Zelt auf Tour zu gehen.

Es hat etwas Zeit benötigt und einiges gekostet, unsere geliebten, aber mittlerweile etwas betagten Reiseräder wieder flott zu machen - immerhin haben diese so um die 25.000 km (!) auf dem Buckel (zugegeben original sind nur noch Rahmen und Gabel) - aber jetzt sollten sie erst mal wieder einsatzbereit sein. Außerdem radeln wir ja jetzt in einem zivilisierten Land mit bester Fahrradinfrastruktur und können all überall (?) Ersatzteile kaufen ....

So, jetzt wird fertig gepackt, schließlich geht`s morgen sehr früh los!

or Map

Unsere Tour in Stichworten:

Sonntag (21.05.17) Zug bis Cuxhaven      
  bis Otterndorf 25 km See Achtern Diek 25
Montag (22.05.17) Otterndorf bis Wischhafen 47 km    
  Wischhafen bis Stade 30 km    
  Stade bis Guderhandviertel 12 km Nesshof 90
Dienstag (23.05.17) Guderhandviertel bis Finkenwerder 26 km    
  Finkenwerder bis Landungsbrücken   Fähre  
  Landungsbrücken bis Zollenspieker 28 km    
  Zollenspieker bis Hopte   Fähre  
  Hopte bis Stove 13 km Campingplatz Stover Strand 67
Mittwoch (24.05.17) Stove bis Hohnstorf 22 km    
  Hohnstorf bis Darchau 38 km    
  Neu Darchau bis Darchau   Fähre  
  Darchau bis camping 11 km Camping Bankerhof 71
Donnerstag (25.05.17) camping bis Hitzacker 5 km    
  Hitzacker bis Dömitz 23 km    
  Dömitz bis Wittenberg 61 km WSV Wittenberge 89
Freitag (26.05.17) Wittenberge bis Havelberg 42 km    
  Havelberg bis Tangermünde 36 km Tangermünder Wassrsportverein 78
Samstag (27.05.17) Tangermünde bis Rogätz 44 km    
  Rogätz   Fähre  
  Rogätz bis Magdeburg 34 km    
  bis Campingplatz 4 km Wassersportzentrum Henning 82
Sonntag (28.05.17) Magdeburg bis Dessau 70 km    
  Dessau bis Wittenberg 25 km Marina Camp 95
Montag (29.05.17) bis Wittenberg Bahnhof 3 km Bahnhof 3

Sonntag, 21. Mai 2017

Mal abgesehen vom frühen Aufstehen war an der Anreise nach Cuxhaven eigentlich nichts auszusetzen. Die Züge waren pünktlich, die (teilweise reservierten ) Fahrradabteile boten ausreichend Platz und die Stunde Warten in Hamburg war auch nicht wirklich ein Problem. Hinzu kam, dass die Sonne lachte und wir uns auf die ersten knapp 25 km ab Cuxhaven freuen durften.

Die ersten paar Kilometer fuhren wir zunächst gen Norden, um an den Startpunkt des Elberadweges zu gelangen. Dann wieder zurück und weiter bis Otterndorf, hier auf den reservierten Campingplatz See Achtern Diek.Wir waren die einzigen auf der Zeltwiese. Der Platz an sich ist sehr schön und komfortabel. – Zum Abendessen gab`s ganz zünftig Backfisch an der Bude. – Wir sind sehr früh schlafen gegangen!

