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Winter-Trekking im Sarek 1998

Winter-Trekking im Sarek 1998

Der Sarek ist eine großartig und unberührte Hochgebirgsregion mit steilen Gipfeln uns Gletschern. Zwischen den Gebirgsmassiven erstreckt sich ein Netzwerk von tief eingeschnittenen Talgängen, die von reißenden Wasserläufen durchströmt werden.
In diesem Terrain voranzukommen, ist, wie man sich leicht vorstellen kann, ungeheuer strapaziös.

Der Sarek ist aber auch eine weglose Wildnis. Die zentralen Teile des Nationalparks liegen kilometerweit von bewohnten Gebieten entfernt. Es gibt keinerlei Einrichtungen für Touristen, Pfade oder Hütten. Im Falle eines ernsthaften Unglücks ist man völlig auf sich gestellt.

Im Winter stellt der Sarek noch höhere Anforderungen an seine Besucher. In vielen schmalen Tälern wie beispielsweise dem Lullihavagge besteht selbst unten im Tal Lawinengefahr. Im Winter toben schwere Stürme, und das Fehlen von Übernachtungshütten macht einen Aufenthalt in diesem Gebiet nur für extrem erfahrene Gebirgswanderer möglich.

(Zitat aus einer Informationsschrift des SVENSKA TURISTFÖRENINGEN, den kompletten Text findet Ihr weiter unten)

Vorbemerkungen

Den nachfolgenden Reisebericht schrieben wir anhand einiger weniger Aufzeichnungen, vorwiegend aber aus unserer Erinnerung. Schon möglich, dass mal ein Detail "auf der Strecke blieb" andere Einzelheiten sich dafür aber ganz besonders tief im Gedächtnis eingeprägt haben. Man möge uns daher eventuelle "Ungereimtheiten" verzeihen! - In Kürze wird ein weiterer Erinnerungsbericht zu unserer Sarek-Tour im Frühjahr 1999 folgen.

1996 "wagten" wir es also erstmals zu zweit eine Trekkingtour im Winter durch den Sarek (Nordschweden / Lappland) zu unternehmen. Wir hatten vor, auf Cross-Country-Ski, nach einer einwöchigen Eingewöhnungszeit / Akklimatisationszeit in Kvikjokk, in wiederum etwa einer Woche entlang dem markierten Kungsdleden, von Hütte zu Hütte nach Saltoluokta fjällstation zu wandern und von hier aus wieder die Heimreise anzutreten.

Vorausgegangen waren langwierige Vorbereitungen (ein Teil der Reise, der m.E. fast so schon ist, wie der Urlaub selbst). Insbesondere galt es, die erforderliche Ausrüstung, wie auch Detailkenntnisse zu der Tour und der Region zu erlangen. - Sehr hilfreich bei der Reiseplanung war uns damals die Familie Gruda, die mittlerweile aus ihrer Passion einen Job gemacht und die Firma
homo peregrinus der wandernde Mensch naturnahes und kulturvermittelndes Reisen in Sápmi / Lappland
gegründet haben.

Die Familie Gruda war es dann auch, die uns ein erstes Quartier in Kvikjokk vermittelten, dem Ausgangspunkt unserer geplanten Winter-Trekking-Tour. Weitere Details zu diesem "Abenteuer" werde ich später einemal zu einem gesonderten Bericht zusammen fassen; hier dient die Erwähnung der damaligen Tour lediglich dafür, herzuleiten, weshalb ich erstens wieder im Winter in den Sarek wollte und zweitens, weshalb ich keine Hüttentour in der gehabten Weise mehr machen wollte.

Wer einmal im Winter durch diese fantastische, einsame, unberührte Natur gewandert ist, der kommt wieder! Allerdings machten wir auch sogleich die negative Erfahrung, dass Teile des Kungsledens außerhalb des Naturschutzgebietes liegen und somit mit Schnee-Skootern befahren werden dürfen, ein sehr lautstarkes, nervtötendes Hobby der Schweden. - Letztere "Belästigung" ließe sich nur dann vermeiden oder umgehen, indem man von vorn herein eine Tour plant, die (fast) ausschließlich innerhalb der Grenzen des Nationalparks verläuft (hier sind die Skooter verboten!). Wählt man innerhalb des Nationalparks eine Hüttentour, biete sich er Padjelantaleden an, verzichtet man gänzlich auf Hüttenübernachtungen, bleibt das Iglu oder schließlich das Zelt.

Wir (Brigitte und ich) entschlossen uns zu letzterer Variante. Wieder suchten und fanden wir kompetente Hilfe und Unterstützung bei der Familie Gruda. Allerdings wurde uns auch rasch bewusst, dass eine Sarek-Durchquerung mit Zelt und Pulka doch einige Risiken mehr barg, als eine reine Hüttentour. Die gewollte Einsamkeit hat zumindest in Gefahrensituationen auch ihren Preis. Da es hier weder Mensch noch Telefon gibt (auch das Handy funktioniert nicht), darf einem eigentlich nichts ernsthaftes passieren, da man sonst den verletzten Partner allein zurück lassen muss, um in einer Mehrtagestour Hilfe zu holen. - Folglich beschlossen wir, gleichgesinnten Mitreisende zu suchen, was leichter gesagt, als getan ist.

Schließlich lernten wir über den ACB Bernhard und Ursula kennen, die von unserer Sare-Idee ebenso begeistert waren wie wir. Was folgte war ein langer Kennenlern-Prozess und oft tagelange Diskussionen über die Ausrüstung. Eine umfangreiche Einkaufsliste, vorwiegend abzuarbeiten bei der Fa. Globetrotter (wir hatten einen erheblichen Preisnachlass ausgehandelt), war die logische Folge.

Der Reisetermin rückte näher, die Vorfreude nahm zu, die erhoffte Harmonie in der Gruppe dagegen nicht.. Es kam zu Auseinandersetzungen und schließlich zum Bruch.

Glücklicherweise sprachen wir Helmut und Kaktus auf das Thema Sarek an und landeten einen Volltreffer. Beide waren sofort begeistert und fingen an zu planen. Vor allen Dingen waren und sind sie absolut teamfähig. Etwas besseres, als ihre Gesellschaft, hätte uns auf dieser (und auch auf der nächsten) Reise gar nicht "passieren" können.

Die Tour (Zeitraum: 20. März bis 12. April 1998)

20. - 22. März: Anreise mit Zug nach Gällivare (Nachtzug Berlin-Malmö; Tags nach Stockholm; Nachtzug nach Gällivare). - Das bedeutete, dass wir meist nachts per Schlafwagen unterwegs waren und uns einen Tag für Stockholm "gönnten". Ein besonderes Problem bei der Anreise war unser umfangreiches Gepäck. Besonders sperrig ist meine 1,5 m lange Pulka. Ich hatte diese voll beladen, verschnürt und an einer Seite mit Rädern versehen, so dass ich sie wie eine beladen Sackkarre manöverieren konnte. Dennoch hatten wir in den verschiedenen Zügen, insbesondere in den Schlafwagen, erhebliche Platzprobleme.

Die Weiterreise - inzwischen ungab uns wunderschöne Winterlandschaft - erfolgte mit dem Bus (die Überlandbusse haben ein geräumiges Gepäckfach) bis Kebnats und von dort per Skidoo zur Saltoluokta fjällstation (Gebirgshotel des STF). Die Abende verbrachten wir am prasselnden Kamin und genossen ansonsten die vorzügliche Gastfreundschaft und das landestypische, stilvoll dargebotene Abendessen (Kerzenschein und Kamin).

23. und 24. März: Zwecks Akklimatisierung - hier herrschte tiefster Winter - unternahmen wir auf unseren Cross-Country Ski Tagestouren um die Fjällstation (Gebirgshotel). Der Tag, an welchem unser Abenteur starten sollte, rückte unaufhaltsam näher!

25.März: Die Pulkas und Rucksäcke sind gepackt, die Hütten geräumt. Es geht los! - Zunächst dem Kungsdleden folgend, zogen wir unsere "Schlitten" von der Saltoluokta fjällstation in Richtung Sitojaurestugorna. Schnell folgte ein längerer Anstieg, der es erforderlich machte, die Felle unter die Ski zu montieren. Wir kamen langsamer voran, als gehofft und beschlossen unsere erste Etappe an der Nothütte (nicht benutzt) Autsutjvagge enden zu lassen. Diese sollte uns in der ersten Nacht notfalls Schutz bieten, falls es mit den Zelten oder anderen Dingen z.B. dem Wetter (Kälte, Sturm) Probleme geben sollte. Wir buddelten unser erstes Loch in den Schnee (sah eher aus, wie eine Strandburg), um uns ggf. vor Wind bzw. Strum zu schützen und schlüpften in unsere Daunenjacken und -hosen. Mit dem Benzinkocher schmolzen wir Schnee und bereiteten die erste Mahlzeit.

26.März: Die erste Nacht im Zelt war viel weniger schlimm, als befürchtet. Nachts machten wir das erste Polarlicht aus. Nach dem Frühstück (Schnee schmelzen, Tee zubereiten, etwas Schwarzbrot mit Speck) ging es weiter entlang des Kungsleden bis in die Nähe der Sitojaurestugorna. Wieder schlugen wir unsere Zelte auf, immer noch in der Gewißheit, dass notfalls eine "sichere" Hütte wenig entfern war.