Montag, 22. Mai 2017

Die heutige Etappe war gleich recht anspruchsvoll, sollte sie doch länger als 90 Kilometer werden. Am ersten Tag klappt das mit dem Aufbruch meist noch nicht so ganz routiniert, so auch diese Mal nicht. Zudem gab`s einen neuen Kocher (Primus). Aber gegen 9:30 Uhr saßen wir schließlich doch auf den Rädern, hatten frische Brötchen zum Frühstück und strahlen blauen Himmel. – Kaum rollten die Räder richtig, passierten eines der vielen malerischen Deichdörfer und „entdeckten“ zufällig ein kleines Straßencafé. Schon kriegte der liebe Arno Eier mit Speck und war für den restlichen Tag zufrieden. Durch Wischhafen und am Rande entlang von Stade steuerten wir navigestützt zielstrebig bis Guderhandviertel (nicht ohne unterwegs noch mal eine Fischbude zu kontaktieren) und erreichten schließlich unser Ziel, dem Farmcampingplatz Nesshof. Wieder `ne fast leere Zeltwiese und schlichte Sanitärräume. Nun gut, der Platz war preiswert (12 EURO für alles) und die Chefin hat uns am Abend noch `ne Bratwurst und ein Nackensteak gegrillt.

Das Alte Land ist wirklich bemerkenswert. Hübsche Dörfer mit prachtvollen Fachwerkbauten und immer wieder Obstplantagen. Die Weite ist durchaus beeindruckend, wenn auch manchmal etwas eintönig, wenn man Radfahrer ist.

Dienstag, 23. Mai 2017

Die Nacht war etwas lauter, als die zuvor, aber immer noch akzeptabel. Um 7:00 Uhr sind wir schließlich aus den Schlafsäcken gekrochen und haben die frischen Brötchen genossen. Wir fahren auf Hamburg zu. Nach gut 20 km erreichen wir Finkenwerder und kriegen sofort eine Fähre zu den Landungsbrücken. Wieder an Land folgt eine anfangs recht wuselige Passage durch die Innenstadt bis Zollenspieker, wo wir wieder auf eine Fähre steigen und uns bis Hopte schippern lassen. Unser Problem ist, dass wir schon seit Stunden Lust auf einen Café haben, aber nichts geeignetes zum Einkehren finden. Erst kurz vor unserem Etappenziel finden wir eine gnädige Bäckerei. – Die ersten Regentropfen fallen …

Der von uns ausgewählte Campingplatz „Land an der Elbe“ will einfach keine Notitz von uns nehmen, folglich fahren wir wieder ein paar hundert Meter zurück und zeihen auf den Campingplatz Sover Strand. Hier gibt es auch ein recht gutes Restaurant. Leider hat es zwischenzeitlich wie aus Eimern geschüttet und gedonnert. Jetzt ist es wieder trocken, aber es weht ein heftiger Wind. Aber das macht Hilleberg ja nichts aus ...

Das Abendessen in ansprechendem Ambiente (Restaurant auf dem Campingplatz) war gut.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Das Wetter hatte sich wieder beruhig und da es noch etwas verhangen, bzw. bewölkt war, machte das Radfahren richtig Spaß. Unser heutiges Ziel, der Bankerhof war dann doch eher sehr bescheiden. Eine holländische Familie schien sich ihren Traum erfüllen zu wollen, indem sie einen alten Bauernhof versuchen zu restaurieren. Folglich kamen wir uns ein klein wenig, wie auf der Baustelle vor. Alles - also auch die Sanitärräume und Küche - erweckte eher den Eindruck: "unvollendet", aber durchaus ausreichend. Lange blieben wir ganz allein, erst gegen Abend gesellten sich ein paar junge Leute zu uns.

Allerdings hatte dieser Tag noch einen ganz anderen Aufreger! - Knapp 4 km hinter Bleckede schepperte plötzlich mein Hinterrad. Sehr rasch mussten wir (mit hängenden Köpfen) konstatieren, dass mal wieder (bei Arno`s) Rad) `ne Felge hinüber war ;-( Zum Glück sind wir dieses Mal mitten im zivilisierten Deutschland, haben ein Smartphone dabei und noch schneller auf diese Art und Weise in Bleckede einen Fahrradladen ausgemacht. Ein kurzer Anruf und wir wussten, dort gibt es Ersatz. Ganz vorsichtig fuhren wir wieder zurück bis zu Webers Fahrradshop und wurden bestens beraten/bedient. Nach unglaublichen weniger als Minuten saßen wir (mit neuer Felge und "nur" 78 EURO ärmer) wieder auf den Rädern. Vielen, vielen Dank noch mal Herr Weber!!!