27. März: Ab sofort verließen wir den markierten Weg (Kungsdleden) und weiter ging es ohne jede Markierung, jetzt ganz (und zum ersten mal im Leben) auf unsere Navigationskenntnisse und dem GPS vertrauend entlang des Sitojaure (See) bis zur Sommersiedlung Rinim sameviste. Hier schließlich (endlich) beginnt der Sarek Nationalpark.

28. März: Nachdem wir einen geeigneten Platz zum Zelten gefunden hatten, richteten wir unser Lager ein. Vom Mittelpunkt des Zeltplatzes aus sägten wir mit der Säge (Fa. Stubai) konzentrische Kreise und nahmen von der Mitte aus einzelne Schneeblöcke auf , traten mit den Ski den darunter befindlichen Schnee fest und errichteten im entsprechenden Abstand eine Schneemauer , die als Windschutz dienen sollte. Anschließend bauten wir die zwei Zelte auf und verspannten sie (teilweise durch die Mauer hindurch). Wenn der Schnee besonders locker oder tief war, nahmen wir als Heringe einfach unsere Ski und Skistöcke. Das hat sich sehr bewährt.

Jetzt "durfte" Brigitte ins Zelt, ich reichte ihr die Isomatte, die Schlafsäcke, Daunenjacken und -hosen und das übrige erforderlich Gepäck an, während ich begann, eine komfortable Kochstelle zu bauen. Erst hob ich eine Grube aus, um beim Kochen bequem stehen zu können, dann baute ich in die vorhandene Mauer eine Kochnische und verstärkte den Untergrund mit einem Backblech, damit beim Kochen der Benzinkocher nicht immer tiefer einschmolz.

Jetzt endlich konnte Schnee geschmolzen werden und es gab meist als erstes eine heiße Brühe - wir hatten sog. 5-Minuten-Terrinen in kleine Plastikbeutel umgefüllt und folienverschweißt - mit einer "Bifi-Einlage". Schon wurde uns wärmer. Wir bereiteten anschließend das Abendessen und achteten peinlich darauf, ausreichend zu trinken. Schließlich kroch auch ich ins Zelt, zog die Daunenfüßlinge an und freute mich auf meinen kuscheligen Schlafsck.

In dieser Nacht ist es ziemlich kalt geworden. Die Quecksilbersäule fiel erstmals bis -16 °C!!
Am nächsten Morgen starteten in Richtung Lietjit-jaure.

29. März: Schlecht ist immer, wenn man nachts "mal raus muss!", weil die Blase drückt. Denn trotz widriger äußerer Bedingung gibt es im Schlafsack ein echtes Wohlfühl-Klima. Lediglich die Tatsache, dass unser Zelt fast immer im Schnee, manchmal auch auf Eis stand, hatte zur Folge, dass die Isolation nach unten (2 cm Isomatte, Zeltunterlage) manchmal nicht ganz ausreichte, was zwangsläufig dazu führte, dass, schlief man beispielsweise auf der Seite, der Hüftknochen allmählich kalt wurde; man musste sich umdrehen. Half alle Selbstbeherrschung nichts und man musste raus, hatte man auf jeden Fall das ?Vergnügen? in eiskalte Schuhe schlüpfen zu dürfen. Später haben wir das so gelöst, dass wir unsere Daunenfüßlinge anbehielten und damit in die Außenschalen der Schalenschuhe gestiegen sind. Das ging schnell (war manchmal nötig) und durchaus komfortabel.

Nach Anbruch des Tages hieß es dann zunächst erst einmal wieder Schnee schmelzen, Kaffee, Tee etc. zu kochen, Getränkevorräte für en Tag zu produzieren und schließlich abzubauen und zu packen. Wichtig dabei ist immer, dass man in Bewegung bleibt, damit einem nicht kalt wird. Noch rasch die Zähne geputzt (war meist die einzige Hygieneeinlage) und weiter ging`s

Meist sind wir so zwischen 9:00 Uhr und 10:00 Uhr los gekommen und haben so ab 15:00 Uhr Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz gehalten. Heute bogen wir am Lietjit-jaure nach Westen ab immer am Vuoinesuobbalah entlang bis kurz vor den Pierikvaratj.

30. März: Pausentag da dass Wetter morgens ziemlich mies war. Im laufe des Tages aber strahlender Sonnenschein. Zeit um den Schlafsack zu trocken.

31. März: Bei Schneetreiben und schlechter Sicht am Pierikvaratj vorbei über den Pierikjaure in Richtung des Rappadalen bis zur Pielastugan. Hinter der Hütte suchten wir Schutz vor dem ziemlich heftigen Wind. Ein netter Rentierhüter hatte die Hütte offen gelassen. Wir nahmen diese freundliche Einladung gern an.

01. April: Entlang des Rapajåkkå wieder bei strahlendem Sonnenschein von den Pielastugan über die Mikkastugan (hier steht das einzige Nottelfon einschließlich WC im ganzen Sarek Nationalpark) bis unterhalb des Mikkatjåggå im Ruotesvagge. Der strahlend blaue Himmel verführen Arno und Helmut zu immer steileren Abfahrten, allerdings mit Pulka. Leider stürtze Helmut dabei im immer tiefer werdenden Schnee. Dabei versetzte ihm die angehängte Pulka noch einen kräftigen Stoß. Sah zwar ziemlich witzig aus, aber irgendwie passte sein schmerzverzerrtes Gesicht nicht dazu. - Später in Berlin stellte sich heraus, dass er sich einen Kreuzbandabriss zugezogen hatte. - Da Helmut ein harter Mann ist, bestand er darauf die Tour fortzusetzen. Allerdings übernahm Kaktus ab sofort das Pulka ziehen.
In der folgenden Nacht erleben wir einen Kälterekord: -27°!!

02. April: Weiter von unterhalb Mikkatjåggå durch das Ruotesvagge bis zur Renvaktarstuga im selben Tal. War offen, deshalb mit Rücksicht auf Helmuts Kreuzbandriss Übernachtung in derselben. Zeltaufbauen, dass heißt knien oder alleine aufstehen war für Helmut unmöglich.

03. April: Durch das Ruotesvagge bis in die Nähe der verfallenen Kisuriskåtan am Sjnjuftjutisjåkkå. Übernachtung im Zelt. Wetter wurde zunehmend schlechter.

04. April: Durch das breite zugefrorene Flusstal bei völligem Whiteout bis zu den Kisurisstugan. Dies ist eine Hütte auf dem Padjelantaleden. Unterwegs unbeabsichtigt jede Menge Schneehühner aufgescheucht. Zum Schluss noch einige Sucharbeit, da die Hütte auf einem Plateau im Wald liegt und wir auch noch den Sommerweg gefunden hatten. Bischen Pulka wuchten und Spuren suchen. Auf das GPS-Gerät ist verlass.

05. April: Kisurisstugan Pausentag; verdientes Nichtstun.

06. April: Immer dem Padjelantaleden folgend von den Kisurisstugan zu den Akkastugorna Im wesentlichen dem Fluss Vuojatätno folgend.

07. April: Über den zugefrorenen Stausee von den Akkastugorna nach Ritsem. Immer den Spuren folgend und die offenen Stellen weitläufig umgehend. Als Belohnung Chips, Schokolade und Cola. Mit dem Linienbus und Skidoo weiter bis zur Saltoluokta fjällstation.

08. April: Pausentag. Wir verbrachten den Tag am offenen Kamin, in der Sauna und speisten fürstlich bei Kerzrnschein - wir machten richtig Urlaub!!

09. April: Pausentag. Nochmals Urlaub, aber auch schon Vorbereitungen für die Rückreise. Wehmut kam auf.

10. April: Rückfahrt (Bus nach Gällivare; Nachtzug nach Stockholm; Besichtung Stockholm; Nachtzug nach Malmö; Weiterfahrt nach Berlin



11. April: Aufenthalt in Stockholm

12. April: Ankunft in Berlin

Der folgende Text wird vom Schwedischen Staatlichen Amt für Umweltschutz zur Ver-fügung gestellt:

Sarek - Mythos und Wirklichkeit

Eine Informationsschrift für Bergwanderer, die den Nationalpark besuchen möchten. Sie möchten im Sarek wandern? Wir die wir für Schutz und Pflege des Nationalparks zuständig sind, hoffen, dass Ihnen bewusst ist, was eine Wanderung im Sarek bedeutet.

Der Sarek ist eine großartige und unberührte Hochgebirgsregion mit steilen Gipfeln und Gletschern. Zwischen den Gebirgsmassiven erstreckt sich ein Netzwerk von tief eingeschnittenen Talgängen, die von reißenden Wasserläufen durchströmt werden.

In diesem Terrain voranzukommen, ist, wie man sich leicht vorstellen kann, ungeheuer strapaziös. Der Sarek ist aber auch eine weglose Wildnis. Die zentralen Teile des Na-tionalparks liegen kilometerweit von bewohnten Gebieten entfernt. Es gibt keinerlei Einrichtungen für Touristen, Pfade oder Hütten. Im Falle eines ernsthaften Unglücks ist man völlig auf sich gestellt.

Wir möchten die Unerfahrenen unter Ihnen vor einer Wanderung in den Sarek warnen. Bevor Sie den Sarek in Angriff nehmen, sollten sie bereits einige andere Fjälltouren unternommen haben.