Donnerstag, 25. Mai 2017

Himmelfahrt, Vater- oder auch Herrentag. Super Wetter, eigentlich schon zu heiß. Der Wind, der uns fortan entgegen blies, verschaffte etwas Kühlung, dafür sank rapide die Durchschnittsgeschwindigkeit. - Das Etappenziel hieß Wassersportverein Wittenberge. Auch diese Einrichtung war nicht mehr so ganz neu, dafür wurden wir mit Bratwurst und gekühlten Getränken empfangen. Der freundliche Platzwart (und Vereinsvorsitzende) drückte uns einen Schlüssel in die Hand, so dass wir gut zu der am Ufer der Elbe gelegenen Zeltwiese gelangen konnten. Rasch stand unsere Burg und die Dusche lockte. - Erinnerungen an die Gemeinschaftsduschen in den Turnhallen zu meiner Jugendzeit (ist ja noch nicht so lange her) wurden wach, aber das Wasser war warm und alles funktioniert.

Wie schon zum ersten Mal bei unserem Eintreffen, zog es uns zum zweiten Mal an den Bratwurstgrill und danach an die Elbe. Wir verbrachten den Abend am Platz, gingen relativ früh schlafen. Die feiernden Jugendlichen ein paar Zelte weiter schwächelten dann beim Dunkelwerden auch (allerdings wurde es erst recht spät dunkel), so dass alsbald friedliche Ruhe einkehrte.

Freitag, 26. Mai 2017

Tagesziel war Tangermünde, konkret der Tangermünder Wassersportverein. - Schon die Lage des Platzes in unmittelbarer Stadtnähe macht ihn attraktiv, aber auch sonst gab es nicht wirklich was zu mäkeln. Man sollte sich ja immer vor Augen halten, dass diese Art von Plätzen keine eigentlichen Campingplätze sind, sondern mehr eine kleine zusätzliche Einnahmequelle für den Wassersportverein. Hauptsächlich gedacht sind die hier (gepflegten) Sanitärräume vorwiegend für die Marina.

Rasch hatten wir aufgebaut und schon waren wir auf dem sehr lohnenden Weg in die Stadt. Vorrangig suchten wir natürlich ";-)" etwas Passendes für unseren mächtigen Radlerhunger. Dabei umrundeten wir so ganz nebenbei mindestens zweimal komplett die sehr sehenswerte Innenstadt, ehe wir schließlich im Brauereigasthof einkehrten. Auf dem Heimweg statteten wir noch mal der Eisdiele, die wir auch schon bei unserer Ankunft in Tangermünde aufgesucht hatten einen Besuch ab.

Abschließend ist allenfalls noch zu berichten, dass ich hier endgültig eine meiner Mützen verloren/vergessen habe. Das ist insofern bemerkenswert, als dass diese Mütze bereits in Patagonien im Frühjahr diverse Ausreißversuche - dort allerdings erfolglos - unternommen hatte.

Samstag, 27. Mai 2017

Entlang (oder auf) dem Deich der Elbe ging`s bei Gegenwind und Hitze weiter Richtung Magdeburg. Wir hatten etwas Probleme mit unseren Getränkevorräten, da es nicht wirklich viel Stellen gab, selbige zu kaufen. Unser heutiger Schlafplatz sollte das Wassersportzentrum Henning, nahe Schönebeck sein. -Ok., der Platz für unser Zelt direkt an der Elbe hatte schon was. Allerdings handelte sich auch hier wieder nicht um einen eigentlichen Campingplatz sondern wieder um ein sog. "Wassersportzentrum". Dass man hier seinen Wohnwagen abstellen, bzw. zelten darf ist eher ein Nebenprodukt. Entsprechend rudimentär ist dann auch die Ausstattung, sprich sind die Sanitärräume (Container). Nun ja, wir wollten hier ja "nur" schlafen ...