Der Sarek - eine Perle unter vielen

Viele Menschen kommen mit unrealistischen Vorstellungen in den Sarek, denn das Wandern dort hat mittlerweile so etwas wie eine Statusfunktion. Wir möchten diese Art von Mythos um den Sarek relativieren, ohne jedoch den Wert des Nationalparks schmälern zu wollen. Natürlich gehört das Gebiet zu den schützenswertesten und un-wegsamsten Schwedens. Natürlich kann der Sarek mit schroffen und naturschönen Gebirgsmassiven aufwarten - im Kebnekaisefjäll jedoch gibt es eine ebenbürtige Na-turszenerie mit ebenfalls ungewöhnlich geformten Gipfeln.

Der Sarek ist von seinem Areal her größer, was ein Grund für die Unterschutzstellung als Nationalpark war.

Natürlich ist der Sarek ein Wildmarkgebiet von imponierender Größe - wer jedoch wirk-liche Einsamkeit sucht, sollte Gebirgsregionen mit weniger imposanten Namen zum Wandern auswählen, denn während der Hauptsaison ist es im Sarek alles andere als einsam.

Tausende sind in den Sommermonaten in diesem Gebiet unterwegs, und an bestimm-ten Tagen begegnet man vielen Menschen. Wildnis und Einöde sind keineswegs identisch, auch wenn viele Leute diese beiden Begriffe vermischen. In Wildnisgebieten ist die Natur von Menschen unbeeinflusst und ursprünglich; in der Einöde ist es menschenleer.

Natürlich gibt es in einigen Tälern des Sarek eine reiche Fauna - die Chance, Großwild zu Gesicht zu bekommen, ist jedoch sehr gering. Auf jeden Fall gilt dies für die vierbeinigen Raubtiere. Elche und Greifvögel sind dagegen häufiger zu beobachten. Diese Möglichkeit hat man aber nicht nur im Sarek. Tatsache ist, daß die Fauna in ihrer Gesamtheit in anderen Gebirgsregionen z.B. im Vindelfjäll artenreiche ist.

Botaniker finden im Sarek nichts Außergewöhnliches vor. Die Flora im Padjelanta und im Abisko ist bedeutend interessanter.

Der Mythos um den Sarek hat Sie vielleicht getäuscht. Die schwedischen Gebirgsregi-onen sind groß, und der Sarek ist nur eine Perle unter vielen. Eines aber ist wahr: Wer eine unberührte Wildnis in einer Hochgebirgsregion erleben will, für den stellt der Sa-rek eine Klasse für sich dar. Wenn Sie diese Art Einsamkeit suchen, müssen Sie schon allein zurechtkommen. Wir von der Nationalparkverwaltung beantworten gern Ihre Fragen. Wenn Sie jedoch mit den Informationen, die den zur Verfügung stehenden Büchern über Bergsteigen und den Sarek, den Gebirgskarten und den Vegetationskar-ten zu entnehmen sind, nicht zurechtkommen, sind Sie eigentlich nicht erfahren genug für eine Sarek-Wanderung. Dann sollten Sie für Ihre Wanderung andere phantasti-sche, aber weniger anspruchsvolle Gebirgsregionen wie z.B. Padjelanta, Vindelfjällen, Kebnekaise oder Jämtlandsfjällen auswählen.

Die Bedingungen im Sarek erfordern, daß man Karten lesen die richtige Ausrüstung verfügt und nicht zuletzt die rechte Einstellung mitbringt, um nicht im vorausplanbare Schwierigkeiten wie z.B. schlechtes Wetter, über die Ufer getretene Flüsse, Müdigkeit etc. zu meistern. Sie müssen in der Lage sein, Ihre Pläne während der Wanderung zu ändern. Der Sarek soll eine Region bleiben, in der nichts unternommen wird, um eine Gebirgswanderung zu erleichtern. So steht?s im Pflegeplan des Nationalparks. Denn diese einzigartige und unberührte Landschaft soll erhalten bleiben. Natürlich können Sie auf eigene Faust den Sarek besuchen. Wir möchten denjenigen, die sich in dieses Gebiet aufmachen wollen, einige allgemeine Tipps geben. Und wenn Sie sich \"reif\" für die Wildnis fühlen, dann heißen wir Sie herzlich willkommen im Nationalpark Sarek.

Tipps

Der Sarek ist groß, und für eine Durchwanderung muss man mindestens eine Woche einplanen. Eine funktionale, gut durchdachte Ausrüstung inklusive eines guten sturmtauglichen Zeltes ist unerlässlich.

Sie benötigen einen warmen Schlafsack sowie zusätzliche wärmende Kleidungsstücke wie Pullover, Handschuhe und Schal. Denn auch im Sommer kann es empfindlich kalt werden, und Schneefälle sind in dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches. Gute Regenbekleidung ist im Sarek ein Muss! In dieser Region fallen sehr große Mengen an Niederschlag. Sie können davon ausgehen, dass es an zwei von drei Tagen regnet oder bedeckt ist. Man kann zwar Glück haben und eine längere Sonnenperiode erwischen, aber ausgehen darf man davon auf keinen Fall.

Ein zuverlässiger Outdoor-Kocher und Proviant gehören ebenfalls zur Ausrüstung. Wir von der Nationalparkverwaltung sehen es am liebsten, wenn das Lagerfeuermachen auf ein Minimum reduziert wird. Zwar ist es nicht verboten, aber die Feuerstellen ver-schandeln die unberührte Natur. Zudem benötigen Sie ja Brennmaterial zum Verfeuern, was die Vegetation des Parks, der Sie es entnehmen, beeinträchtigt. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass von lebenden Birken keine Rinde abgeschält werden darf. Lagerfeuer sollten nur dann entzündet werden, wenn Kleidung getrocknet werden muss. Das regelmäßige Essen kochen über offenem Feuer ist sowieso unzweckmäßig. Die Belange des Sarek sollten jedem Besucher am Herzen liegen!

Eine Sarek-Ausrüstung wird zwangsläufig recht schwer - wiegt das Gepäck eines Ein-zelwanderers weniger als 20 kg, hat er wahrscheinlich etwas Wesentliches vergessen. Sinnvoll ist es, die Traglast, soweit möglich, auf mehrere Personen zu verteilen.

Ein Wanderstab ist eine gute Hilfe beim Wandern und Durchwaten von Bächen - von lebenden Bäumen darf er jedoch nicht stammen!

Im Winter stellt der Sarek noch höhere Anforderungen an seine Besucher. In vielen schmalen Tälern wie beispielsweise dem Lullihavagge besteht selbst unten im Tal Lawinengefahr. Im Winter toben schwere Stürme, und das Fehlen von Übernachtungs-hütten macht einen Aufenthalt in diesem Gebiet nur für extrem erfahrene Gebirgswanderer möglich.

Wegwahl

Im Sarek gibt es keine Wanderpfade, mit Ausnahme des Kungsleden, der über eine kurze Strecke den südöstlichen Teil des Parks passiert. Trampelpfade sind jedoch auf den von vielen Menschen begangenen Routen entstanden.

Wir wollen und können keine genauen Angaben über geeignete Routen aufzeigen, denn niemand kann vorbehaltlos Tipps zum Sarek geben. Schneeverhältnisse und Was-serstände variieren von Jahr zu Jahr. Die Wahl des geeigneten Weges müssen Sie selbst draußen im Gelände mit Hilfe von Karte, Kompass und einem sicheren Urteilsvermögen finden.

Rapadalen

Rapadalen ist ein großartiges Tal, aber eine Wanderung dort ist kein Sonntagsspaziergang. Das Tal hat eine dichte Vegetation, und folgt man auch den ausgetretenen Pfaden auf der nördlichen Seite, so ist ein Vorankommen im Weidendickicht - besonders bei Regen - sehr beschwerlich. Über weite Strecken verläuft der Trampelpfad durch Sümpfe mit morastigem und schlammigem Untergrund. Bestimmte Streckenabschnitte wurden kürzlich mit Bohlenwegen versehen, um den Boden zu schützen. Aber nach wie vor ist eine Wanderung durch das Tal sehr anstrengend. Wir empfehlen den Gebirgswanderern, den unteren Teil des Rapadalen zu meiden und sich statt dessen nördlich von Skierfe zu halten, dem Nordhang des Tales zu folgen, und die Route schräg auf Alep Vassajajakkatj zu nehmen, die runter nach Rapaselet führt. Diese Route bietet viele großartige Ausblicke, die das, was man vom Tal aus sieht, weit über-treffen.

Startpunkte

Von Kvikkjokk im Süden kann man die Samensiedlung Parek im Nationalpark erreichen; auf den ersten 10 Kilometern folgt man dem Kungsleden und auf den letzten 10 Kilometern einem Bohlenweg. Auch kann man von Kvikkjokk aus auf dem Kungsleden über zwei Tagesetappen nach Aktse wandern, um sich von dort in den Park aufzumachen. Von Aktse aus fahren Boote nach Nammatj im Rapadelta. Im Norden ist Suorva ein geeigneter Startpunkt. Nach einer Tageswanderung erreicht man die Parkgrenze an der Brücke über den Kukkesvaggejakka. Bei langanhaltendem Regen kann der Fluss Njbbejakka zu einem Hindernis werden. Dieser \"Eingang\" zum Sarek ist unter norma-len Umständen aber der bequemste.