Das Abendessen haben wir uns selbst gekocht, den Dämmerschoppen dann aber am Imbisswagen genommen. Hier trafen wir noch zwei Gleichgesinnte und kamen mächtig ins Fachsimpeln.

Sonntag, 28. Mai 2017

Der Wetterbericht drohte uns so um die 30 °C an, der Wind blies weiterhin von vorne (was als Kühlung zwar recht angenehm, zum Vorankommen aber doch eher hinderlich war). Wir nutzten jede sich bietende Gelegenheit, Getränke zu kaufen und viel zu trinken. Leider war Sonntag und da sind fast alle (der ohnehin wenigen) Geschäfte geschlossen. Am Radweg an sich war auf diesem Streckenabschnitt nichts auszusetzen, meist gab`s glatten Asphalt. Wir ließen es also (schweißgebadet) rollen und beschlossen nicht wie ursprünglich geplant, beim Seesport Dessau zu übernachten, sondern bis zur Lutherstadt durchzufahren.

Abschlussveranstaltung des Evangelischen Kirchentages. Umfangreiche Absperrungen und noch viel mehr Polizei und Militär "empfingen" uns schon weit vor Wittenberg. Alles schien geordnet, überall gute Stimmung (trotz der Hitze) und je näher an Wittenberg ran kamen, desto höher auch die Geräuschkulisse. - Brigitte navigierte uns elegant zum Marina Camp Elbe (wir waren hier vor Jahren schon mal) und wir ergatterten tatsächlich auch noch ein freies Stellplätzchen. Bedauerlicherweise war das Restaurant geschlossen, so dass wir bei Einbruch der Dämmerung noch `ne etwa 3 km lange Wanderung zur Lutherstadt unternahmen, uns ein italienisches Restaurant gönnten und die Kalorien für den wieder 3 km langen Heimweg in einem Eiscafé tankten.

Montag, 29. Mai 2017

Nach warmer, etwas unruhiger Nacht, hat uns die Sonne "überredet", die Isomatten zu verlassen und mit dem Rückbau zu beginnen. Wir waren längst nicht die einzigen, die den Heimweg antraten, so allmählich schien sich der gesamte Platz zu leeren.

Der weg zum Bahnhof war kein Problem und ein passender Interregio war auch schnell gefunden. - Gegen Mittag waren wir wieder zuhause.

Resümee

Nach gut 600 Kilometern sind wir schließlich in der Lutherstadt Wittenberg gelandet, haben also unseren Plan erfüllt ;-)

Wir haben die Richtung "stromaufwärts" bewusst gewählt, da angeblich der Wind eher aus westlicher Richtung bläst, was anfangs auch durchaus zutraf. Aber nicht nur der Wind unterstützte uns auf den ersten paar Hundert Kilometern heftig, auch die Beschaffenheit des Elberadweges war makellos. Das änderte sich eigentlich erst etwas in den neuen Bundesländern. Hier gab es dann hin und wieder auch mal Platten- oder Pflasterwege. Aber immer noch gut befahrbar.

Nicht ganz so üppig sieht es mit etappengerechten, kommerziellen Campingplätzen aus. Gibt es solche in Küstennähe noch in relativ großer Anzahl, lässt das landeinwärts mächtig nach. Wir haben uns damit beholfen, dass wir bei den Wassersportvereinen angeklopft haben, die für Wasserwanderer (oft aber auch für Rad fahrende Landratten) `ne kleine Zeltwiese anbieten. Allerdings muss man bzgl. der Sanitäreinrichtungen oft einige Zugeständnisse machen. Die Immobilien sind mächtig in die Jahre gekommen und werden meist mit wenig Mitteln von kleinen Vereinen am Leben erhalten. Die Gastfreundschaft dort war jedenfalls in allen Fällen herzlich und wir sind ja - was Komfort auf Zeltplätzen betrifft - weltweit so einiges gewohnt. ;-)

 

 

 

 

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