Eine andere Variante im Norden setzt voraus, dass man von Saltoluokta bis Sitojaure dem Kungsleden folgt, von dort per Boot (Bootsverbindung wird von Samen betrieben) das westliche Ende des Sees an der Parkgrenze erreicht und dann weiter in das Tal Pastavagg gelangt. Weiter nördlich ist Änonjalme am Padjelantaleden ein guter Start-punkt. Man folgt dem Pfad in südlicher Richtung und kann unterhalb des Akka-Massivs in nicht durch Steinhaufen gekennzeichnetes Terrain abbiegen, muß jedoch den Fluss Snjuftjutisjakka durchwaten.

Alternativ kann man aber auch dem Pfad bis zur Kisuris-Hütte folgen, um den Snjuftju-tisjakka dort über eine Brücke zu passieren. Verkehrsverbindungen von Jokkmokk aus fahren fahrplanmäßig Busse Kvikkjokk an. Die Startpunkte im Norden des Nationalparks erreicht man mit dem Bus von Gällivare aus. Zwischen Ritjem und Änonjalme im Norden wird im Sommer ein Bootspendelverkehr unterhalten. Hütten Im Sarek gibt es keine Hütten für Touristen. Für Parkwacht, Rentierwirtschaft und zu Forschungszwe-cken wurden jedoch einige Häuser errichtet. Alkastugan und Njatsosstugan, kleine prismenförmige Hütten, in den westlichen Parkteilen gelegen, sind unverschlossen und können in Notsituationen von Bergwanderern genutzt werden. Alle anderen Hütten sind verschlossen. Die wenigen Lappenkoten in diesem Gebiet sind mehr oder weniger verfallen; nur eine Kote bei Tielmaskaite ist noch nutzbar. Zeltplätze Überall kann man gute Zeltmöglichkeiten finden, mit Ausnahme der hochalpinen Regionen. Fürs Zelten ungeeignet sind z.B. das Luottalako-Plateau und die Talgänge wie Lullihavagge, Jeknavagge und Neitarieppevagge.

Gletscher

Niemand sollte sich ohne Gletschererfahrung in die Gletscherregionen des Sarek wagen. Keiner der Gletscher ist vollkommen sicher. Gletscherspalten und -quellen können lebensgefährlich sein Besonders risikoreich ist es, wenn Schnee die Gletscher bedeckt, so daß Löcher und Spalten im Eis nicht sichtbar sind. Ist die Gletscherzunge schneefrei, ist eine Gletscherbegehung wesentlich sicherer; die oberen Teile der Gletscher sind jedoch während des ganzen Sommers von Schnee bedeckt. Bei der Überquerung eines schneebedeckten Gletschers muss man aus Sicherheitsgründen immer angeseilt sein. Zudem sind Steigeisen und Eispickel erforderlich.

Schwer zu durchwatende Flüsse

Viele der Wasserläufe im Sarek sind bei Hochwasser unpassierbar. Auch kleine und sonst leicht zu durchwatende Bäche können über die Ufer treten und eine starke Strömung aufweisen. Die Wasserführung der Gletscherflüsse variiert in Abhängigkeit vom Schmelzwasser sehr stark. Häufig sind sie schmal, steilufrig und stark strömend wobei rollende Felsblöcke eine besondere Gefahr darstellen. Flüsse wie Rapaätno, Njatsosjakka, Katokjakka und Kukkesvaggejakka gelten als besonders gefährlich. Ein Durchwaten dieser großen Wasserläufe sollte deshalb unterbleiben. Die beiden letztgenannten Flüsse kann man jedoch über Brücken passieren. Unterhalb Laddepakte gibt es eine beschriebene Watstelle durch den Rapaätno - Tielmavadet. Es ist jedoch sehr schwierig und nicht ohne Risiko, den hier normalerweise sehr breiten und relativ tiefen Fluß zu durchqueren. Nachfolgend einige weitere strategisch günstig gelegene Flüsse, die von Wanderern oft durchwatet werden, aber mit Vorsicht zu genießen sind: Sarvesjakka: schwierig in den unteren Flußabschnitten bei Hochwasser; Überspringen kann man ihn im Oberlauf in einem schmalen Canyon unterhalb Ritatjakka Kuoperjakka: an der Mündung des Alkavagges breit und steinig; mittelschwer zu durchwaten Tjagnaris-jakkatj: nahe der Ebene Pielaslätten, auf der mitunter Schneetreiben herrscht und die ansonsten sehr viel Vorsicht erfordert Plakatjakka: Im Talgang Njatsosvagge, ein Bach mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, abhängig vom Wasserstand.

Aus Gründen der Sicherheit sollte eine Sarek-Tour mit so wenig Watstellen wie mög-lich geplant werden. Im Spätsommer führen die meisten Flüsse in der Regel weniger Wasser, es sei denn, ein Unwetter hätte große Niederschlagsmengen gebracht.

Brücken

Im Sarek gibt es zwölf Brücken. Sie wurden in erster Linie für die Belange der Rentierzucht erbaut. Der Kungsleden führt im Südosten des Parks über einige dieser Brücken. Die Brücken sind in der neuesten Versionen der Gebirgskarten eingezeichnet. Im Winter und bei der Frühjahrsschmelze können diese Brücken beschädigt und dadurch unpassierbar werden. Die Brücke Skarjabron im Zentrum des Parks wird vor Wintereinbruch abgebaut und, sobald die Bedingungen es zulassen, gewöhnlich im Monat Juni, wieder an ihren Platz gestellt Verläßliche und aktuelle Informationen über den Zustand der Brücken erhalten bei: Fjällenheten i Jokkmokk.

Gipfelbesteigungen

Die herrlichen Gipfel des Sarek verlocken oft zu Besteigungen. Viele der Gipfel sind jedoch von Gletschern umgeben und nur schwer zu bezwingen. Ohne Hochgebirgser-fahrung sollte man diese Gipfel nicht in Angriff nehmen. Andererseits gibt es viele leicht zu besteigende Gipfel, wie z.B. Naite, Laddepakte, Skarjatjakka, Nammatj und Skierfe, die allesamt eine phantastische Aussicht ermöglichen.

Kanu

Achtung, alter Text: Der Sarek ist kein Kanu-Eldorado. Die meisten Wasserläufe sind reißende Wildwasser und mit einem normalen Kanu unbefahrbar. Lediglich der untere Teil des Rapadalen eignet sich fürs Kanufahren. Vom See Laitaure kann man gut 10 km durch das Rapadelta paddeln, bis dann Stromschnellen der Fahrt ein Ende setzen. Das höher gelegene Rapaselet kann nur der erreichen, der sein Kanu über lange Pas-sagen über Land schleppt. Wir raten von diesem Unternehmen ab. Beim Paddeln im Rapadelta, das nicht zum Nationalpark zählt, ist eine große Rücksichtnahme auf die reiche Vogelfauna erforderlich. Ergänzung: Auf Grund neuer Regulationen ist es nicht mehr erlaubt, auf den Abschnitten des Rapa stromabwärts des Sarvesjakka ein Boot zu benutzen.

Literatur und Karten

Über den Sarek gibt es zahlreiche Veröffentlichungen, in erster Linie in Form von Zei-tungsartikeln. Praktische Handbücher mit Angaben zum Terrain sind ebenfalls erhältlich. Ein nützlicher Klassiker ist der Reiseführer von Axel Hamberg, herausgegeben von Svenska Turistföreningen 1922. Dieses Buch kann man heute als Faksimileausgabe erwerben. A.Hamburg: Sarekfjällen (in schwedischer Sprache), Bokförlaget Rediviva.

Nachfolgend weitere wertvolle Bücher für den Sarekwanderer.(alle in schwedischer Sprache):

    • Abrahamsson, T: Detta är Sarek, Stockholm 1984
    • Karlsson, B o S: Sareks fyra arstider, Sockholm 1982
    • Lundgren, S: Vandra i Sarek, Stockhom 1979
    • Nilsson, E: Mitt vildmarksrike Sarek, Stockhom 1979
    • Zur Orientierung sollten Sie Lantmäteriverkets Gebirgskarte Fjällkartan blad 28 H Sarek\" (Maßstab 1:100 000) wählen.
    • Eine ausgezeichnete Ergänzung dazu stellen die Vegetationskarten im Maßstab 1:100 000 dar, die vom Schwedischen Staatlichen Am für Umweltschutz produziert werden. Diese Karten geben Auskunft über Zeltmöglichkeiten, Begehbarkeit u.a.m. Weidendickicht, Felsregionen und Steilhänge sind beispielsweise eingezeichnet. Für eine Sarek-Wanderung benötigen Sie üblicherweise zwei Blätter: Nr. 6 Virihaure/Västra Sarek und Nr. 7 Östra Sarek/Stora Sjöfallet. Bestellen kann man die Karten be Staþens Naturvardsverket, Box 1302, S-171 25 Solna, Tel. 08 79910 00
        • Fjällenheten, Asgatan 20, S-96231 Jokkmokk Tel: 0971 123 30
        • Länsstyrelsen, Naturvardsenheten, Tel: 0920 960 00
        • Naturvardsverket (Schwedisches Staatl. Amt für Umweltschutz), Box 1302, S-171 25 Solna, Tel: 08 79910 00

        Übersetzung: Büro für Linguistik


Weitere Informationen erteilen:

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    • Fjällenheten, Asgatan 20, S-96231 Jokkmokk Tel: 0971 123 30
    • Länsstyrelsen, Naturvardsenheten, Tel: 0920 960 00
    • Naturvardsverket (Schwedisches Staatl. Amt für Umweltschutz), Box 1302, S-171 25 Solna, Tel: 08 79910 00

 

    Übersetzung: Büro für Linguistik

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